Psychotherapie-glaßmeyer

Psychotherapie-glaßmeyer Hier geht es um psychische Gesundheit, Aufklärung und die Entstigmatisierung psychischer Erkrankungen.

16/11/2025

ADHS & Kaffee

Viele Menschen mit ADHS sind über Jahre an Koffein als Form der Selbstmedikation gewöhnt, um wach, fokussiert oder emotional stabiler zu sein. Wenn dann mit Stimulanzien begonnen wird, kommt es häufig zu Irritationen, weil Ärzte selten genau erklären, wie sich Koffein und Medikamente gegenseitig beeinflussen können.

☕️ Sowohl Koffein als auch Stimulanzien wirken stimulierend, aber über unterschiedliche Mechanismen:

Koffein blockiert Adenosinrezeptoren. Das heißt, es hemmt Müdigkeit und steigert indirekt die Ausschüttung von Dopamin und Noradrenalin.

Methylphenidat oder Amphetamine (z. B. Medikinet, Ritalin, Elvanse) hemmen dagegen die Wiederaufnahme dieser Botenstoffe direkt.

Wenn beides kombiniert wird, kann sich der stimulierende Effekt potenzieren und das kann den Herzschlag und Blutdruck erhöhen, Unruhe, Nervosität, Angstgefühle oder Einschlafstörungen verstärken.

Gerade in der Eindosierungsphase, in der die individuell richtige Dosis noch nicht gefunden ist, kann das den Eindruck einer Unverträglichkeit oder Überdosierung erwecken, obwohl das Medikament an sich gut verträglich wäre.

Deshalb sollte während der Eindosierung auf Koffein weitgehend verzichtet werden, um Nebenwirkungen klar zuordnen und die optimale Dosierung sicher bestimmen zu können. Wenn die Dosis stabil ist, kann Koffein in moderaten Mengen meist wieder konsumiert werden, idealerweise zeitlich versetzt zur Medikamenteneinnahme (mindestens 2–3 Stunden Abstand), um additive Effekte zu vermeiden.

Wer über längere Zeit große Mengen konsumiert (z. B. >400 mg täglich, das entspricht etwa 4 Tassen Kaffee), sollte die Reduktion nicht abrupt, sondern schrittweise gemeinsam mit dem Arzt planen, um Entzugssymptome und Rebound-Müdigkeit zu vermeiden.

Koffein ist kein No-Go, aber in der Eindosierungsphase eher ein Störfaktor.

Wurde das bei dir vor Beginn der Medikation besprochen?

15/11/2025

Reboundeffekt oder emotionaler Crash?
 
ADHS bedeutet oft, dass unser Nervensystem besonders sensibel auf Veränderungen reagiert, sei es durch Reize von außen oder durch innere Prozesse. Zwei Zustände, die sich für viele sehr ähnlich anfühlen, aber sehr unterschiedlich entstehen, sind der Rebound-Effekt und der emotionale Crash.
 
Was ist ein Rebound?
 
Er tritt meistens auf, wenn die Wirkung von ADHS-Medikamenten nachlässt. Bei vielen ist das am späten Nachmittag oder Abend. Das Gehirn switcht dann wieder in seinen ungefilterten ADHS-Zustand:
 
- Reizoffenheit
- Impulsivität
- Konzentrationsprobleme
- Emotionale Reaktionen nehmen zu
 
Der Kontrast zum vorherigen Fokus oder der inneren Ruhe kann sich dabei wie ein Absturz anfühlen, ist aber „nur“ die Rückkehr zu unserer Grundlinie.
 
Und der emotionale Crash?
 
Er ist nicht medikamentenbedingt, sondern viel mehr das Ergebnis von emotionaler Überforderung. Wenn unser Nervensystem keine Ressourcen mehr hat, kommt es zu einem innerlichen Shutdown und wir rutschen unter unsere Grundlinie:
 
- Innere Leere
- Gereiztheit
- Emotionale Taubheit
- Sozialer Rückzug
 
So ein Crash kann durch Stress, Reizüberflutung, Symptom-Masking oder auch durch zu hohe Erwartungen ausgelöst werden.
 
Wieso ist die Unterscheidung aber so wichtig?
 
Beide Zustände sollten unterschiedlich begleitet werden.
 
- Rebound: durch kleine Alltagsroutinen den Übergang abfedern oder die Medikation nach ärztlicher Absprache anpassen
- Emotionaler Crash: Selbstfürsorge ist hier sehr wichtig. Reizreduktion, Rückzug, Entlastung und emotionale Regulation sollten hier berücksichtigt werden.
 
