28/11/2023
Lieber Herr Dr. Siegfried W Schulz,
ich habe mir erlaubt, Ihre Anmerkungen zur Schließung unseres Krankenhauses auf meine Seite zu duplizieren! Ihre Worte sollen VIELE Menschen erreichen 🙏🏻.
Folgend nun das Statement von Herrn Dr. Siegfried W Schulz:
„Nachdem sich der ausgebliebene Aufruhr um die Schließung unseres Krankenhauses gelegt hat, möchte ich doch noch einige Anmerkungen zur hinterlassenen Situation machen:
1. Liebe Entscheidungsträger aus dem Agaplesion Konzern, dem Krankenhaus, der Insolvenzverwaltung und der Politik: Ihre Bemühungen um den Erhalt des Krankenhauses waren trotz aller Bemühungen erfolglos. Vielen Dank für nichts.
2. Die fehlgeschlagene Rettung ist ja auch dem Weggang der ungeduldigen Mitarbeiter zu verdanken, die sich vorzeitig dem Untergang durch Kündigung entzogen haben, Diesen Mitarbeitern die Schuld in die Schuhe zu schieben ist wohl die mieseste Ausrede.
3. Die Tragweite der Schließung ist noch nicht endgültig diskutiert worden. Täglich ab 18:00 Uhr und schließlich auch am ganzen Wochenende können technische Untersuchungen (Rö, CT MRT sofern es noch betrieben wird) nur eingeschränkt geleistet werden. Freizeitsportler , Verletzte bei Arbeits- und Wegeunfällen werden lange Wege zur Versorgung in Kauf nehmen. Und bitte: die älteren Herrschaften nehmen in dieser Zeit bitte nicht ihren Treppensturz, Herzinfarkt oder Schlaganfall.
4. Die Zentrale Notfallpraxis wird auch in ihrem Leistungsvermögen erheblich eingeschränkt. Zitat von der HP der ZNP: optimierte ambulante Versorgung in Kooperation mit dem AGAPLESION EVANGELISCHEN KRANKENHAUS HOLZMINDEN. Das war dann wohl einmal.
5. Die Ärzte des Krankenhauses haben das Notarzteinsatzfahrzeug besetzt. Diese Ärzte sind jetzt nicht mehr da und müssen durch teure „Freelancer“ ersetzt werden. Das kann den Landkreis schon einmal eine halbe Million oder mehr im Jahr kosten. Oder man greift auf die Notärzte der Nachbarkreise zurück, wofür die sich bedanken werden. Aber man kann ja auch – wie schon angedacht und kommuniziert - vermehrt auf einen Rettungshubschrauber setzen, der ja nahezu immer fliegen kann (außer bei Sturm, Nebel, Schneetreiben, gelegentlich auch nachts).
6. Die Landkreise haben sich um die Gesundheitsvorsorge ihrer Bürger zu kümmern. Das dürfte ohne ein Akutkrankenhaus im Landkreis schon nicht optimal möglich sein. Es könnte sein, dass der Landkreis Holzminden bald Geschichte ist, wenn er nicht seinen Kernaufgaben nachkommen kann. So werden Einsätze von Polizei, Feuerwehr und Rettungsdienst bereits seit Jahren durch die „kooperative Regionalleitstelle Weserbergland“ in Hameln koordiniert. Das Landgericht wurde vor Jahren aus Holzminden abgezogen und erst kürzlich das Finanzamt. Jetzt noch Mängel in der Gesundheitsvorsorge. Gehab dich wohl, Landkreis.
7. Beschämend ist, dass in Holzminden mehrere Firmen mit Jahresumsätzen in Milliardenhöhe ansässig sind. Für das Krankenhaus gibt es aber keine sinnreiche Unterstützung. Für große Schadensfälle (z.B. Ammoniakaustritt, Floßunfall auf der Weser) war das Krankenhaus zur Problemlösung gern gesehen. Jetzt ist der Weiterbetrieb unwirtschaftlich. Stadt und Landkreis lassen es fallen. Dafür kann sich aber die Stadt für einen vermutlich 2-stelligen Millionenbetrag (Fördermittel eingeschlossen) ein „Schnüffelmuseum“ leisten.
Damit sind nun 90 Jahre Geschichte des Evangelischen Krankenhauses abgeschlossen.“