07/04/2017
Familienaufstellungen – Was steckt dahinter?
In letzter Zeit wurde ich häufig zum Thema „Familienaufstellungen“ angesprochen, wobei einige bereits schlechte Erfahrungen damit gemacht haben, andere wiederum sind recht euphorisch und glauben, dass darin die Lösung all ihrer Probleme liegt. Und so möchte ich ein wenig Klarheit um ein umstrittenes Thema schaffen, Vorurteile abbauen, Ängste nehmen aber auch übersteigerte Erwartungen relativieren. Denn Folgendes liefern Aufstellungen definitiv nicht: die absolute Wahrheit oder Gewissheit, Realitäten, Beweise, Orakelantworten, Erlösung in kurzer Zeit o.ä.
Ab Anfang der 1950er Jahre entwickelte die US Amerikanerin Virginia Satir, bekannt als Mutter der systemischen Familientherapie, die „Familienskulptur“ als eine gruppentherapeutische Technik (Intervention) in der Familientherapie. In sogenannten Familienrekonstruktionen werden generationenübergreifende Muster und Verhaltensweisen oder auch psychische Probleme innerhalb eines Familiensystems bewusst gemacht. Verborgene Zusammenhänge sowie komplexe zwischenmenschliche Beziehungen und Bindungen werden sichtbar bzw. emotional erfahrbar und sind dadurch leichter zu verstehen. Besonders Konflikte, destruktive Kommunikationsweisen oder krankmachende Verhältnisse können anschaulich dargestellt und erkannt werden, was häufig zu einer möglichen Lösung der Problematik führt. In den wenigsten Fällen reicht aber eine einzige Familienskulptur aus, sondern in der Regel bedarf es einer Reihe verschiedenster Methoden über mehrere Sitzungen zur Identifikation der Problematik und Erarbeitung der Lösung.
Ab den späten 1970er Jahren entwickelte Bert Hellinger das stark umstrittene „Familienstellen“ unter Abwandlung der systemischen Methoden, von dem sich viele Therapeuten klar distanzieren, da bei dieser Variante gegen viele Regeln der psychotherapeutischen Arbeit verstoßen wird. Kritisiert wird vor allem das Alleinlassen der Klienten im Anschluss an die Aufstellungsarbeit. Dabei ist die Nacharbeit der eigentlich entscheidende Teil, denn hier werden die Eindrücke und emotionalen Belastungen, die durch die Aufstellungsarbeit transparent und bewusst werden, unter professioneller Begleitung verarbeitet. Denn es geht bei Aufstellungen bzw. Skulpturen nicht darum, negative Erinnerungen zu wecken oder Traumata noch einmal zu durchleben, sondern vielmehr den nächsten Schritt in Richtung seelische Heilung oder Entwicklung zu gehen.
Skulpturen oder Aufstellungen kann man auf unterschiedlichste Art und Weise durchführen. Am bekanntesten und meist auch am effizientesten ist die Arbeit mit Live-Stellvertretern, d.h. mit lebenden Personen, die die Rolle eines Familienmitgliedes symbolisch übernehmen, wobei dies nicht mit einem Rollenspiel oder Schauspiel zu verwechseln ist. In der therapeutischen Praxis hat man allerdings nicht immer lebende Stellvertreter zur Hand. Daher lassen sich auch gut andere Symbole als Stellvertreter verwenden, wie beispielsweise das Familienbrett mit Holzfiguren oder auch Stühle, Plüschtiere, Puppen o.ä. lassen sich hervorragend einsetzen. Auch mittels Zeichnungen bzw. in Form von Bildern lässt sich Vieles anschaulich darstellen. Letztendlich hängt die eingesetzte Variante vom bevorzugten Sinneskanal des Klienten ab: visuell, auditiv oder kognitiv.
Neben der erfolgreichen Anwendung in der Familien- und Paartherapie lassen sich Skulpturen auch hervorragend in die Arbeitswelt übertragen als die sogenannten systemischen Struktur- oder Organisationsaufstellungen. Eine Team- oder Organisationsskulptur kann verschiedene Aspekte abbilden: Konflikte, Teamstärken, -schwächen oder- werte, Erfolge der Vergangenheit oder Visionen in der Zukunft, Fusionen von Teams oder Integration neuer Mitarbeiter bzw. Vorgesetzter. Dabei ermöglichen die Skulpturen einen risikofreien Probelauf.
Ich arbeite ausgesprochen gern mit der Skulpturmethode in allen möglichen Varianten, lehne aber den Hellinger-ähnlichen „Aufstellungs-Tourismus“, bei der in Gruppenveranstaltungen bzw. Seminaren reihenweise Teilnehmer durchgeschleust werden, aus oben genannten Gründen ab. Vielmehr geht es mir um eine professionelle Klientenbegleitung in geschütztem Rahmen und mir ist wichtig, dass der Klient nach jeder Sitzung gut nach Hause gehen kann und im Nachgang einen Fortschritt spürt. Fragen zum Thema beantworte ich gern unter den folgenden Kontaktdaten:
Jacqueline Nazareth – Systemische Lösungen
Einzel-, Paar-, Familienberatung, Coaching, Unternehmensberatung
Oberdorf 18a
24235 Laboe
TEL 04343-49 29 895
WEB www.jn-systemischeloesungen.de
systemische Lösungen steht für professionelle Beratung in Sachen SELBSTführung, TEAMführung und Zusammenarbeit und verbindet Wirtschaftlichkeit mit Mitarbeiterorientierung auf konstruktive Weise.