TierTherapie-Horn

TierTherapie-Horn Mobile Praxis für Pferde:
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06/11/2025

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Gedanken an das beginnende Geraderichten

Das Schultervor – eine stille Einladung zur Balance

Das Schultervor ist keine Lektion für das Protokoll.
Es ist ein Gespräch – leise, ehrlich und voller Achtsamkeit.
Ein feines Spiel zwischen innerem Fühlen und äußerem Gleichgewicht.
Es ist der Moment, in dem das Pferd beginnt, sich selbst zu ordnen, zu zentrieren, sich in seiner eigenen Mitte zu finden.

Das Schultervor gehört zu den Seitengängen, doch es ist viel mehr als ein technisches Manöver.
Es ist der erste Schritt zur wahren Geraderichtung – jener unsichtbaren, inneren Linie, auf der Pferd und Reiter ins Gleichgewicht finden.
Dabei bleibt das äußere Beinpaar auf einer Hufschlaglinie, während das innere Hinterbein tastend seinen Weg zwischen die Spuren der Vorderbeine sucht.
So entsteht eine feine Längsbiegung – kein Abweichen, kein Verstellen, sondern eine Bewegung von innen heraus.

Für das Pferd bedeutet das: Es darf lernen, sich zu tragen, statt getragen zu werden.
Für den Menschen: zu spüren, statt zu korrigieren.

Die Hilfen wirken zart und bewusst:
• Der innere Schenkel liegt am Gurt und lädt das Pferd ein, sich zu biegen, das innere Hinterbein in die Mitte zu führen.
• Der äußere Schenkel verwahrt die Hinterhand, schützt die Spur, bewahrt die Richtung.
• Der innere Zügel gibt den Impuls zur Stellung – doch nie mehr, als nötig ist.
• Der äußere Zügel hält den Rahmen, trägt die Balance – dort, an der äußeren Schulter, entscheidet sich das Ganze.

Denn fällt die äußere Schulter, fällt die Harmonie.
Bleibt sie getragen, bleibt der Fluss erhalten.
Das Schultervor ist damit eine Übung für das Auge und die Hand des Reiters – aber vor allem für sein Fühlen.
Wer spürt, wie das Pferd über die äußere Schulter gleitet, wie es seinen Rücken hebt und den Atem weitet, der versteht:
Hier entsteht keine Biegung aus Druck, sondern aus Vertrauen und Gleichgewicht.

Ein Pferd kann nur dann gerade werden, wenn es zuvor losgelassen ist.
Und es kann nur loslassen, wenn der Mensch bei sich ist – im Gleichgewicht, still im Geist, offen in der Wahrnehmung.
Erst dann kann er spüren, wie seine innere Hüfte leicht vor kommt, wie sich die Bewegung durch seinen Körper zieht,
wie Pferd und Reiter sich auf einer gemeinsamen Linie einpendeln.

Das Schultervor beginnt also nicht im Pferd, sondern im Menschen.
In seiner Haltung, seiner Atmung, seiner Absicht.
Es ist die Kunst, die äußere Schulter zu hüten, ohne sie festzuhalten –
die innere Biegung zu fühlen, ohne sie zu erzwingen –
und das Pferd auf sanfte Weise in seine eigene Mitte zu führen.

So wird aus einer scheinbar kleinen Lektion etwas Großes:
Ein Moment der Verbindung.
Ein stiller Dialog zwischen zwei Körpern, zwei Atemzügen, zwei Seelen –
auf dem Weg zur Balance.

🙏🤗
30/10/2025

🙏🤗

Spiegeln ist keine Strafe

Vorhin wurde ich noch dafür gelobt, dass ich den Hund immer wieder aus unterschiedlichen Blickwinkeln erkläre – damit möglichst viele Menschen verstehen, worum es wirklich geht. Und genau das ist notwendig, denn viele Begriffe im Hundetraining sind in unseren Köpfen mit schiefen Bedeutungen und alten Erinnerungen aufgeladen. Das verzerrt, was wir sehen. Und das führt dazu, dass wir Dinge mit dem Hund tun, die wir eigentlich nie wollten.

