28/08/2024
Info-Veranstaltung - Forensik in Lünen
Am gestrigen Dienstag, 27. August 2024, fand die Informationsveranstaltung zum Baubeginn der LWL-Klinik für Forensische Psychiatrie in Lünen statt.
Besonders gefreut hat mich, dass viele von der SPD, mindestens ein Dutzend, stellvertretend sei hier Norbert Janssen genannt, anwesend waren.
Als Mitglied des „Planungsbeirats Forensik“ habe ich seit der Gründungsversammlung im Mai 2014 den gesamten Prozess begleitet. Es war eine gelungene Veranstaltung. Immer noch gilt es, Vorurteile und Ängste gegen die Forensik abzubauen. Gut, dass sich doch so viele (ca. 150 Personen) auf den Weg gemacht haben, sich hier zu informieren.
Über den Bau der Forensik, die einzelnen Gebäude und vor allem über die bauliche Sicherheit referierte Ulrich Scheinhardt (auf dem Foto: der 3. von rechts). Sicherheit wird hier großgeschrieben, und dennoch passt sich der gesamte Bau gut in die Landschaft ein.
Und zu beachten ist: Baukosten trägt das Land NRW, LWL. Es entstehen Plätze für 150 Patienten und – wichtig für Lünen – ca. 200 hochqualifizierte und auf Dauer sichere Arbeitsplätze.
Danach referierte Frau Gisa Lieweris-Amsbeck (auf dem Foto, die 2. von links), Therapeutische Direktorin LWL-Kli. Dortmund, zusammen mit Herrn Tilmann Hollweg, LWL-Dezernent (auf dem Foto der 1. links) über das Thema: „Wie funktioniert eine forensische Klinik?“ Ich denke, dass hier vielen Zuhörern die Angst vor der Forensik genommen werden konnte.
Die Moderation wurde großartig und kurzweilig von Herrn Thorsten Wagner (auf dem Foto der 4. Von links), Chefredakteur Radio Antenne Unna, gestaltet.
Meine persönliche Anmerkung: Einige denken vielleicht: „Forensik in Lünen, - muss das sein? Vielleicht auch: Was geht mich das eigentlich an?“
Meine ärztliche Sicht auf die Forensik: Es handelt sich in erster Linie um eine Klinik für psychisch kranke Menschen, und erst in zweiter Linie um „Maßregelvollzug“, also eine Art Gefängnis. Hier geht es nicht um Bestrafung für Straftaten, die ihm Rahmen der psychischen Erkrankung begangen worden sind, sondern um Therapie und Resozialisierung dieser Menschen. Und es gilt hier: „Im Zweifel gegen (!) den Angeklagten“, d.h. eine Entlassung erfolgt erst, wenn die Behandlung erfolgreich abgeschlossen ist. Das dauert im Durchschnitt so ca. 6-8 Jahre!
Jeder von uns könnte morgen schon selber betroffen sein. Jeder von uns kann z. B. an Schizophrenie erkranken, und z. B. im Verfolgungswahn einen anderen angreifen und eine Straftat (z. B. Körperverletzung) begehen.
Im Gegensatz dazu müsste eigentlich der normale Strafvollzug viel mehr Ängste auslösen: Nehmen wir einen Straftäter, z. B. ein Vergewaltiger, der mehrere Frauen vergewaltigt hat, der beispielsweise für 5 Jahre ins Gefängnis kommt. Ob er dann – sozusagen geläutert – wieder entlassen wird, ist m.E. viel fragwürdiger. Die Rückfallquote hier ist jedenfalls um ein Vielfaches höher!
Gut also, dass es jetzt mit dem Bau der forensischen Klinik endlich los geht!
Weitere Infos unter:
https://www.lwl-massregelvollzug.de/de/