Kommentiere ➡️AIKO⬅️ für mehr Infos zum Thema Selbstfürsorge und wie sie dir helfen kann mit einem emotionalen Crash umzugehen.
 
Kennst du diese Zustände? Was hilft dir im Umgang damit?
 

13/11/2025

ADHS&Zyklus

Hormone haben einen erheblichen Einfluss auf die ADHS-Symptomatik bei Frauen.
 
Warum?
 
Bei Frauen spielt der Menstruationszyklus eine entscheidende Rolle. Während in der Follikelphase, also der 1. Zyklushälfte das Östrogen ansteigt und somit für gute Stimmung, klaren Fokus und mehr Motivation sorgt, übernimmt das Progesteron in der 2. Zyklushälfte, der Lutealphase, und das Östrogen sinkt.
 
Das kann sich direkt auf das Dopaminsystem im Gehirn auswirken, denn das Östrogen unterstützt die Dopaminverfügbarkeit im Gehirn. Fällt das in der 2. Zyklushälfte ab, fühlen sich viele Frauen mit ADHS plötzlich:

Das wirkt sich direkt auf das Dopaminsystem im Gehirn aus, denn Östrogen unterstützt die Dopaminverfügbarkeit. Fällt es ab, fühlen sich viele Frauen mit ADHS plötzlich
 
– reizbarer
– emotional instabiler
– unruhiger oder ängstlicher
– weniger konzentriert
– und merken, dass ihre Medikamente schwächer wirken.
 
Viele haben zusätzlich PMS- oder PMDS-Symptome, die sich durch ADHS noch verstärken. Einige erleben sogar depressive Verstimmungen, die oft mit Einsetzen der Periode wieder abklingen.
 
Was helfen kann:
– Tracke deinen Zyklus und deine Symptome mit Apps oder Notizen, um Muster zu erkennen statt dich selbst zu verurteilen.
– Sprich mit deinem Arzt, wenn deine Medikation in dieser Phase nicht reicht. Manchmal ist eine kleine Anpassung sinnvoll.
– Plane bewusster: weniger Termine, mehr Pausen, weniger Druck.
– Achte auf Ernährung und Schlaf, beides stabilisiert dein Nervensystem.
– Sprich offen mit deinem Umfeld, damit dich andere besser verstehen können.
 
Bitte glaub in diesen Tagen nicht, du wärst „zu sensibel“ oder „zu unzuverlässig“. Dein Gehirn reagiert einfach auf hormonelle Veränderungen. Selbstfürsorge heißt, das zu verstehen – nicht dagegen anzukämpfen.
 
Kommentiere ➡️AIKO⬅️, wenn du lernen willst, wie du dich in solchen Phasen besser unterstützt.
 

12/11/2025

Viele Erwachsene zweifeln nach der ADHS-Diagnose. Jahrelang hat man sich anders erklärt: als chaotisch, faul, empfindlich oder einfach „zu viel“. Wenn dann plötzlich eine Diagnose kommt, die Sinn ergibt, fühlt sich das ungewohnt an. Das Misstrauen gilt nicht der Diagnose, sondern sich selbst.

Vor allem Frauen haben gelernt, zu funktionieren, statt zu fühlen. Sie haben sich angepasst, Erwartungen erfüllt, kompensiert. Diese Strategien haben geholfen, aber sie machen es schwer, die Diagnose wirklich zuzulassen.

Wenn du dich darin wiedererkennst, kann Folgendes helfen:

- Erkenne den Zweifel als Teil des Prozesses. Er zeigt, dass du beginnst, dein Selbstbild zu überprüfen.
- Schreib dir Situationen auf, in denen du typische ADHS-Muster erkennst. Das stärkt das Vertrauen in deine Wahrnehmung.
- Lies Erfahrungsberichte oder Fachtexte von Experten. Wissen ersetzt Schuld durch Verständnis.
- Sprich mit anderen Betroffenen. Oft merkst du erst im Austausch, wie viele Parallelen es gibt.
- Achte auf deine Sprache. Ersetze „Ich bin zu unkonzentriert“ durch „Mein Gehirn funktioniert anders“.
- Feier kleine Aha-Momente. Jeder Schritt, der dich dich selbst besser verstehen lässt, ist Teil von Heilung.
- Hol dir Unterstützung, wenn der Zweifel bleibt. Therapie, Coaching oder eine Selbsthilfegruppe können helfen, das eigene Erleben neu einzuordnen.
- Und vergiss nicht deine Selbstfürsorge. Dein Nervensystem braucht Ruhe, Struktur und Mitgefühl, nicht noch mehr Druck.