Deshalb braucht es noch einmal einen klareren Blickwinkel.

Wenn ich über Empathie spreche – also darüber, dass der Hund seine eigene Handlung erkennen kann, indem wir ihm diese spiegeln –, dann denken viele Menschen sofort: „Okay, dann zeige ich meinem Hund, dass ich schlecht gelaunt bin. Dann werde ich brummelig, schimpfe, werde laut – dann merkt der Hund, dass sein Verhalten nicht gut ist.“

Aber genau das ist kein Spiegeln.
Das ist eine Attacke.
Das ist Druck.
Das ist der Versuch, den Hund zu zwingen, das zu tun, was man selbst will.

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Wie Spiegeln bei Hunden wirklich funktioniert

Stell dir zwei Hunde vor:

Einer neugierig, offen, entspannt.

Der andere erfahren, aufmerksam, mit etwas mehr Lebensgeschichte.

Der neugierige Hund läuft auf etwas zu – mit einem guten Gefühl. Er erlebt nur Interesse und Entspanntheit.

Der erfahrene Hund kennt diese Situation vielleicht schon. Und er weiß: Das könnte nicht ganz so sicher sein.

Er sagt das nicht mit Lauten.
Nicht mit einem Kommando.
Nicht mit einem „Nein“.

Sondern er fühlt anders – und das zeigt sich ganz fein:

Die Atmung verändert sich.

Er wird etwas langsamer.

Vielleicht ein kaum sichtbares Zucken im Brustkorb.

Der neugierige Hund fühlt diese Veränderung. Seine Neugier wird leiser. Er wird langsamer. Er hält kurz inne. Und das fühlt sich gut und richtig an, weil er in Resonanz gegangen ist. So funktioniert Führung unter Hunden.

Sie kommunizieren über Gefühle.
Still, hochpräzise, in Echtzeit.
Körpersprache ist das Echo dieser Gefühle, nicht ihre Ursache.

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Was wir Menschen daraus machen

Wir lesen darüber und glauben dann:

„Ah – ich muss negative Emotionen erzeugen, damit der Hund aufhört.“

Also:

Laut werden
Schimpfen
Drohen
Unangenehme Gefühle produzieren

Das ist völliger Unsinn.

Es ist nicht das Gefühl, das du herstellst, das wirkt. Sondern das Gefühl, das du wirklich hast, weil du wahrnimmst, was dein Hund gerade tut.

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Wie es wirklich geht

Wenn du mit deinem Hund synchron unterwegs bist und er setzt an, etwas zu tun, das du nicht möchtest, dann:

änderst du deinen Atemrhythmus,
wirst minimal langsamer,
nimmst das Gewicht etwas zurück,
hältst kurz inne,
verschiebst leicht den Brustkorb,
ohne Ärger, ohne Druck, ohne „Chef“.

Du reagierst auf seinen Schritt
und spiegelst seinen Schritt.

Und der Hund fühlt:

„In dem Moment, als ich etwas getan habe, hat sich mein Sozialpartner verändert.
Das fühlt sich anders an als vorher.
Also korrigiere ich mich selbst.“

Das ist Resonanz.

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Aber was, wenn mein Hund das nicht spürt?

Vielleicht sagst du jetzt:

„Ja, aber mein Hund hört da nicht drauf.
Der dreht sofort hoch.
Der rennt los.
Der wird laut, der wird wild, der ist nicht empfänglich für sowas Feines.“

Und das stimmt – weil du ihm das Leise abtrainiert hast.

Wenn ein Hund jahrelang nur auf Laut reagieren musste, wird er irgendwann nur noch Laut wahrnehmen.

Aber das heißt nicht, dass er das Leise nicht mehr kann.
Es heißt nur, dass er es gerade nicht erwartet.

