08/01/2019
Das Handwerk des
Verbindung von beruflichem Alltag mit Familien- und Privatleben
Wenn schon selbstständige Handwerker ein Lied davon zu singen wissen, dass am Vormittag des Heiligen Abends noch dringend eine Heizung oder ein Backofen zu reparieren ist, um weihnachtlichen Frieden bei einem Kunden einziehen zu lassen, was bedeutet das für einen Bestatter, 24 Stunden und 365 Tage im Jahr erreichbar zu sein?! Bei aller Hingabe für den Beruf, bei aller eigenen Familientradition und auch dem wirtschaftlich unvermeidlichen schnellen Reagieren auf Todesfälle, bleibt es unsagbar schwer, mit Familie, Beziehung und Privatsphäre organisch zu verbinden.
Ein Bestatter berichtete, dass der tiefste Wunsch seiner heranwachsenden Tochter gewesen sei, eine Kreuzfahrt zu machen. Nicht etwa, um auf einem Luxusliner die Weltmeere zu bereisen, sondern einfach aus der trickreichen Erfahrung der Tochter, dass ihr Papa auf dem Kreuzfahrtschiff endlich einmal nicht weggerufen werden kann.
Eine strikte Trennung zwischen der beruflichen Konfrontation mit dem Tod und dem Privatleben wird es nicht geben können. Wie aber können täglich 8 – 10 Stunden Arbeit geistig abgespalten werden!? Eine organische Verbindung von Beruf und Privatem kann am besten dann gelingen, wenn man insbesondere als Bestatter die anderen Lebensbereiche zu schätzen weiß, wenn man die Erfahrung leibhaftig gemacht hat, wie schnell die schönen Lebensereignisse durch den entrissen werden können. Der Film auf der Couch am Abend, der Waldausflug mit der Familie, die Ausfahrt mit dem Motorrad wird so zu einem Erlebnis, das mehr ist, als Spaß und ein bisschen Freizeit. Diese privaten und schönen Situationen werden zur Feier des eigenen Lebens, hoffentlich verbunden mit Dankbarkeit und Zufriedenheit.
Ausschnitt aus dem Leitartikel der bestattungskultur 12/18.