19/12/2023
Depressionen
Depressionen sind weit mehr als nur Traurigkeit oder "einen schlechten Tag haben". Es ist eine ernsthafte psychische Erkrankung, die jeden Aspekt des täglichen Lebens beeinflussen kann. Es verändert, wie Menschen denken, fühlen und handeln und kann somit gravierende Auswirkungen auf ihre Lebensqualität haben.
Sie ist charakterisiert durch eine Kombination von Symptomen, die sich auf emotionale, physische und kognitive Aspekte beziehen. Emotionale Symptome sind z.B. anhaltende Traurigkeit, Hoffnungslosigkeit und mangelndes Interesse oder Freude an Aktivitäten, die zuvor als angenehm empfunden wurden. Physische Symptome können Schlafstörungen, Veränderungen im Appetit oder Gewicht und Erschöpfung umfassen. Kognitive Symptome können Schwierigkeiten beim Denken, Konzentrieren oder Treffen von Entscheidungen beinhalten.
Blöderweise sie können durch eine Vielzahl von Faktoren verursacht werden, darunter genetische Veranlagung, biologische Veränderungen im Gehirn, Hormonungleichgewichte und lebensverändernde Ereignisse wie der Tod eines geliebten Menschen oder traumatische Erlebnisse. Einige Menschen können anfälliger für Depressionen sein aufgrund ihrer Persönlichkeitsmerkmale, früheren Erfahrungen oder ihrer Familiengeschichte. Somit sollte jedem schon jetzt klar sein, das es auch hier keine typischen Menschen mit Depression gibt. Ich habe euch noch einmal die Primären etwas ausführlicher aufgelistet.
Neurotransmitter-Imbalance: Neurotransmitter sind biochemische Stoffe, die die Kommunikation zwischen den Nervenzellen (Neuronen) im Gehirn vermitteln. Es wird angenommen, dass ein Ungleichgewicht von bestimmten Neurotransmittern, insbesondere Serotonin, Noradrenalin und Dopamin, zu Depressionen beitragen kann. Etwa Medikamente, die als selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRIs) bekannt sind, zielen darauf ab, den Serotoninspiegel im Gehirn zu erhöhen, um die Stimmung zu verbessern.
Hirnstrukturelle Veränderungen: Bei Menschen mit Depressionen können bestimmte Hirnregionen, wie der präfrontale Kortex und der Hippocampus, verändert sein. Diese Regionen sind an Prozessen wie Emotionsregulation, Gedächtnis und Stressreaktion beteiligt. Einige Studien haben gezeigt, dass das Volumen dieser Bereiche bei depressiven Patienten reduziert sein kann. Es konnte bisher aber nicht geklärt werden, ob diese Veränderungen bereits seit Geburt bestehen oder erst erworben wurden.
Endokrines System und Stress: Eine übermäßige oder anhaltende Stressreaktion kann zur Freisetzung von Cortisol, einem Stresshormon, führen. Ein erhöhter Cortisolspiegel über einen längeren Zeitraum kann neurotoxische Effekte auf das Gehirn haben, insbesondere auf den Hippocampus. Dies kann das Risiko für depressive Störungen sehr stark erhöhen.
Entzündungsreaktion: Es gibt wachsende Beweise dafür, dass Entzündungen im Körper und im Gehirn eine Rolle bei Depressionen spielen können. Einige Studien haben erhöhte Werte von Entzündungsmarkern (u.a. CRP) bei Menschen mit schweren Depressionen gefunden. Lange Zeit wurde vermutet, dass die Blut-Hirn-Schranke ein natürlicher Schutz vor Entzündungen bildet. Doch scheinbar haben Entzündungen im Körper auch einen Einfluss auf das Gehirn selbst und das nicht nur in Ausnahmefällen, sondern bei allen.
