08/11/2025
Wie stirbt es sich eigentlich??
Sterben ist so unterschiedlich, wie der Charakter eines jeden Menschen individuell ist. So stellen wir uns von Gast zu Gast auf ein einmaliges Sterben ein.
Frau A möchte keine Schmerzen und nicht leiden und fordert deshalb viele Medikamente ein.
Herr B wehrt vehement alles ab, er möchte alles bewusst wahrnehmen, auch wenn sein Leidensdruck hoch ist. Das können außenstehende nicht verstehen, aber wir tolerieren diesen Zustand und tragen ihn mit. Manchmal, wenn der Leidensdruck dann doch zu unerträglich wird, fordert auch Herr B zum Schluss noch Hilfe durch Medikamente ein, aber wenn nicht, darf er „sein Sterben“ selbst bestimmen.
Frau A kann ohne Leidensdruck sterben, weil wir in der letzten Phase aufpassen und schnell reagieren können. Wir lesen es in ihren Gesichtern. Wir achten auf Körperhaltung, Mimik, Gestik und Atmung. Durch unsere kontinuierliche Beobachtung erkennen wir, wenn sich etwas verändert und Frau A plötzlich wieder Schmerzen hat. Wir reagieren nach ihren Wünschen. Wir richten uns nach den Wünschen von jedem Gast.
Sollte der Gast schon nicht mehr selbst äußern können, was er sich in seinem Sterben wünscht, so reden wir mit den Zugehörigen und versuchen über diese herauszufinden, was Herr C oder Frau D für Vorstellungen hatten.
Gibt es niemanden, so handeln wir nach unserem besten Gewissen und mit ethischen Besprechungen im Team oder auch im Ethikkomitee.
Wir versuchen für jeden „sein Sterben“ so zu gestalten, wie gewünscht, oder eben so angenehm wie eben möglich. Dennoch ist jedes Sterben einmalig. Einige möchten auch gerne wissen, wann sie sterben. Man stirbt nur einmal und da ist es in den letzten Tagen, Stunden oder Minuten manchmal für den Sterbenden mit Unsicherheit behaftet. Manche fragen dann: Ist das jetzt sterben? Dann antworten wir natürlich ehrlich.
Und dann kann der Sterbende sich auch darauf einlassen, was das Sterben für ihn leichter machen kann.
Natürlich gibt es auch Menschen, die es fühlen, aber nicht drüber reden wollen. Dann reden wir auch nicht darüber oder man redet in symbolischer Sprache.
Auch die symbolische Sprache kann alles erklären, ohne einmal wirklich von Sterben und Tod gesprochen zu haben.
Frau A stirbt im Beisein ihrer Familie, behütet und geliebt.
Herr B stirbt allein, weil er schon immer alles mit sich selbst ausgemacht hat und keine Familie mehr hatte.
Herr C stirbt unerwartet und wird von einem Kollegen verstorben vorgefunden.
Und Frau D stirbt kurz nachdem ein für sich wichtiger Mensch noch einmal da war.
Und es gibt unendlich viele Variationen des Sterbens.
Einige Geschichten ähneln sich und dennoch stirbt jeder für sich.