21/02/2021
Das Bestattungsgarten Projekt
So schön kann Friedhof sein!
Ob Sankt Augustinus Garten, Rosengarten oder Michaelsgarten: Bestattungsgärten erfahren eine hohe Nachfrage. Kaum ein anderes Bestattungsplatzangebot wird den individuellen Ansprüchen Angehöriger mehr gerecht.
Auf verschiedenen Parzellen im Bestattungsgarten lassen sich unterschiedliche Wünsche umsetzen: In Gemeinschaftsflächen, wie bspw. im Hochbeet, sind die Kosten sehr überschaubar. Es gibt aber auch das Einzel- bzw. Partnergrab mit eigenem Grabmal. Das ist teurer, beinhaltet aber neben der Pflege auch den Grabstein einschließlich der Beschriftung.
Auch wenn Bestattungen in Wäldern ebenfalls hoch im Kurs stehen, ist die teilweise nicht einfache Erreichbarkeit und die eingeschränkte optische Wahrnehmbarkeit der Grabstelle nicht für alle eine geeignete Lösung. Die Erreichbarkeit mit öffentlichen Verkehrsmitteln ist begrenzt und die Wege im Wald können, insbesondere im Alter, beschwerlich werden. Das ist auf Friedhöfen oft deutlich einfacher. Viele Friedhöfe liegen in der Nähe des Wohnortes und sind beinahe fußläufig oder mit dem Bus sehr gut zu erreichen.
Der Anspruch an den Friedhof der Zukunft zeichnet sich in der Nachfrage bereits heute eindeutig ab: Pflegefrei, aber nicht anonym, optisch als konkrete Grabstelle identifizierbar, um auch einmal ein Grablicht entzünden oder eine Blume ablegen zu dürfen, bezahlbar und in erreichbarer Nähe. Wenngleich Feuerbestattungen deutlich überwiegen, bleibt das klassische Erdgrab für eine, wenn auch kleinere Gruppe, weiter sehr wichtig. Die Gebühren dafür sollten deshalb nicht derart ins Unerschwingliche abgleiten, dass man wider Willen eine Einäscherung veranlassen muss.
In Siegburg hat man die veränderten Bedürfnisse bereits vor Jahren erkannt und mit den etablierten Bestattern nach Lösungen gesucht. Schnell war klar: Für eine ansprechende, aber bezahlbare Pflege eines Bestattungsgartens darf die Ruhezeit der Urne maximal 12 bis 15 Jahre betragen. Außerdem darf die städtische Gebühr nur so hoch sein, dass die zusätzliche Gebühr für die Grabgestaltung und -pflege noch in das Gesamtkonzept zu integrieren ist. Das hat man geschafft und geboren war eins der erfolgreichsten Bestattungsplatzangebote in der gesamten Region.
Natürlich hat es nicht lange gedauert, bis die Nachbarstädte reagiert haben. Mittlerweile betreibt u.a. Sankt Augustin einen Bestattungsgarten nach dem gleichen Konzept. Die Ruhezeit für Urnen beträgt hier 15 Jahre.
In Hennef kann es eine vergleichbare Lösung so nicht geben, denn hier hält man noch an einer Ruhezeit von 25 Jahren fest. Das schraubt zum einen unmittelbar die Gebühren in die Höhe, zum anderen ist die Grabpflege im Bestattungsgarten für 25 Jahre zu teuer.
Die 25-jährige Ruhezeit für eine Urne hat auch einen weiteren negativen Aspekt: Familien, die noch alte Gräber besitzen und vor der Wahl stehen, eine Urne entweder in diesem vorhandenen Grab oder woanders beizusetzen, entscheiden sich oft gegen die vorhandene Grabstelle. Sowohl die Höhe der Gebühren für den erforderlichen "Nachkauf", als auch die Tatsache, weitere 25 Jahre für die Grabstelle verantwortlich sein zu müssen, erscheinen unattraktiv oder, vor dem Hintergrund des eigenen Alters, gar unmöglich. Und so lichten sich fortwährend die Grabreihen, insbesondere auf den Friedhöfen mit langen Urnenruhezeiten.
Auf der Grundlage dieser Beobachtung und im Namen sehr vieler Bürger, die sich uns anvertraut haben, lautet unsere Empfehlung an die Verwaltung: Die Ruhezeiten für Urnen müssen herabgesetzt werden. Das hätte gleich mehrere, positive Effekte: Die Bereitschaft, eine Grabstelle in die eigene Verantwortung zu übernehmen, würde steigen und damit würden mehr alte Grabstellen erhalten bzw. neue in Besitz genommen werden. In der Folge könnte die höhere Auslastung der Friedhöfe den weiteren Anstieg der Gebühren einbremsen. Aber auch innovative Projekte, wie die Etablierung eines Bestattungsgartens, würden bei überschaubar kurzen Ruhezeiten, größere Chancen auf Realisierbarkeit erfahren.
Fotos: Michaelsgarten, Siegburger Nordfriedhof (D. Busse)