Genau darum geht es in meinem Kurs AIKO. Schritt für Schritt zu mehr Verständnis, Stabilität und einem Alltag, der zu dir passt.

ADHS zu verstehen heißt, dich selbst neu kennenzulernen. Und das braucht keine Beweise, nur Geduld und Mitgefühl mit dir selbst. Kommentiere ➡️AIKO⬅️ für mehr Infos

Kennst du diese Zweifel?⬇️⬇️⬇️

09/11/2025

Diese Krise hat mich geprägt, weil sie mir gezeigt hat, wie man es nicht machen sollte.
 
Ich war jung, unsicher und in der Klinik ging es nicht um Verständnis, sondern um Kontrolle. Damals habe ich verstanden, was in Therapien schieflaufen kann, wenn Haltung und Sprache nicht stimmen. Wenn Fachpersonen Fachbegriffe benutzen, um Distanz zu wahren, statt Nähe zu schaffen.
 
Heute mache ich es anders. Ich will, dass Therapie ein Ort ist, an dem Menschen sich sicher und verstanden fühlen und verstehen, was in ihnen passiert.
 
Ich sehe es als meine Aufgabe, Brücken zu bauen: zwischen Fachwissen und echtem Verständnis. Zwischen Theorie und dem, was im Alltag passiert.
 
Zu oft habe ich selbst erlebt, wie klein man sich fühlen kann, wenn einem jemand gegenübersitzt, der in einer Fachsprache spricht, die man nicht versteht. Wenn Sätze so akademisch klingen, dass man sich dümmer vorkommt, als man ist. Wenn man denkt, man müsse „richtig“ sprechen, um ernst genommen zu werden.
 
Genau das mache ich anders. Für mich bedeutet Augenhöhe, dass Wissen nicht über Erfahrung steht. Dass Fachsprache nicht dazu dient, Distanz zu schaffen, sondern Verständnis zu fördern. Dass meine Patienten verstehen, was ich sage und dass ich verstehe, was sie meinen. Ich sehe sie als Experten für ihr Leben und mich selbst als Expertin für den Raum, in dem wir gemeinsam hinschauen.
 
Diese Krise war rückblickend eine Chance. Sie hat mir gezeigt, wie Therapie nicht sein sollte und mir die Klarheit gegeben, was sie stattdessen braucht.
 

08/11/2025

Mein Statement

05/11/2025

Haftbefehl
 
Je länger ich über die -Doku nachdenke, desto klarer wird, wie komplex seine Geschichte eigentlich ist. Da ist dieser Junge, der früh erwachsen werden musste. Der gelernt hat, Verantwortung zu übernehmen, bevor er überhaupt Kind sein durfte. Der den Schmerz seines Vaters mitgetragen hat und irgendwann begonnen hat, ihn zu betäuben.
 
Ich weiß nicht, ob Haftbefehl je eine ADHS-Diagnose bekommen hat. Aber beim Schauen hatte ich immer wieder den Gedanken, dass Trauma allein vielleicht nicht alles erklärt. Was, wenn da auch etwas Neurobiologisches mitspielt? Denn vieles an seiner Art zu fühlen, zu denken und zu handeln erinnert an das, was ich bei Menschen mit ADHS oft sehe.
 
Sicherlich spielen Traumata bei ihm eine große Rolle. Wer in einem Umfeld aufwächst, in dem psychische Krankheit, Sucht und Suizidalität präsent sind, erlebt tiefe seelische Verletzungen.
 
➡️Aber Trauma und ADHS schließen sich nicht aus, im Gegenteil: sie treten häufig gemeinsam auf.
 
Menschen mit ADHS erleben oft mehr traumatische Ereignisse. Gleichzeitig zeigen Studien, dass Traumata bei Kindern mit ADHS oft stärkere und länger anhaltende Folgen hinterlassen. Wenn dann familiäre Instabilität, psychische Krankheit oder Sucht hinzukommen, entsteht schnell ein Kreislauf aus Überforderung, Kontrollverlust und Selbstschutz, in Form von Rückzug, Überfunktionieren oder Selbstmedikation.
 
