02/11/2025
.... und dann braucht der Hund ne´Tablette ...
Eines Tages ist es bei jedem Hundehalter soweit – der geliebte Vierbeiner wird krank. Der Weg zum Tierarzt war vielleicht schon eine kleine Herausforderung: Du angespannt, Dein Hund verunsichert... aber ihr habt es gemeinsam gemeistert. Der Tierarzt ist zuverlässig, erklärt die Diagnose und spricht von einer erfolgversprechenden Therapie, die in zwei bis drei Wochen abgeschlossen sein könnte. Der Haken? Dein Hund muss dafür morgens und abends zuverlässig seine Tabletten nehmen. Und genau in diesem Moment läuft in Deinem Kopf schon ein Film ab: "Oh nein, bloß nicht regelmäßig Tabletten geben..."
Vielleicht gehörst Du zu den vielen Hundehaltern, denen bei dieser Vorstellung sofort der Stress in den Sinn kommt: die Schwierigkeiten, die Medikamentengabe ohne Drama zu meistern, die Sorge vor einer belasteten Beziehung zu Deinem Hund, weil er die Tabletten strikt ablehnt. Dazu die Gedanken an mögliche Nebenwirkungen – und die innere Abwehrhaltung, obwohl Du genau weißt, dass es sein muss.
Was tun, wenn der Vierbeiner nicht mitspielt?
Das Problem ist immer dasselbe: Während es anfangs vielleicht noch unkompliziert klappt, merkt Dein Hund schnell, was los ist, und verweigert die Einnahme der Tablette. Egal, ob Du sie in Käse, Leberwurst oder sein Lieblingsfutter versteckst – er wird immer geschickter darin, die Tablette zu entdecken und aussortieren. Die Tablette beginnt aufzuweichen, schmeckt spätestens dann bitter und wird vollkommen unappetitlich. So nimmt er sie sicher nicht mehr. Deine Geduld schwindet, und vielleicht bleibt Dir irgendwann nur noch der letzte Ausweg: Schnauze auf, Tablette rein, Schnauze zu.
Doch das ist alles andere als ideal! Manche Hunde spucken die Tablette dennoch aus, und das Schlimmste daran: Dein Hund verliert immer mehr Vertrauen in Dich. Er wird misstrauischer und skeptischer, sobald etwas nicht wie gewohnt abläuft.
Deine Sorgen über den Stress und die möglichen Auswirkungen auf eure Beziehung sind also keineswegs unbegründet.
Wundert dich das?
Ich hoffe nicht. Versuch dich in deinen Hund zu versetzen, dir würde es doch genau so gehen!
Stell dir vor, du bist in einem fremden Land, umgeben von komischen Lebewesen die in einer nicht verständlichen Sprache reden und die stecken dir jetzt was in den Hals...
Dazu packen Sie dich unangenehm am Kiefer, hebeln den Mund auf und schieben das Irgendwas bis an die Mandeln in Deinen Hals. Der Würgereiz grüßt schon, doch jetzt halten Sie dir den Mund zu. Dir bleibt keine Wahl. Super, da machst du doch sicher richtig gerne mit. Und wir sind uns sicher total einig: wenn die jetzt ein paar Stunden später wieder zu dir kommen, dabei wieder diese komische Ausstrahlung haben, dann versuchst du nur noch weg zu kommen.
Das Problem
beginnt damit, dass Du das ganze Jahr lang liebevoll Futter zubereitest, es hinstellst und Dich freust, wenn es Deinem Hund schmeckt. Doch plötzlich gibt es diesen einen Moment: Ein Futterstück, das unbedingt in den Hund muss – weil darin die Tablette steckt. Deine Stimmung kippt, Dein Fokus liegt nur noch auf diesem einen, enorm wichtigen Stück. Und Dein ohnehin sensibler und vorsichtiger Hund denkt sich: "Nein, das hier ist nicht normal."
Und weißt Du was? Dein Hund hat vollkommen recht! Denn das, was Du gerade versuchst, fühlt sich für ihn alles andere als normal an.
Doch was hörst Du immer wieder aus dem Internet, vom Tierarzt oder von Freunden? Es sind immer die gleichen Tipps:
Tipps für die Tablettengabe, die nicht so gut sind....
Verstecken im Futter:
- Verpacke die Tablette in ein Stück Käse, Wurst oder Leberwurst. Manche Hunde schlucken die Leckerei ohne Argwohn...
