Innenwelttaucher - Praxis f. Psychotherapie

Innenwelttaucher - Praxis f. Psychotherapie Dipl.-Psych. Rainer Schulz

Nur ein Hund? Von Zeit zu Zeit sagen Leute zu mir „wach auf, es ist nur ein Hund!“ – sie verstehen nicht, warum man dies...
09/09/2015

Nur ein Hund?

Von Zeit zu Zeit sagen Leute zu mir „wach auf, es ist nur ein Hund!“ – sie verstehen nicht, warum man diese Wege zurücklegt, so viel Zeit und Gefühle investiert, oder die Kosten auf sich nimmt, die „nur ein Hund“ mit sich bringt. Manche meiner stolzesten Momente verdanke ich „nur einem Hund.“

Viele Stunden sind vergangen in denen meine einzige Gesellschaft
„nur ein Hund“ war, aber ich fühlte mich nicht ein einziges Mal missachtet oder allein. Einer meiner traurigsten Momente wurden durch „nur einen Hund“ hervorgerufen und an dunklen Tagen war es „nur ein Hund“, dessen freundliche Berührung mir Wohlbefinden und die Stärke, um den Tag zu überstehen, brachte.

Falls du auch denkst, es ist „nur ein Hund“, dann wirst du vermutlich auch Sätze kennen, wie „nur ein Freund“, „nur ein Sonnenaufgang“ oder „nur ein Versprechen“.

Es ist „nur ein Hund“, welcher das wesentliche aus Freundschaft, Vertrauen und purer unverfälschter Freude in mein Leben bringt.
„Nur ein Hund“ ruft in mir das Mitleid und die Geduld hervor, die mich zu einem besseren Menschen macht.
„Nur ein Hund“ bringt mich dazu früh aufzustehen, lange Spaziergänge zu machen und sehnsüchtig in die Zukunft zu blicken.

Deswegen ist es für mich und den Menschen wie ich es bin eben nicht „nur ein Hund“, sondern eine Verkörperung aller Hoffnungen und Träume für die Zukunft, geliebte Erinnerungen und der pure Genuss der Gegenwart.

„Nur ein Hund“ zeigt was gut an mir ist und lenkt meine Gedanken ab. Ich hoffe die anderen Menschen können eines Tages verstehen, dass es nicht „nur ein Hund“ ist, sondern etwas, dass mir Menschlichkeit verleiht und mich zu mehr macht als nur „ein Mensch“.

Also wenn du das nächste Mal den Satz „nur ein Hund“ hörst, dann lächle, weil sie es „nur“ nicht verstehen. Wenn du in seine Augen blickst, lässt du all deine Ängste, Sorgen, Traurigkeit und Probleme zurück, denn Hunde geben uns die Flügel, die wir nicht haben und niemals haben werden.

Richard Dehmel (1863-1920)

30/07/2015

"Ich lebe in einer Beziehung. Und ich sehe viele Posts darüber, dass Menschen glauben, in einer Beziehung ginge es darum, auf ewig Schmetterlinge im Bauch zu haben. Dass dein Herz schneller schlägt, wenn dein Partner den Raum betritt. Die ganze Nacht zu kuscheln, mit verschlungenen Beinen zu schlafen, so glücklich zu sein, dass man zusammen lebt und jede Nacht gemeinsam in einem Doppelbett schläft.
Aber so ist es nicht wirklich. Zumindest nicht bei mir.

Die Schmetterlinge verschwinden, wenn ihr zusammenlebt. Dein Herz schlägt nicht mehr schneller, wenn ihr einander seht. Stattdessen entschleunigt alles. Wenn du mit ihm in einem Raum bist, fühlst du dich ruhig und sicher. Wenn ihr miteinander kuschelt, fühlst du, wie dein Herz langsamer schlägt und wie sein Atem dich beruhigt und du dich wohl fühlst. Es fühlt sich nicht mehr wie eine Achterbahn an, es fühlt sich wie Zuhause an. Ihr schlaft nicht jede Nacht eng umschlungen, mit so verflochtenen Beinen, dass ihr selbst nicht wisst, wo deine aufhören und seine anfangen.
Stattdessen schlaft ihr gemütlich, Seite an Seite, manchmal voneinander abgewandt. Aber jede Nacht ertappst du dich dabei, wie du rückwärts robbst, bis du gegen deinen Partner stößt. Du kuschelst dich an seinen Arm oder streichelst über sein Haar, wenn er einschläft. Wie ein Kind es mit seinem Teddy macht. Als sei ich seine Geborgenheit.
In den kurzen Stunden morgens, bevor die Sonne aufgeht, wenn die ganze Welt blau ist und du durch winzige Augen blickst, schmiegst du dich an seine Brust und atmest seinen Duft ein, bevor du wieder einschläfst.

