05/11/2025
https://www.facebook.com/share/p/17LZDeDVED/?mibextid=wwXIfr
⭕️ Vitamin C und Antihistaminika
ZB bei Hufrehe, von Markus Raabe
Ich hatte gestern einen Beitrag veröffentlicht, bei dem es sich um ein Pferd mit Lungenproblemen handelte.
Ich berichtete, dass unsere Tierklinik in Ostrumänien natürlich mit rumänischen Tierärzten bestückt ist und das diese ggfs auch abweichende Behandlungsmethoden haben.
Bei unseren Tierärzten und Tierärztinnen handelt es sich um klassische approbierte Ärzte.
Unser Team ist überdurchschnittlich jung.
Das mittlere Alter ist von 27 – 36 Jahre. Nur unser Dr Ursache ist 76.
Obwohl Rumänien seit 2007 ein Vollmitglied der EU ist, ist doch so manches völlig anders.
Es ist teilweise faszinierend mit welchen einfachen Mitteln gearbeitet wird.
Es ist manchmal erstaunlich, mit wie geringem Aufwand,
große Effekte erzielt werden.
Aber es ist manchmal auch erschreckend, wie unwissend und rückständig rumänische Tierärzte seien können, so frisch von der Uni.
Ich möchte mich also deutlich ausdrücken.
Ich halte die deutsche veterinärmedizische Ausbildung für sehr gut, sehr sehr gut!
Die rumänische Ausbildung hingegen für mangelhaft, ich rede hier von den Unis und nicht von den Studenten.
Unsere Tierärzte werden in unserer Tierklinik ständig geschult und fortgebildet.
Die Bildung erfolgt durch deutsche Fachtierärzte.
Teilweise in Rumänien vor Ort und teilweise in Deutschland.
Dennoch gibt es so manche Highlights, welche ich nicht verheimlichen möchte.
Unsere Ärzte arbeiten auch häufig mit der alternativen Medizin.
Wobei es den Begriff „Alternativmedizin“ in Rumänien wirklich nicht gibt.
Alles, was hilft und heilt wird durch Ärzte angewandt.
Es handelt sich also um Medizin und nicht um deren Alternativen.
Heisst, Alternativen werden dort nicht als zweitklassig abgestempelt.
Besonders häufig ist mir dort die Nutzung von Vitamin C aufgefallen.
Egal ob Hund, Katze, Kuh oder Pferd.
Vitamin C gibt es in Rumänien in fertigen Abfüllungen.
Es wird direkt in die Vene eingeleitet.
Abhängig vom Körpergewicht und Art der Erkrankung wird es für 3 bis 8 Tage verabreicht.
100mg/ml bei zu 150 ml pro Pferd/ Tag. Bedeutet: 10.000 – 15.000 mg Vitamin C sind normal.
Der Wirkspiegel durch die intravenöse Verabreichung ist nicht mit einem Oralpräparat zu vergleichen.
⭕️Wie wird Vitamin C in der Equiwent Tierklinik eingesetzt?
Entweder als Einzeltherapeutikum oder als Ergänzungspräparat in Kombination mit anderen Wirkstoffen.
⭕️Wie wirkt Vitamin C ?
Vitamin C ist Ascorbinsäure. Die Anwendungsbreite ist sehr weit gestreut.
Kollagen wird besser produziert und als starkes Antioxidans schützt es die Körperzellen vor Schäden und hilft ihnen bei der Generation und der Regeneration.
Der Stoffwechsel wird angefeuert und das Immunsystem wird hierdurch unterstützt.
Ascorbin verdient es als natürlicher Entzündungshemmer bezeichnet zu werden.
⭕️Resultat:
Von der Wundbehandlung und septischen Entzündungen bis zu Zahnproblemen, von Infekten und aseptischen Entzündungen, von Bakteriellen und Virologischen Erkrankungen bis zu Eisenmangel, Vitamin C hilft.
Die Pferde sind oft schon nach nur 24 Stunden wesentlich wacher und augenscheinlich fitter.
Ich möchte noch einmal deutlich betonen, dass ich hier von den Beobachtungen in unserer Tierklinik in Rumänien spreche.
Pferde mit einer Lungenentzündung, welche matt, abgeschlagen und lethargisch waren, waren sehr schnell wieder gut gelaunt und hatten großen Appetit.
