16/11/2025
Unser italienischer Nachbar
Manchmal denke ich, das Leben schreibt die besten Geschichten genau dann, wenn man eigentlich nur heiß duschen und schlafen möchte.
Meran im November. Wir kommen in unserer Ferienwohnung an, voller Vorfreude – und treffen auf eine Heizung, die so kalt ist wie meine Motivation, noch einmal alle Koffer auszupacken. Warmes Wasser? Auch im Urlaub offenbar ein optionales Feature.
Gegen Mitternacht dann ein Geräusch, das irgendwo zwischen Alarm, Hilferuf und „Ihr werdet mich nicht ignorieren!“ klang – der Boiler.
Ich, im Herzerl-Pyjama, der Dackel im „Ich hab’s euch ja gesagt“-Blick, öffne die Tür… und plötzlich stehen zwei Männer vor uns.
Links: unser italienischer Nachbar.
Der Typ Mensch, der im Schlafanzug vermutlich eine Rohrzange bereithält, nur falls irgendwo im Haus jemand warmes Wasser braucht.
Rechts: der Vermieter.
Der Typ Mensch, der eher so wirkt, als hätte er gehofft, der Boiler erledigt sich von selbst, wenn man ihn lange genug ignoriert.
Die beiden sehen sich an – dieser Blick!
Als würden Engagement und Zurückhaltung ein Duell austragen.
Der eine verdreht die Augen, weil alles so langsam geht.
Der andere, weil alles so unnötig schnell geht.
Und mittendrin wir.
Ich mit Herzchen auf der Hose, der Dackel mit Herzchen im Blick – und beide überzeugt, einer von den zwei Fremden ist hier eindeutig der Held der Nacht.
Am Ende hat der Boiler wieder warmes Wasser gespuckt.
Der Nachbar hat uns angelächelt wie jemand, der das Universum wieder ins Lot gebracht hat.
Und ich dachte:
Manchmal sind es genau diese absurden, schiefen Momente, die eine Reise besonders machen.
Meran, du kleine Überraschungsbox 💛