Vielleicht ist das, was wir da sehen, nicht nur eine Geschichte über Verlust und Gewalt, sondern auch über jemanden, der sein Leben lang versucht hat, mit einer inneren Unruhe zu leben, die nie wirklich verstanden wurde.
 
Bei Haftbefehl sehe ich womöglich beides: Traumata und ggf. eine neurobiologische Disposition, die ihn und seine Familie das ganze Leben begleitet hat. Sein Humor, seine Energie, seine Extreme, sie wirken wie der Versuch, innere Spannung zu regulieren.
 
Die Doku zeigt, wie eng Schmerz, Stärke und Überforderung oft miteinander verwoben sind und wie selten wir wirklich begreifen, was hinter Verhalten steckt.
 
Kam euch das Verhalten in manchen Szenen auch typisch für ADHS vor?
 

Viele sprechen nach der Netflix-Doku über  über Sucht, Ruhm oder seine Frau. Ich frage mich: wieso sieht niemand ein mög...
05/11/2025

Viele sprechen nach der Netflix-Doku über über Sucht, Ruhm oder seine Frau. Ich frage mich: wieso sieht niemand ein mögliches ADHS?

Aykut Anhan ist jemand, der früh erwachsen werden musste. Ein Vater, der spielsüchtig und depressiv war und sich suizidierte. Eine Kindheit, in der Sicherheit keine Konstante war. Und ein Junge, der versucht hat, dabei nicht unterzugehen. Mit Humor, Kontrolle und später mit Musik.

Ich weiß nicht, ob Haftbefehl jemals eine ADHS-Diagnose bekommen hat. Aber beim Schauen musste ich immer wieder an so viele Parallelen und Muster denken, die in meiner Arbeit mit Menschen mit ADHS ständig auftauchen.

Was viele übersehen: Genau diese Strategien sind oft Überlebensmechanismen. Wer in instabilen Familien aufwächst, lernt früh, Stimmungen zu lesen, Verantwortung zu übernehmen, zu funktionieren. Gerade wenn dann noch eine genetische Disposition für ADHS.

In der Doku sieht man beides: den Künstler, der alles gibt, und den Menschen, der immer wieder an sich selbst zerbricht. Er ist loyal, sorgt sich um andere, will helfen, stark sein, selbst dann, wenn er längst erschöpft ist. Das ist etwas, das ich bei vielen Erwachsenen mit ADHS beobachte: dieser unbewusste Versuch, Bedeutung zu finden, indem man gebraucht wird.

Auch das Suchtverhalten ist kein Zufall. Kokain, Glücksspiel, übermäßige Arbeit, das sind nicht nur Fluchten, sondern Versuche, einen inneren Zustand zu regulieren, der sonst kaum auszuhalten ist. Für einen Moment Ruhe im Kopf.

zeigt, wie nah Erfolg und Selbstzerstörung beieinander liegen können. Wie viel Charisma, Humor und Energie in Wahrheit Kompensation sein können. Und wie schnell wir Menschen verlieren, wenn wir nur das Offensichtliche sehen.

Vielleicht ist das, was viele als „Scheitern“ sehen, in Wahrheit der sichtbare Teil eines Lebens, das nie sicher war. Und vielleicht hätte alles anders ausgesehen, wenn jemand früh verstanden hätte, dass in dieser Familie ADHS eine Rolle spielen könnte.

Kam dir das Verhalten in manchen Szenen auch typisch für ADHS vor oder habe ich zu sehr die ADHS-Brille auf?

04/11/2025

Haftbefehl
 
Je länger ich über die -Doku nachdenke, desto klarer wird, wie komplex seine Geschichte eigentlich ist. Da ist dieser Junge, der früh erwachsen werden musste. Der gelernt hat, Verantwortung zu übernehmen, bevor er überhaupt Kind sein durfte. Der den Schmerz seines Vaters mitgetragen hat und irgendwann begonnen hat, ihn zu betäuben.
 
Ich weiß nicht, ob Haftbefehl je eine ADHS-Diagnose bekommen hat. Aber beim Schauen hatte ich immer wieder den Gedanken, dass Trauma allein vielleicht nicht alles erklärt. Was, wenn da auch etwas Neurobiologisches mitspielt? Denn vieles an seiner Art zu fühlen, zu denken und zu handeln erinnert an das, was ich bei Menschen mit ADHS oft sehe.
 
Sicherlich spielen Traumata bei ihm eine große Rolle. Wer in einem Umfeld aufwächst, in dem psychische Krankheit, Sucht und Suizidalität präsent sind, erlebt tiefe seelische Verletzungen.
 