Wenn du leise wirst – wirklich leise –
wird ein Moment kommen, in dem sich der Hund verwundert umdreht.
Und genau hier passiert etwas Entscheidendes:

Er wird angenehm überrascht sein, dass du auch leise kannst.

Und genau in dieser Überraschung baut sich die alte Fähigkeit wieder auf: das Fühlen unterhalb der Lautstärke.

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Warum das alles funktioniert

Hunde kennen kein „Gut“ und „Böse“.
Keine moralische Bewertung.
Sie kennen:

Fürsorge
Richtung
gemeinsame Spannungslage

Wenn der Fürsorger Bedenken hat, wird langsamer, hält inne –
fragt der Hund:

„Warum?“

Und diese Frage ist der Moment, in dem Verhalten sich verändert.

Nicht durch Kontrolle.
Nicht durch Dressur.
Sondern durch Beziehung in Resonanz.

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An die Hundemenschen: lesen !
29/10/2025

An die Hundemenschen: lesen !

"Reaktiver Hund"?

ACHTUNG! WARNUNG!

Das Folgende kann man nicht einfach mit zwei beliebigen Hunden nachmachen. Mein hier beschriebener Hund kann das. Der ist mittlerweile sechste Generation im Rudel und hat dadurch ein riesiges soziales Lösungspaket im Kopf.

Der Bericht soll nur zeigen, wie soziale Hunde es lösen würden und wir uns in unserem Verhalten problemlos daran ein Beispiel nehmen können.

Denn die Hunde probieren aus und gucken wo es keinen Widerstand gibt und man so den Kollegen dazu bekommt einem Vorschlag zu folgen das gleiche zu tun wie man selbst. Die Hunde beißen sich nicht an einer Lösung fest, sondern wechseln ganz schnell zu einer anderen wenn es nicht geht. Sie bleiben noch nicht einmal zu viele Sekunden in einer Haltung stehen, wenn es "Widerstand" oder Aufregung gibt.

Denn: Sie setzen sich gegenseitig den Spiegel vor - sie spiegeln das Verhalten des Gegenübers.

ACHTUNG! WARNUNG!

Ich hatte im letzten Seminar eine Situation, die ganz schön sichtbar gemacht hat, wie Hunde untereinander mit Stress umgehen – und wie völlig anders das ist als das, was wir Menschen normalerweise tun.

Da war ein Hund, der gelernt hatte, seinen Stress zu lösen, indem er nach vorne ging. Fremde Hunde wegschieben, drohen, Krawall machen, einmal Platz schaffen und dadurch innen wieder ruhiger werden. Das war seine Lösungsstrategie. Nicht böse gemeint, sondern einfach aus Erfahrung gelernt: „Wenn es zu viel wird, mache ich Raum nach außen.“

Mein Hund hat dann mit ihm gearbeitet. Und das Beeindruckende war: Er hat nicht versucht, dieses Verhalten zu stoppen oder zu korrigieren. Er ist nicht dagegen gegangen. Er hat auch nicht „dominant“ gemacht oder „durchsetzen“ wollen. Er hat erst einmal geprüft: Wo steht der andere gerade innerlich?

Am Anfang hat er ganz weich und tief den Vorderkörper gesenkt. Nicht als Spieleinladung, sondern als: „Ich komme nicht rein, wir haben Zeit, ich sehe dich, du musst nichts verteidigen.“ Der andere Hund konnte das aber nicht annehmen – zu viel Spannung, zu viel Alarm im System.

Also hat mein Hund das Angebot gewechselt. Er hat kurz die Distanz verändert, ein bisschen Präsenz gezeigt, und dann sofort wieder Raum gegeben. Wieder ein Vorschlag: Was geht? Wie nah ist möglich, ohne dass der andere hochgeht? Wie weit weg ist zu weit, als dass man überhaupt noch in Beziehung bleibt?