Küsse sind nicht mehr nur romantisch und feurig. Aber es gibt jetzt so viel mehr von ihnen. Es gibt kalte Küsse, wenn ihr im Sommer Eis esst, es gibt "Ich gehe jetzt"-Küsse und "einen Kuss noch, bevor du gehst"-Küsse. Es gibt verschlafene Morgenküsse vor der Arbeit, wenn du den Wecker vergisst, aber den Druck seiner Lippen auf deinen spürst und davon in den Tag gebracht wirst.
Es gibt Küsse vor dem Schlafen und "Du bist so süß zu mir"-Küsse. Es gibt Küsse, weil du lieb zu Tieren bist und "Ich bin so froh, dass ich mit dir und niemand anderem zusammen bin"-Küsse. Es gibt schnelle Küsse im Supermarktgang, wenn es laut ist und ihr einfach voneinander angezogen werdet. Wenn dein persönlicher Raum und sein persönlicher Raum euer gemeinsamer Raum wird und du dich an seine Brust lehnst, damit ihr weniger Platz braucht.

Ihr schreibt einander nicht ständig Liebesschwüre wie früher mal, denn das ist nun selbstverständlich und ihr macht stattdessen schrullige Insider-Witze über das Leben, das ihr zusammen aufgebaut habt. Ihr werft euch in der Öffentlichkeit Blicke des Entsetzen und der Belustigung zu. Es ist eure kleine Welt gegen die große andere da draußen.

Beziehungen sind nicht immer wie im Märchen. Sie sind nicht immer Feuerwerk und Funkenregen - zumindest nach einer Weile.

Aber sie sind ein ruhiger Rhythmus und ein Summen der Liebe und Fürsorge. Sie sind kein Feuer in deiner Seele, aber eines in deinem Ofen, das dich warm hält und dir Geborgenheit bietet, während du schläfrig einnickst.

Und ich liebe das."

(Original-Quelle nach Hinweis einer Leserin: Elo Gawain)

In diesem Sinne - Frohe Weihnachten!
22/12/2014

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05/03/2014

"Homo sum: humani nil a me alienum p**o – Ich bin ein Mensch, nichts Menschliches ist mir fremd."
Publius Terentius Afer

Das Leben gibt dir Zitronen? Mach Limonade draus!
26/02/2014

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28/01/2014

Heinrich Böll - Anekdote von der Senkung der Arbeitsmoral

In einem Hafen an einer westlichen Küste Europas liegt ein ärmlich gekleideter Mann in seinem Fischerboot und döst.

Ein gut gekleideter Tourist legt eben einen neuen Farbfilm in seinen Fotoapparat, um das idyllische Bild zu fotografieren: blauer Himmel, grüne See mit friedlichen schneeweißen Wellenkämmen, schwarzes Boot, rote Fischermütze.
Klick.
Noch einmal: Klick.
Und da aller guten Dinge drei sind und sicher sicher ist: Ein drittes Mal: Klick.

Das spröde, fast feindselige Geräusch weckt den dösenden Fischer, der sich langsam aufrichtet und schläfrig nach seiner Zi******enschachtel angelt. Bevor er aber das Gesuchte gefunden hat, hält ihm der eifrige Tourist schon eine Schachtel vor die Nase - beinahe hätte er ihm die Zigarette gerade in den Mund gesteckt.
Und ein viertes Klick, das des Feuerzeugs, schließt die eilfertige Höflichkeit ab.
Durch jenes kaum meßbare, nie nachweisbare Zuviel an flinker Höflichkeit ist eine gereizte Verlegenheit entstanden, die der Tourist - der Landessprache mächtig - durch ein Gespräch nun zu überbrücken versucht.

,,Sie werden heute einen guten Fang machen." Kopfschütteln des Fischers.

,,Aber man hat mir gesagt, daß das Wetter günstig ist." Kopfnicken des Fischers.

,,Sie werden also nicht ausfahren?" Kopfschütteln des Fischers, steigende Nervosität des Touristen. Gewiß liegt ihm das Wohl des ärmlich gekleideten Menschen am Herzen, nagt an ihm die Trauer über die verpaßte Gelegenheit.

,,Oh, Sie fühlen sich nicht wohl?" Endlich geht der Fischer von der Zeichensprache zum wahrhaft gesprochenen Wort über. ,,Ich fühle mich großartig", sagte er. ,,Ich habe mich nie besser gefühlt." Er steht auf, reckt sich, als wolle er demonstrieren, wie athletisch er gebaut ist. ,,Ich fühle mich phantastisch."