➡️Aber Trauma und ADHS schließen sich nicht aus, im Gegenteil: sie treten häufig gemeinsam auf.
 
Menschen mit ADHS erleben oft mehr traumatische Ereignisse. Gleichzeitig zeigen Studien, dass Traumata bei Kindern mit ADHS oft stärkere und länger anhaltende Folgen hinterlassen. Wenn dann familiäre Instabilität, psychische Krankheit oder Sucht hinzukommen, entsteht schnell ein Kreislauf aus Überforderung, Kontrollverlust und Selbstschutz, in Form von Rückzug, Überfunktionieren oder Selbstmedikation.
 
Vielleicht ist das, was wir da sehen, nicht nur eine Geschichte über Verlust und Gewalt, sondern auch über jemanden, der sein Leben lang versucht hat, mit einer inneren Unruhe zu leben, die nie wirklich verstanden wurde.
 
Bei Haftbefehl sehe ich womöglich beides: Traumata und ggf. eine neurobiologische Disposition, die ihn und seine Familie das ganze Leben begleitet hat. Sein Humor, seine Energie, seine Extreme, sie wirken wie der Versuch, innere Spannung zu regulieren.
 
Die Doku zeigt, wie eng Schmerz, Stärke und Überforderung oft miteinander verwoben sind und wie selten wir wirklich begreifen, was hinter Verhalten steckt.
 
Kam euch das Verhalten in manchen Szenen auch typisch für ADHS vor?
 

02/11/2025

ADHS oder Demenz?
 
ADHS bei älteren Menschen wird bis heute selten erkannt. Viele sind mit dem Gedanken aufgewachsen, dass Konzentrationsprobleme oder Vergesslichkeit einfach zum Alter gehören. Doch was oft wie ein „normaler“ Abbau wirkt, kann in Wahrheit etwas ganz anderes sein: ein ADHS, das nie diagnostiziert wurde.
 
Übersehen wird es vor allem, weil die typischen Bilder aus der Kindheit nicht mehr passen. Niemand sucht bei einer 70-jährigen Frau nach ADHS, wenn sie Termine vergisst, reizbarer geworden ist oder sich im Alltag schnell überfordert fühlt. Hinzu kommt: Ältere Generationen sprechen kaum über psychische Belastungen. Sie sind es gewohnt, zu funktionieren. Viele haben Strategien entwickelt, um ihr Leben trotz innerer Unruhe oder Chaos zu meistern und genau diese Strategien brechen im Alter oft weg.
 
Die Verwechslung mit Demenz passiert, weil sich die Symptome ähneln: Beide können mit Gedächtnisproblemen, Desorganisation, Reizbarkeit und Schwierigkeiten in der Alltagsbewältigung einhergehen. Der entscheidende Unterschied liegt jedoch in der Ursache. Bei Demenz kommt es zu einem fortschreitenden Abbau von Nervenzellen. Bei ADHS war das Gehirn von Anfang an anders strukturiert, mit einer anderen Reizverarbeitung, einem veränderten Dopaminsystem und höherer Reizoffenheit.
 
Menschen mit ADHS sind nicht vergesslich, weil ihr Gedächtnis nachlässt, sondern weil Reize und Gedanken gleichzeitig um Aufmerksamkeit konkurrieren. Und sie verlieren nicht die Orientierung, weil Zellen sterben, sondern weil das Gehirn ständig in Bewegung ist.
 
Das macht den Umgang oft schwer, auch für Angehörige. Aber es erklärt, warum die Unterstützung ganz anders aussehen sollte: weniger Kontrolle, mehr Struktur und Verständnis.
 
💬 Was denkst du? Sollten Ärzte in Zukunft auch bei älteren Menschen gezielt auf ADHS prüfen, bevor sie von Demenz ausgehen?
 

01/11/2025

ADHS & Depressionen

Viele Menschen mit ADHS bekommen irgendwann zusätzlich die Diagnose Depression.
 
Und genau hier passiert häufig der entscheidende Fehler: Die Depression wird behandelt, aber nicht das, was sie (mit-)verursacht hat. In der Therapie geht es dann um Aktivierung, Routinen, mehr Struktur. Doch Menschen mit ADHS sind selten zu wenig aktiv. Sie sind meist seit Jahren dabei, alles irgendwie zu schaffen. Arbeit, Termine, Familie, Verantwortung und gleichzeitig das Gefühl, immer zu versagen.
 