So ging das ein paar Runden. Keine Konfrontation, keine Eskalation, sondern Abtasten. Wo ist die Stelle, an der der andere Hund überhaupt etwas annehmen kann, das in Richtung Ruhe führt?

Und irgendwann gab es diesen kleinen Moment. Ein ganz kurzes Innehalten. Ein Atemzug, der ein bisschen tiefer ging. Und genau da hat mein Hund angesetzt. Er hat sich aus der direkten Interaktion herausgelöst, ist ein paar Meter weiter gegangen, hat angefangen zu schnüffeln. Nicht, weil er etwas gerochen hat. Sondern als Einladung:

„Komm hier rein. Wir machen das gemeinsam runter.“

Und der andere Hund ist mitgegangen. Erst ein Schritt. Dann zwei. Dann Nase runter. Dann parallel schnüffeln. Und damit war die ganze Stimmung anders. Keine Spannung mehr. Kein Alarm. Nur zwei Hunde, die wieder atmen konnten.

Das war keine Dominanz. Das war keine Erziehung. Das war keine „Korrektur“.

Das war: Angebote machen, Resonanz spüren, das nächste passende Angebot wählen, bis ein gemeinsamer Weg zur Ruhe entsteht.

Hunde führen über das, was der andere gerade leisten kann – nicht über das, was sie durchsetzen wollen.

Es ist eigentlich ganz einfach, wenn man es einmal gesehen hat:

Nicht fragen: „Wie bringe ich ihn dazu?“

Sondern:

„Wo kann er gerade mit mir anfangen?“

Und dort beginnen.
Immer dort beginnen.

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Und für uns Menschen heißt das in der Praxis vor allem eines:

Nicht festbeißen.
Nicht denken „ich habe mir das jetzt vorgenommen, also muss das jetzt funktionieren“.
Genau da steigt die Spannung.
Genau da verlierst du deinen Hund.
Und genau da muss er anfangen, seine innere Spannung durch Verhalten abzubauen.

Wir Menschen haben ein Problem, wir denken darüber nach, und wir malen uns im Kopf schon die Lösung aus. Und dann versuchen wir, diese Lösung herzustellen. Egal, wie der andere gerade drauf ist. Egal, ob es passt. Egal, ob es möglich ist. Hauptsache: „Das muss jetzt klappen.“

Und in dem Moment sind wir schon nicht mehr da.
Wir sind nicht im Jetzt.
Wir sind schon einen Schritt in der Zukunft.
Und wir versuchen, den Hund in diese Zukunft hineinzuziehen.

Das fühlt sich für den Hund an wie Druck.
Und Druck macht Spannung.
Und Spannung muss er loswerden.
Und das tut er, indem er sich verhält.

Wenn der Hund aber nur noch unter Spannung handelt, dann greift er irgendwann nur noch auf die wenigen Verhaltensmuster zurück, die tief sitzen: rennen, ziehen, bellen, blocken, knurren, fixieren – was auch immer ihm jemals geholfen hat, Spannung abzubauen.

Er macht das nicht, um uns zu ärgern.
Er macht das, weil er keine andere Möglichkeit sieht.

Darum ist der entscheidende Schritt für uns:

Nicht versuchen, die eigene Vorstellung durchzusetzen,
sondern fragen: „Was geht jetzt gerade?“

Nicht: „Was soll passieren?“
Sondern: „Was kann mein Hund in diesem Moment leisten, ohne dass er in Spannung rutscht?“

Und dann genau dort anfangen.

Mach einen Vorschlag.
Wenn er den nicht annehmen kann, mach einen anderen.
Ohne Bewertung.
Ohne Enttäuschung.
Ohne Ziel vor Augen, das unbedingt erreicht werden muss.

Du suchst nicht „die richtige Technik“.
Du suchst den ersten Moment, den der Hund freiwillig mit dir teilt.

