19/10/2025
Hörsturz oder einfach nur „Ohr zu“?
Patienteninformation zur Unterscheidung von Hörsturz und Druckgefühl im Ohr
Viele Menschen erleben plötzlich ein dumpfes Gefühl im Ohr, vermindertes Hören oder ein Knacken. Doch nicht jedes „Ohr zu“ ist gleich ein Hörsturz. Diese Übersicht hilft, die Unterschiede besser einzuordnen – ersetzt aber keine ärztliche Untersuchung.
🩺 1. Hörsturz – ein Notfall des Innenohrs
Typisch: plötzlich schlechteres Hören auf einem Ohr, häufig begleitet von Tinnitus, Schwindel oder einem Gefühl wie „Watte im Ohr“.
Kein Knacken oder Druckausgleich möglich.
Ursache liegt im Innenohr (Hörschnecke oder Hörnerv) – meist durch Durchblutungsstörung oder Stress.
Sofortige HNO-Abklärung nötig! Je früher die Behandlung beginnt, desto besser die Heilungschancen.
Selbstcheck (vereinfacht): - Wenn du auf der betroffenen Seite kaum noch hören kannst und die Stimme deines Gegenübers „im Kopf“ statt im Ohr wahrnimmst → Hörsturz-Verdacht! - Keine Besserung beim Gähnen oder Schlucken.
👂 2. Tubenfunktionsstörung – das klassische „Ohr zu“
Typisch: Druckgefühl, Knacken oder „Ohr geht nicht auf“ beim Schlucken, Fliegen, Tauchen oder nach einer Erkältung.
Bessert sich meist durch Gähnen, Kauen, Schlucken oder den Valsalva-Versuch (kurzes Ausatmen bei zugehaltener Nase).
Ursache liegt im Mittelohr, genauer in der Tuba auditiva (Eustachischen Röhre).
Für den Druckausgleich arbeiten zwei Muskeln zusammen:
M. tensor veli palatini (Hauptöffner, innerviert durch V3)�
M. levator veli palatini (Unterstützer, mitversorgt durch den N. vagus)
Diese Muskeln öffnen beim Schlucken die Tube und sorgen so für den Druckausgleich zwischen Rachenraum und Mittelohr.
⏰ 3. Wann sollte ich zum Arzt?
Sofort: bei plötzlichem Hörverlust, Schwindel oder Ohrgeräuschen.
Innerhalb weniger Tage: wenn Druck oder Knacken nach Infekt oder Flug nicht abklingen.
Immer: bei Unsicherheit lieber einmal mehr den HNO aufsuchen – besonders, wenn die Symptome nur auf einer Seite auftreten.
💆♂️ 4. Osteopathischer Blick
Ein Osteopath kann Spannungen im Kiefer-, Hals- und Schädelbereich lösen, die die Tubenfunktion beeinflussen. Beim Hörsturz liegt der Fokus eher auf der vegetativen und vaskulären Regulation.
Das Ziel: Druckausgleich und Durchblutung optimieren, vegetatives Nervensystem beruhigen – und klar unterscheiden, ob es sich um eine funktionelle Tubenstörung oder einen echten Hörsturz handelt.
Fazit:�Ein plötzliches „Ohr zu“ kann harmlos sein – oder ein medizinischer Notfall. Wer den Unterschied kennt, kann schneller richtig reagieren. Im Zweifel gilt immer: HNO-Arzt aufsuchen!