! Aber halt, das hatten wir ja weiter oben schon, und wenn dein Hund schon misstrauisch ist, bist du hiermit schon lange gescheitert!
Tabletten in Pasten verstecken:
- Im Fachhandel gibt es spezielle, schmackhafte Pasten, die ideal sind, um Medikamente darin einzubetten. Sie sind einfach in der Anwendung.
! Klingt gut, aber bedenke: Zum einen freut sich vor allem die Industrie, und zum anderen ist nicht garantiert, dass dein Hund die Paste verträgt. Und wenn er erst mal den Trick durchschaut, stehst du wieder vor dem gleichen Problem denn nun hat er gelernt: "Oh, das bekomme ich sonst nie, da muss ich vorsichtig sein".
Direktes Verabreichen:
- Wenn dein Hund kooperativ ist, kannst du die Tablette behutsam direkt in den Rachen legen. Ein Streicheln am Halsbereich kann den Schluckreflex auslösen.
! Falls du das schon ausprobiert hast weißt du schon längst "..behutsam in den Rachen..." ist nicht, du kannst diesen Tipp gleich abhaken. NEIN, danke!
Tricks und Ablenkung:
- Lenke die Aufmerksamkeit deines Hundes auf eine besondere Belohnung, die er bekommt. So nimmt er die Tablette vielleicht nebenbei.
! Von allen Tipps hier vermutlich der vielversprechendste!
Der Tierarzt:
- Auch dort hat man oft keine besseren Ideen. Die Angestellten verkaufen dir Ersatztabletten, zucken mit den Schultern – Hauptsache, der Umsatz stimmt.
Was wirklich hilft!
Ein effektives Training für die Eingabe von Tabletten – leicht gemacht!
Hier kommt mein positives Trainingskonzept ins Spiel: Wenn Du die Tablettengabe regelmäßig über das Jahr übst, wird es keine Herausforderung sein, Deinem Hund tatsächlich Tabletten zu geben, falls es einmal notwendig wird.
Dafür brauchst Du kein spezielles Signel – nur ein paar Tage zwischendurch, an denen Dein Hund ein paar besonders schmackhafte "Leckerchen" bekommt.
- Wähle 4 bis 6 kleine Happen, die für Deinen Hund geeignet sind (z. B. Käse, Leberwurst etc.) – etwas, das Dein Hund kennt, gerne frisst und wo Du etwas hineinstecken kannst.
- In 1 bis 3 dieser Happen versteckst Du einen kleinen, harten Futterbrocken oder Keks, den Dein Hund normalerweise mag. Dieser dient als "Ersatztablette". Achte darauf, dass die Konsistenz der Ersatztablette sich deutlich von der des leckeren Mantels unterscheidet – Dein Hund soll diesen versteckten "Köder" gerne wahrnehmen und finden dürfen.
- Gib Deinem Hund die Leckerchen abwechselnd mit und ohne die Ersatztablette, einfach als kleines Häppchen ohne Bedingungen.
- Übe dies ein paar Tage hintereinander, dann mache eine Pause, und wiederhole es später erneut. Wiederhole diese Übung über den Monat hinweg immer mal wieder. Dein Hund wird es nach einiger Zeit als "Oh toll, heute gibt es wieder ein leckeres Häppchen mit Überraschung!" abspeichern und das Leckerchen nicht mehr kritisch untersuchen.
- Eine noch stärkere Routine lässt sich aufbauen, wenn Du dieses Spiel täglich (oder häufig) nach dem Füttern durchführst. Selbst wenn es nur ein einziger Happen mit Ersatztablette ist, wird die Gewohnheit zur Schlüsselstrategie.
Das Ziel dieser Übung
ist es, Deinem Hund beizubringen, dass es vollkommen normal ist, hin und wieder einen Futterbrocken mit einem harten Kern zu bekommen. Dabei sammelt er die positive Erfahrung, dass dieser nicht nur essbar, sondern auch lecker ist.
Durch die Gewohnheit wird es zum Selbstläufer: Sobald Dein Hund verinnerlicht hat, dass seine gewohnten Kekse gelegentlich ein hartes, aber großartiges Inlay enthalten, wird auch die nächste Medigabe entspannter ablaufen. Deine eigene Stimmung wird gelassener, der Fokus verschiebt sich, und Dein Hund macht spielerisch mit! :-)
Viel Spaß beim Üben! :-)