Wenn das ein Schritt ist – gut.
Wenn das ein Atemzug ist – gut.
Wenn das nur ein Blick ist – auch gut.

Daraus entsteht der nächste Moment.
Und daraus entsteht Orientierung.
Und daraus entsteht Ruhe.

Nicht durch Durchsetzen.
Sondern durch gemeinsame Entscheidung.

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Ich finde, das darf man sich mal bewusst machen ☝️🤔🤗
16/10/2025

Ich finde, das darf man sich mal bewusst machen ☝️🤔🤗

Zwischen Wolf, Schimpanse und Hund – warum der Mensch den Hund zum Affen macht

Wenn man den Wolf und den Schimpansen miteinander vergleicht, zeigt sich ein faszinierender Gegensatz zweier hochentwickelter sozialer Systeme. Beide Arten leben in Gruppen, beide verfügen über ausgefeilte Kommunikationsformen und ausgeprägte Konfliktstrategien – doch sie verfolgen grundverschiedene Prinzipien, um ihr Zusammenleben zu sichern.

Der Wolf organisiert sich in einer stabilen Familienstruktur. Sein Rudel ist keine Ansammlung von Konkurrenten, sondern eine kooperative Einheit. Alle Mitglieder kennen ihre Rolle, jeder trägt Verantwortung für das Ganze. Konflikte werden selten unterdrückt, aber sie eskalieren kaum, denn sie bedrohen das Überleben der Gruppe. Statt Gewalt zu riskieren, arbeitet der Wolf mit ritualisierter Aggression: mit Blicken, Körperhaltungen, kurzen Impulsen. Die Botschaft ist klar, der Austausch präzise, die Lösung still. Nach einer Auseinandersetzung folgt häufig körperliche Nähe – gemeinsames Ruhen, Fressen, Wachen. Der Wolf sucht das Gleichgewicht, nicht den Sieg. Sein Ziel ist Synchronität, nicht Unterordnung.

Beim Schimpansen ist das anders. Seine Gesellschaft ist instabil, flexibel und von wechselnden Allianzen geprägt. Hier wird Konflikt zum Werkzeug sozialer Dynamik. Macht, Einfluss und Rang sind ständige Aushandlungsprozesse. Aggression und Manipulation sind erlaubt, manchmal notwendig, um Positionen zu sichern oder neu zu verteilen. Der Schimpanse lebt in einem sozialen System, das auf Bewegung basiert. Nach einer Eskalation folgt oft Versöhnung – intensive Gesten, Fellpflege, gemeinsames Sitzen. Aber die Unruhe bleibt ein konstanter Teil seiner Welt. Sein Zusammenleben ist von Konkurrenz geprägt, seine Stabilität entsteht aus ständiger Neuordnung.

Zwischen diesen beiden Welten steht der Mensch. In uns wirken beide Prinzipien fort – das Bedürfnis nach Ruhe und Zugehörigkeit, das dem Wolf gleicht, und der Drang nach Einfluss, Ausdruck und Selbstbehauptung, der uns mit dem Schimpansen verbindet. Wir sehnen uns nach Gemeinschaft, erzeugen aber zugleich Konkurrenz. Wir bewundern Loyalität und leben doch oft im Spiel von Status und Eitelkeit. Unsere Gesellschaft schwankt zwischen dem Traum vom Rudel und der Realität der Koalition.

Vielleicht deshalb idealisieren wir den Wolf. Wir schreiben ihm Werte zu, die wir selbst verloren haben: Klarheit, Treue, Gelassenheit. In der inneren Ruhe des Wolfes erkennen wir etwas, das uns abhandengekommen ist. Der Mensch strebt nach dieser Form der sozialen Harmonie, erreicht sie aber selten. Nur wer sich von seinem eigenen Ego löst – der Weise, der Mönch, der Mensch in tiefer Achtsamkeit – nähert sich dem Zustand, den der Wolf selbstverständlich lebt: das ruhige Eingebundensein in ein größeres Ganzes.

