26/09/2025
Früher reichte es, mit der linken Hand zu schreiben, um als „anders“ abgestempelt zu werden. Manche Kinder wurden gezwungen, die Feder in die rechte Hand zu nehmen, obwohl es ihnen völlig widerstrebte. Was wir heute kaum glauben können, galt lange als ernsthafte Regel: Links war böse, rechts war gut. Die Sprache verrät es bis heute – „rechts“ steht für das Richtige, das Gesetzmäßige. „Linkisch“ dagegen für unbeholfen oder falsch. Zufall? Sicher nicht.
Jahrhundertelang war Linkshändigkeit ein Stigma, verbunden mit Aberglauben, Religion und gesellschaftlichen Zwängen. Die linke Hand galt als „Hand des Teufels“. Kinder bekamen Schläge, mussten umlernen, litten unter Angst oder inneren Konflikten. Wer trotzdem bei der linken Hand blieb, galt als eigensinnig, seltsam oder gar verdächtig.
Heute sieht die Welt anders aus. Linkshändigkeit wird nicht mehr als Makel betrachtet, sondern als faszinierendes Forschungsfeld. Neurowissenschaftlerinnen und Neurowissenschaftler untersuchen, wie die Händigkeit mit der Gehirnorganisation zusammenhängt, ob sie unsere Kreativität beeinflusst oder sogar Vorteile in bestimmten Bereichen bringt. Immer mehr Studien zeigen: Linkshänderinnen und Linkshänder denken oft flexibler, nutzen andere Verknüpfungen im Gehirn und haben besondere Stärken – sei es beim räumlichen Denken, in der Kunst oder beim Sport.
Gleichzeitig gibt es bis heute Alltagsprobleme: Werkzeuge, Scheren, Musikinstrumente – vieles ist für Rechtshänder konstruiert. Linkshänder kennen die ständigen kleinen Hürden, die für die Mehrheit unsichtbar bleiben. Und doch haben wir eine Gesellschaft, die zunehmend Vielfalt anerkennt – auch die Vielfalt unserer Hände.
Vielleicht lohnt es sich, genauer hinzuschauen: Was sagt es über uns als Gesellschaft, dass wir früher Menschen wegen ihrer dominanten Hand abgewertet haben? Und was sagt es über unsere Zukunft, dass wir heute sogar darin eine Ressource für Forschung und Kreativität erkennen?
Bist du selbst Linkshänderin oder Linkshänder – und wie hast du es erlebt? Oder gehörst du zur rechten Mehrheit und hattest nie darüber nachgedacht? Teil deine Gedanken in den Kommentaren.