Ich muss erwähnen, dass VitaC hierbei oft nicht das einzige Mittel war, sondern zusätzlich!
⭕️Bei der akuten Hufrehe (Wandlederhautverschlag , altdeutsch) wird Vitamin C in Hohen Dosen verabreicht.
Zusätzlich fördern wir Heilung durch die Gabe von Antihistaminika.
Antihistaminika bei Hufrehe? So genannte H1 – Antihistaminika sind durchaus in der Pferdetherapie üblich, auch in Deutschland.
In Deutsch jedoch bei anderen Erkrankungen.
Zurück nach Rumänien, in Rumänien wird die Mischung aus Vitamin C und Antihistaminika als
„liebes Cortison“ bezeichnet.
Ob die echten Cortisone (Dexa, Predni usw) letztendlich als die bösen Cortisone bezeichnet werden, entzieht sich meinen Kenntnissen.
Anitihistaminika wirken antiallergisch, lindern Entzündungen und senken den Stresspiegel dramatisch.
Somit würde ich jetzt einmal eine positive Wirkung auf den Cortisolspiegel unterstellen.
⭕️Um nun einmal aus dem Nähkästchen zu plaudern:
Ein Pferd, welches es mit akuter Hufrehe bis in unsere rumänische Pferdeklinik schafft, wird mit zwei unterschiedlichen Ansätzen versorgt. Ich rede jetzt von hochgradigen Patienten welche ohne Zwang nicht mehr freiwillig stehen können.
1. ⭕️Die medizinische Wirkweise:
Intravenös: Viel Flüssigkeit (Ringer), Vitamin C, Vitamin B 6, COX -1- Hemmer um die Prostaglandine niederzuschlagen.
Oral: Azetylsalizylsäure, nur selten Acepromatin
Rektal: DMSO ( Dimethylsulfoxid)
2.⭕️ Orthopädisch / äußerlich:
Kühlung mit Eiswasser, Spezialschuhwerk und in hartnäckigen Fällen auch ggfs die Entfernung des vorderen Wandbereiches des Hufes. Die Orthopädische Abteilung muss hierbei die individuelle und beste Möglichkeit finden um schmerzentlastend zu einzuwirken.
Ggfs eingipsen der unteren tragenden Hufareale, steil stellen nicht immer sinnvoll.
Es gibt nicht „den einen richtigen Rehebeschlag“.
Und es gibt auch nicht die „eine richtige Behandlungsweise“ .
Die Tierärzte und Hufbeschlagschmiede müssen hier nach Sachlage entscheiden. Ein großer Erfahrungsschatz ist von nütze.
Ebenso ein wenig Grütze unter der Mütze!
Erweiterte Maßnahmen bei kritischen Fällen:
Opioide und weitere Mittel.
⭕️Meine Beobachtung in Deutschland:
Sehr häufig wurde die Diagnose Hufrehe in Deutschland von den Hufbearbeitern gestellt.
Hierbei wurde häufig die Entzündung der Sohlenlederhaut mit einer Hufrehe verwechselt.
Die Diagnostik ist einem Pferdearzt vorbehalten.
Sollte das richtige Team aus Pferdearzt und Hufschmied zur Stelle sein und kooperieren, so ist die Heilungschance relativ hoch.
Leider flüchten in Deutschland viele Pferdebesitzer bei der beginnenden Hufrehe oft in Ratlosigkeit, in Hufforen im Internet und in den Abwartemodus. Da bereits im Prodomalstadium schon 3 Stunden über Erfolg oder Scheitern entscheiden, so kann man sich sicherlich vorstellen, dass zwei oder drei Tage der Untätigkeit den Niedergang bedeuten können.
Ich sammele historische Bücher über die Hufheilkunde. Bereits das Thema Rehe ist seit Jahrhunderten ein erforschtes Gebiet mit vielen kontroversen Meinungen.
Die Unterscheidung zwischen systemisch ausgelöster Hufrehe ( Toxine, Erkrankungen wie Chushing, EMS usw.,, endogene Influenz, Noxebildung im Uterus, Fehlfütterung usw usw…)
und die Abgrenzung zur so genannten Stützbeinrehe ist so alt wie die Dampfmaschine von James Watt.