Und genau hier beginnt die Geschichte des Hundes.

Der Hund trägt die soziale Struktur des Wolfes in sich, lebt aber in einer Welt, die der des Schimpansen gleicht – inmitten menschlicher Widersprüche, emotionaler Übersteuerung und ständiger Bewertung. Wir unterstellen ihm, opportunistisch zu sein, weil er sich anpasst. Wir nennen ihn aggressiv, weil er sich wehrt. Doch in Wahrheit spiegelt er nur das Klima wider, das wir ihm bieten. Der Hund lebt, was wir vorleben. In einem ruhigen, klaren sozialen Gefüge verhält er sich wie ein Wolf – loyal, kooperativ, ausgleichend. In einer lauten, reizgeladenen, unruhigen Umgebung dagegen wird er taktisch, nervös, reaktiv.

Lässt man Hunde in stabilen, selbstorganisierten Gruppen leben – nicht als Straßenhunde im Chaos menschlicher Städte, sondern als echte Sozialverbände, die ihre Beziehungen selbst ordnen dürfen –, kehren sie in kürzester Zeit zu rudelähnlichen Strukturen zurück. Aggression verschwindet, weil sie nicht gebraucht wird. Konkurrenz weicht Kooperation. Jeder Hund findet seinen Platz, und die Gruppe funktioniert – ruhig, effizient, sozial. Genau wie beim Wolf.

Es ist also nicht der Hund, der sich vom Wolf entfernt hat – es ist der Mensch, der ihn aus seiner Natur herausgelöst hat. Indem wir ihn in unser System aus Belohnung, Bewertung und Kontrolle zwingen, machen wir ihn zu einem Wesen, das er nie war: ein Taktierer, ein Reizspieler, ein Opportunist. Wir schaffen durch unser Verhalten jene Unruhe, die wir ihm später vorwerfen. Der Hund wird zum Affen, weil wir ihn wie einen Schimpansen behandeln – gefangen in einer Welt permanenter Rückmeldung, sozialer Unsicherheit und emotionaler Übersteuerung.

Das klassische Hundetraining ist das deutlichste Beispiel dafür. Es setzt voraus, dass der Hund nur durch äußere Anreize lernt – durch Futter, Lob, Korrektur. Doch genau dieses System zerstört seine innere Ordnung. Wo der Wolf Kooperation lebt, verlangt der Mensch Gehorsam. Wo der Hund Resonanz sucht, bekommt er Strategie. Die Folge: ein überdrehtes, unsicheres, suchendes Wesen, das mehr auf menschliche Stimmung als auf soziale Stabilität reagiert.

Lässt man ihn dagegen wieder Hund sein, tritt seine ursprüngliche Natur zutage. Dann braucht er keine Dressur, kein „Sitz“ oder „Platz“, keine künstliche Motivation. Er braucht Ruhe, Klarheit und soziale Resonanz – dieselben Faktoren, die auch im Wolfsrudel Stabilität erzeugen. Der Hund kann sich selbst regulieren, wenn man ihm das Umfeld lässt, das dies ermöglicht.

Der Ansatz, den ich nutze – die Erinnerungsarbeit – knüpft genau daran an. Ich erzeuge mit dem Hund gemeinsame Erlebnisse, die ihn auf seine ureigensten wölfischen Verhaltensweisen zurückführen. Jede gemeinsame Erfahrung, jedes ruhige, soziale Handeln wird zu einer Erinnerung, die der Hund später wieder abrufen kann. So läuft er durch die hektische Menschenwelt, aber beim Schnüffeln, beim Rennen, beim ruhigen Nebeneinandergehen wird er an seine Natur erinnert – an Kooperation statt Konkurrenz, an Rückkehr zur Ruhe statt Eskalation. Diese Erinnerungen wirken wie innere Anker. Sie halten ihn bewusst, auch wenn draußen Chaos herrscht. Der Hund reagiert dann nicht mehr aus Impuls oder Kontrollverlust, sondern bleibt entscheidungsfähig. Er kompensiert die Reizflut der menschlichen Welt, indem er sie überführt in das, was seine Natur am besten kann: Spannung in Ruhe verwandeln. Für den Menschen sieht das manchmal so aus, als habe der Hund keinen Spaß mehr – doch in Wirklichkeit hat er endlich Frieden gefunden. Er kann in aller Ruhe die Welt betrachten, so wie sie ist, und bleibt dabei ganz Hund.