Neuroplastizität: Dies bezieht sich auf die Fähigkeit des Gehirns, sich im Laufe des Lebens zu verändern und neu zu organisieren. Es gibt Hinweise darauf, dass die Neuroplastizität bei Menschen mit Depressionen beeinträchtigt sein kann, was sich in einer verringerten Fähigkeit äußert, auf Umweltveränderungen zu reagieren oder neue Informationen zu verarbeiten.
Genetik: Obwohl die genaue Rolle der Gene bei Depressionen noch nicht vollständig verstanden wird, zeigen Studien, dass Menschen mit einer Familiengeschichte von Depressionen ein höheres Risiko haben, selbst daran zu erkranken. Dies deutet darauf hin, dass genetische Faktoren die Anfälligkeit für die Krankheit beeinflussen können.
Behandlung
Depressionen sind behandelbar, nicht heilbar. Eine Kombination aus medikamentöser Therapie, Psychotherapie und Verhaltensänderungen kann vielen Menschen helfen, ihre Symptome zu lindern.
Eine Auswahl der gängigsten Behandlungen:
Medikamentöse Therapie:
Selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRIs) sind eine häufig verschriebene Medikamentengruppe. Sie wirken, indem sie den Serotoninspiegel im Gehirn erhöhen, was wiederum die Stimmung verbessern kann. Zu den gängigen SSRIs gehören Fluoxetin, Paroxetin und Citalopram.
Serotonin-Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer (SNRIs) beeinflussen sowohl Serotonin als auch Noradrenalin und können bei bestimmten Patienten wirksam sein. Beispiele sind Duloxetin und Venlafaxin.
Trizyklische Antidepressiva (TCAs) sind ältere Medikamente, die heute seltener verwendet werden, da sie mehr Nebenwirkungen haben können. Sie können jedoch bei bestimmten Formen von Depressionen wirksam sein.
Atypische Antidepressiva sind eine vielfältige Gruppe von Medikamenten, die nicht in die oben genannten Kategorien fallen. Ein Beispiel ist Bupropion.
Psychotherapie:
Kognitive Verhaltenstherapie (KVT): Ein Ansatz, der darauf abzielt, negative Denkmuster zu identifizieren und durch positivere und realistischere Gedanken zu ersetzen.
Interpersonelle Therapie (IPT): Fokussiert auf zwischenmenschliche Probleme und wie sie zur Depression beitragen können.
Psychodynamische Therapie: Konzentriert sich auf unbewusste Prozesse und Konflikte, die zur Depression beitragen können.
Elektrokrampftherapie (EKT): Bei schweren Depressionen oder wenn andere Behandlungen nicht wirksam sind, kann EKT in Erwägung gezogen werden. Es handelt sich um ein Verfahren, bei dem elektrische Ströme verwendet werden, um kontrollierte Krämpfe im Gehirn auszulösen, wodurch eine rasche Verbesserung der depressiven Symptome erreicht werden kann.
Transkranielle Magnetstimulation (TMS): Hierbei handelt es sich um eine neuere Methode, bei der magnetische Felder verwendet werden, um bestimmte Teile des Gehirns zu stimulieren. Es ist weniger invasiv als EKT und kann bei einigen Menschen mit Depressionen wirksam sein.
Lifestyle-Änderungen und Ergänzungen: Regelmäßige Bewegung, eine gesunde Ernährung, Meditation, Achtsamkeit und die Vermeidung von Alkohol und Drogen können ebenfalls zur Behandlung und Vorbeugung von Depressionen beitragen.
Krankenhausaufenthalt oder Tagesklinik: In schweren Fällen oder bei Suizidgedanken kann ein stationärer Aufenthalt oder die Behandlung in einer Tagesklinik erforderlich sein, um eine intensive Betreuung und Überwachung zu gewährleisten.
Selbsthilfegruppen: Der Austausch mit anderen, die ähnliche Erfahrungen gemacht haben, kann unterstützend und heilend wirken.
Wichtig zu bedenken, dass es kein Schema F gibt. Jeder Mensch mit Depressionen ist individuell und benötigt eine auf sich abgestimmt Therapie.
Gute Nacht, Euer Tim