07/10/2024
Vor einigen Wochen kam ein Klient zu mir, nennen wir ihn Thomas. Thomas hatte in seinem Leben eine Menge Stress – gesundheitlich, beruflich und familiär. Dieser Stress hatte sich so sehr angehäuft, dass er irgendwann kaum noch wusste, wo ihm der Kopf steht. Was ihn aber auszeichnete, war die Erkenntnis: Er wusste, dass er etwas ändern musste. Er wollte aus diesem Teufelskreis ausbrechen, bevor es zu spät ist.
In unserem ersten Gespräch war er voll motiviert, den richtigen Weg einzuschlagen. Wir haben die ersten Schritte besprochen und ich habe ihm versichert, dass ich ihn auf diesem Weg begleiten werde. Doch dann passierte etwas, das ich leider oft erlebe – der Stress, der ihn zu mir geführt hatte, wurde plötzlich so überwältigend, dass er sich wieder zurückzog.
Thomas sagte kurzfristig ab, weil der Druck im Leben noch größer wurde. Seine gesundheitlichen und familiären Probleme haben ihn so sehr belastet, dass er entschied, die Hilfe, die er sich ursprünglich gesucht hatte, doch nicht in Anspruch zu nehmen. Ich konnte spüren, dass er in einer Art „Stress-Schleife“ feststeckte – und das ist psychologisch völlig verständlich.
Warum passiert das so oft?
Wenn wir gestresst sind, neigen wir dazu, zu vermeiden. Der Gedanke daran, noch mehr Energie für Veränderungen aufzubringen, scheint uns unmöglich – selbst wenn diese Veränderungen genau das sind, was wir brauchen. Das Gehirn entscheidet oft in diesen Momenten, dass es sicherer ist, beim Alten zu bleiben, auch wenn uns das Alte krank macht. Das nennt man „Vermeidungsverhalten“.
Ich habe mehrmals versucht, mit Thomas in Kontakt zu bleiben, ihm erklärt, dass genau jetzt der richtige Zeitpunkt wäre, etwas zu verändern – aber die Reaktion blieb aus. Der Stress hatte ihn in seinen Fängen und die Angst vor noch mehr Anstrengung verhinderte, dass er den nächsten Schritt tat.
Es war nicht leicht, diese Entwicklung zu beobachten. Als Coach sehe ich oft das Potenzial in Menschen, selbst wenn sie es gerade nicht sehen. Ich habe viel Hoffnung in Thomas' Veränderung gesehen, weil ich wusste, dass er es schaffen kann, wenn er sich auf den Weg macht. Doch manchmal muss man erkennen, dass man Menschen nicht zwingen kann, den nächsten Schritt zu gehen – sie müssen ihn selbst wollen.
Letztendlich habe ich Thomas eine letzte Nachricht geschrieben. Ich habe ihm erklärt, dass ich seine Entscheidung respektiere und ihm alles Gute auf seinem weiteren Weg wünsche. Aber ich habe auch ehrlich gesagt, dass ich glaube, er könnte so viel mehr erreichen, wenn er den Mut hat, rechtzeitig zu handeln, bevor der Stress ihn völlig ausbremst.
Ein Appell an alle, die sich in ähnlichen Situationen befinden
Was ich mit dieser Geschichte sagen möchte, ist Folgendes: Wenn du merkst, dass dein Stress dich erdrückt, warte nicht darauf, dass sich die Umstände von selbst ändern. Denn oft ändert sich nichts, wenn wir nicht aktiv etwas dafür tun. Der richtige Zeitpunkt, etwas zu verändern, ist genau dann, wenn es sich am schwersten anfühlt. Denn das ist der Moment, in dem sich die größten Fortschritte zeigen können.
Ich wünsche Thomas von Herzen, dass er eines Tages die Erkenntnis gewinnt, dass es keinen Mut braucht, um abzuwarten – der wahre Mut besteht darin, sich Hilfe zu holen, bevor es zu spät ist. Und ich werde auch weiterhin da sein, wenn er sich entscheidet, den Weg aus dem Stress zu gehen.
Für alle anderen: Lasst es nicht so weit kommen. Stress wird nicht besser, indem man ihn ignoriert – er wächst weiter und kann gesundheitliche Schäden verursachen. Wenn du merkst, dass du im Stress feststeckst, zögere nicht, dir Unterstützung zu suchen. Es ist nie zu früh, an sich zu arbeiten – aber manchmal kann es zu spät sein.
Ich bin immer bereit, dir zu helfen, den nächsten Schritt zu gehen.