Vielleicht ist das das eigentliche Erbe der Koevolution: Nicht dass der Mensch den Wolf gezähmt hat, sondern dass der Wolf den Menschen verändert hat. Er hat uns gezeigt, dass Ordnung nicht durch Dominanz entsteht, sondern durch Vertrauen. Dass Kooperation stärker ist als Kontrolle. Und dass soziale Intelligenz nicht bedeutet, andere zu lenken, sondern sich selbst im Einklang mit dem Ganzen zu bewegen.

Der Hund trägt dieses Wissen bis heute in sich. Er ist nicht das Produkt menschlicher Erziehung, sondern ihr Spiegel. Und solange wir ihm erlauben, Hund zu sein, erinnert er uns an das, was wir selbst vergessen haben: dass wahre Gemeinschaft nicht durch Macht entsteht, sondern durch das stille Einverständnis miteinander.

Der Mensch hat den Hund domestiziert.
Doch vielleicht hat der Hund den Menschen erst zivilisiert.

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16/08/2025

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Herr T führt manchmal den Hund seines Nachbarn aus. Eines Tages war er mit dem angeleinten Tier auf einem kombinierten Fuß- und Radweg unterwegs. Als sich von hinten ein Radfahrer näherte, sprang der Hund vor das Fahrrad. Der Radfahrer konnte nicht rechtzeitig bremsen, stieß mit dem Hund zusammen und überschlug sich. Der Mann kam zwar mit ein paar Kratzern davon, doch sein teures Rad wurde bei dem Unfall beschädigt.

Vom „Hundeausführer“ verlangte er Schadenersatz: Herr T habe grob fahrlässig gehandelt, weil er die Leine zu lang gelassen habe. T wies diesen Vorwurf zurück und pochte außerdem darauf, dass er nicht der Tierhalter sei. Richte ein Tier durch sein unberechenbares Verhalten Schaden an, müsse der Tierhalter dafür haften.

Das Landgericht wies die Schadenersatzklage ab. Unabhängig von eigenem Verschulden müssten nur Tierhalter für Schäden durch ihre Tiere einstehen. T dagegen müsste für das beschädigte Rad nur haften, wenn er sich fahrlässig verhalten hätte. Dies treffe jedoch nicht zu.

Die Leine war nicht einmal zwei Meter lang. Auf einem Weg, der für Fußgänger und Radfahrer gleichermaßen zugelassen sei, müssten Hunde nicht an der extrem kurzen Leine geführt werden, also ständig „bei Fuß laufen“.

Wenn bei diesem Unfall jemand gegen Verkehrsregeln verstoßen habe, dann sei das der Radfahrer. Denn er habe sich dem Fußgänger mit hoher Geschwindigkeit von hinten genähert, ohne zu klingeln oder anderweitig auf sich aufmerksam zu machen. T habe damit die drohende Gefahrenlage nicht bemerkt und keinen Grund gehabt, den Hund festzuhalten oder die Leine zu verkürzen.

Auf kombinierten Fuß- und Radwegen müssten Radfahrer auf Fußgänger besonders Rücksicht nehmen. Könnten sie sich mit einem Fußgänger vor ihnen nicht durch Klingelzeichen verständigen, müssten sie eben so langsam fahren, dass sie notfalls sofort anhalten könnten.

Quelle: Onlineurteile.de

(Urteil: Landgericht Koblenz, 13 S 45/24)

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