Viele versuchen sich mit Disziplin und Kontrolle über Wasser zu halten, bis irgendwann nichts mehr geht. Und dann kommt der Punkt, an dem klassische Depressionstherapie oft nicht greift. Denn sie setzt auf Strategien, die bei ADHS eher zusätzlichen Druck erzeugen. Pläne, To-Do-Listen, Tagesstrukturen, all das, was helfen soll, fühlt sich schnell nach noch mehr Überforderung an, weil sie ohnehin schon an der Belastungsgrenze kratzen.
 
Was hier wirklich hilft, ist kein härteres Training, sondern eine ADHS-gerechte Haltung.
 
Eine, die versteht, dass nicht alles über Disziplin und Planung läuft, sondern über Akzeptanz, Selbstmitgefühl und flexible Strategien. Es geht darum, zu erkennen, was funktioniert und was einfach nie funktionieren wird. Und das ohne Selbstvorwürfe.
 
Therapie bei ADHS muss deshalb anders denken. Sie muss zeigen, wie man Prioritäten so setzt, dass sie realistisch sind. Wie man sich selbst weniger überfordert, Pausen als Teil des Lebens akzeptiert und Erschöpfung nicht als Schwäche wertet. Wie man Selbstfürsorge in kleinen Schritten in den Alltag integriert, ohne sich ständig unter Druck zu setzen.
 
Genau darum geht es in AIKO. Nicht um mehr Struktur, sondern um eine ADHS-gerechte Haltung im Alltag. Kommentiere ➡️AIKO⬅️ für mehr Infos
 

Wenn du das Gefühl hast, dass dein ADHS und die Konsequenzen, die es mit sich bringt, oft nicht gesehen werden, oder du ...
30/10/2025

Wenn du das Gefühl hast, dass dein ADHS und die Konsequenzen, die es mit sich bringt, oft nicht gesehen werden, oder du dich unverstanden fühlst, liegt das nicht an dir. Es liegt daran, dass viele nur das sehen, was funktioniert. Nicht, was es dich kostet.
 
Denn wer funktioniert, gilt nicht als überfordert.
Wer Leistung bringt, kann ja „so schlimm“ kein ADHS haben.
Und wer lacht, wird nicht gefragt, wie viel Kraft dieses Lächeln kostet.
 
Aber die Wahrheit ist: Nur weil du klarkommst, heißt das nicht, dass es leicht ist. Und nur weil du gelernt hast, dich anzupassen, heißt das nicht, dass du dich dabei wohlfühlst.
 
💬 Was hilft wirklich?
1️⃣ Verstehen, dass Funktionieren kein Zeichen von Stabilität ist.
Es zeigt nur, dass du dich selbst schon viel zu lange überforderst.
2️⃣ Aufhören, dich zu erklären.
Du musst niemandem beweisen, dass dein Struggle real ist. Verständnis von außen ist schön, aber Selbstverständnis verändert alles.
3️⃣ Dein Umfeld neu denken.
Nicht jeder Mensch, jede Umgebung, jede Aufgabe passt zu deinem Gehirn und das ist kein persönliches Versagen. Es ist Biologie. Du brauchst Strukturen, die dich tragen, nicht ständig testen.
4️⃣ Energie nicht verschwenden, sondern lenken.
Statt dich zu verurteilen, weil du „zu viel“ oder „zu wenig“ bist, richte deinen Fokus darauf, was dich wirklich unterstützt: ausreichend Schlaf, Dopamin-freundliche Routinen, klare Grenzen, ehrliche Pausen.
 
Selbstfürsorge bedeutet hier: dich nicht mehr zwingen, in ein System zu passen, das nie für dich gemacht war.
 
In AIKO lernst du genau das, wie du dich selbst ernst nimmst, ohne dich zu überfordern. Wie du erkennst, was dich stärkt, statt dich auszubrennen. Und wie du endlich aufhörst, dich zu entschuldigen, weil du anders funktionierst.
 
🪞 Du musst dich nicht ständig beweisen, um gesehen zu werden. Aber du darfst anfangen, dich selbst zu verstehen.
 
Wenn du das willst, kommentiere ➡️DATE⬅️, und ich schicke dir mein kostenloses E-Book, das dir zeigt, wie du Selbstfürsorge neu für dich definierst.
 

Adresse

Tecklenburger Damm 59
Ibbenbüren
49477

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