Der Gesichtsausdruck des Touristen wird immer unglücklicher, er kann die Frage nicht mehr unterdrücken, die ihm scheinbar das Herz zu sprengen droht: ,,Aber warum fahren Sie dann nicht aus?"

Die Antwort kommt prompt und knapp. ,,Weil ich heute morgen schon ausgefahren bin."

,,War der Fang gut?"

,,Er war so gut, daß ich nicht noch einmal auszufahren brauche, ich habe vier Hummer in meinen Körben gehabt, fast zwei Dutzend Makrelen gefangen ..."

Der Fischer, endlich erwacht, taut jetzt auf und klopft dem Touristen beruhigend auf die Schultern. Dessen besorgter Gesichtsausdruck erscheint ihm als ein Ausdruck zwar unangebrachter, doch rührender Kümmernis.

,,Ich habe sogar für morgen und übermorgen genug", sagte er, um des Fremden Seele zu erleichtern. ,,Rauchen Sie eine von meinen?"

"Ja, danke."

Zi******en werden in Münder gesteckt, ein fünftes Klick, der Fremde setzt sich kopfschüttelnd auf den Bootsrand, legt die Kamera aus der Hand, denn er braucht jetzt beide Hände, um seiner Rede Nachdruck zu verleihen.

,,Ich will mich ja nicht in Ihre persönlichen Angelegenheiten mischen", sagt er, ,,aber stellen Sie sich doch mal vor, Sie führen heute ein zweites, ein drittes, vielleicht sogar ein viertes Mal aus und Sie würden drei, vier, fünf, vielleicht gar zehn Dutzend Makrelen fangen . . . stellen Sie sich das mal vor." Der Fischer nickt.

,,Sie würden", fährt der Tourist fort, ,,nicht nur heute, sondern morgen, übermorgen, ja, an jedem günstigen Tag zweimal, dreimal, vielleicht viermal ausfahren - wissen Sie, was geschehen würde?"

Der Fischer schüttelt den Kopf.

"Sie würden sich in spätestens einem Jahr einen Motor kaufen können, in zwei Jahren ein zweites Boot, in drei oder vier Jahren könnten Sie vielleicht einen kleinen Kutter haben, mit zwei Booten oder dem Kutter würden Sie natürlich viel mehr fangen - eines 25 Tages würden Sie zwei Kutter haben, Sie würden. . . .", die Begeisterung verschlägt ihm für ein paar Augenblicke die Stimme.
,,Sie würden ein kleines Kühlhaus bauen, vielleicht eine Räucherei, später eine Marinadenfabrik, mit einem eigenen Hubschrauber rundfliegen, die Fischschwärme ausmachen und Ihren Kuttern per Funk Anweisung geben. Sie könnten die Lachsrechte erwerben, ein Fischrestaurant eröffnen, den Hummer ohne Zwischenhändler direkt nach Paris exportieren - und dann. . .".
Wieder verschlägt die Begeisterung dem Fremden die Sprache.
Kopfschüttelnd, im tiefsten Herzen betrübt, seiner Urlaubsfreude schon fast verlustig, blickt er auf die friedlich hereinrollende Flut, in der die ungefangenen Fische munter springen.
,,Und dann ...", sagt er, aber wieder verschlägt ihm die Erregung die Sprache.

Der Fischer klopft ihm auf den Rücken, wie einem Kind, das sich verschluckt hat.
,,Was dann?" fragt er leise.

,,Dann", sagt der Fremde mit stiller Begeisterung, ,,dann könnten Sie beruhigt hier im Hafen sitzen, in der Sonne dösen - und auf das herrliche Meer blicken."

,,Aber das tu ich ja schon jetzt", sagte der Fischer, ,,ich sitze beruhigt am Hafen und döse, nur Ihr Klicken hat mich dabei gestört."

Tatsächlich zog der solcherlei belehrte Tourist nachdenklich von dannen, denn früher hatte er auch einmal geglaubt, er arbeite, um eines Tages einmal nicht mehr arbeiten zu müssen, und es blieb keine Spur von Mitleid mit dem ärmlich gekleideten Fischer in ihm zurück, nur ein wenig Neid.

17/12/2013

Was es ist

Es ist Unsinn
sagt die Vernunft
Es ist was es ist
sagt die Liebe

Es ist Unglück
sagt die Berechnung
Es ist nichts als Schmerz
sagt die Angst
Es ist aussichtslos
sagt die Einsicht
Es ist was es ist
sagt die Liebe

Es ist lächerlich
sagt der Stolz
Es ist leichtsinnig
sagt die Vorsicht
Es ist unmöglich
sagt die Erfahrung
Es ist was es ist
sagt die Liebe

Erich Fried

Adresse

Pfinzstraße 36
Karlsdorf-Neuthard
76689

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