Bei der Stützbeinrehe (Support Leg Laminitis, oder Support limp Laminitis )
wird ehr der mechanische Aspekt angesprochen. Auslöser ist der überlastende Kompressionsdruck in der frontalen Hufmatrix.
Diese alte Thematik wird alle paar Jahre wiederentdeckt und in der Medizin neu diskutiert.
Sollte man allerdings Pferde mit akuter Hufrehe im Stall haben, welche bereits das Bewegungsmuster Obel 4 oder Plus erreichen, so benötigt das Pferd sofort veterinärmedizinische Maßnahmen und keine diskutierenden Theoretiker.
⭕️Ein Beispiel aus der Humanmedizin:
Denken wir hierbei einmal an das Opfer einer Schussverletzung und die Einlieferung durch den Krankenwagen in die Notaufnahme.
Ärzte springen herbei, es geht um Sekunden.
Man versucht alles um das Opfer zu retten, das Leben zu retten.
Was sollte nun NICHT passieren?
Es wird keine Ursachenforschung betrieben.
Die Notärzte werden nicht als erste Amtshandlung den Psychologen einschalten, um den Täter zu analysieren.
Hatte der Schütze eine schlechte Kindheit?
Oder war er betrunken?
Um welche Waffe handelte es sich?
Alles das ist für die Notfallmaßnahme nicht wichtig.
Wie fühlt sich das Opfer, ernährt er sich gesund und ist er seiner Frau treu?
Trinkt er zu viel Kaffee?
Alles das interessiert auf dem OP Tisch NICHT!
⭕️Zurück in die Welt der Pferd
Was läuft in Deutschland falsch?
Ganz einfach, bei der akuten Hufrehe kommen (häufig, nicht immer) die Hufschmiede und Tierärzte als Letzter an die Tiere.
Häufiger Telefonanruf in Deutschlands Tierkliniken:
…mein Pferd hatte vor fünf Tagen einen Reheschub und lief nur sehr schlecht. Wir kauften sofort teuerstes Hufrehefutter und fütterten massiv, mein Hufpfleger raspelte den Huf ordentlich schön und meine Naturheilkundlerin begann sofort die Leber zu entgiften. Nun liegt mein Pferd auf der Seite und schwitzt stark.
Wir bekommen unsere Stute nicht mehr hoch.
Könnte vielleicht doch einmal ein Arzt kommen?
Natürlich weiß ich welche Kommentare, von gewissen Gruppen, nun kommen.
Es werden Beispiele über unfähige Tierärzte angeführt und gewisse Heilscharmanen werden angepriesen. Ich selbst, meine Klinik, mein Team, meine Familie und meine Ärzte arbeiten viel mit Naturheilkunde und alternativen Ansätzen.
Jedoch kennen wir die Grenzen, auch das ist Sachkunde.
Grenzen kennen rettet Pferdeleben❗️
⭕️Daher versuche ich es nun einmal anders.
In Rumänien, also in Nordostrumänien, wo unsere tierärztliche Pferdeklinik installiert ist.
Dort gibt es keine alternativen Tierheiler welche sich um akute und Lebensbedrohliche Situationen kümmern.
Bedeutet:
In Rumänien sind die Tierärzte stets die Ersten bei einer Hufrehe und nicht die Letzten❗️
Erinnert ihr euch an die vielen positiven Videos meiner Hufrehepatienten aus Rumänien?
Warum sind dort Wunder möglich?
In Deutschland sind diese Ergebnisse seltener, denn hier wird der Arzt als Letzter gerufen…
….wenn nichts mehr geht….😒
Natürlich ist die Hufrehe hinterhältig und manchmal unaufhaltsam.
Kunden machten alles richtig und das Pferd wird dennoch nach einigen Tagen eingeschläfert.
Dennoch ist die Erstversorgung, bei den massiven Ereignissen wie zB Hufrehe oder Kolik, dem Pferdetierarzt vorbehalten.
Alles andere ist unverantwortlich❗️
Und nach der Beendigung der Symptome können weitere Therapeuten hinzugezogen werden.
Physiotherapeuten, Sattler, Naturheilpraktiker, Ernährungsberater, Osteopathen, Berufsreitlehrer, Pferdewirte usw sind Spitzenexperten, doch bei der akuten Rehe oder der akuten Kolik, sind sie nicht die Erste Wahl. Punkt!!
Bild: nur ein Bild aus unserer Tierklinik. nichts besonderes.