12/09/2021
Achtung ich habe ein paar strukturelle Veränderungen vorgenommen.
Das befasst sich in Zukunft ausschließlich mit gesellschaftlichen und philosophischen Themen mit dem Schwerpunkt "Macht, Machtmißbrauch und Machtbalance".
Die Themen Gesundheit und Psychosomatik findet ihr ab jetzt immer auf meiner Seite Praxis Intégrale (Praxis Intégrale - psychosomatische Naturheilpraxis). Hier dazu mein erste Content-Post zum Thema "Sucht". Hinterlasse mir gern ein Like oder Abo, wenn du dich für die gesundheitlichen, psychosomatischen Themen interessierst.
Liebe Grüße, Ronny Dabischa
Derzeit habe ich mehrere Klienten mit Suchtthemen. Daher wurde es für mich auch langsam Zeit, mich persönlich mal intensiv auch in meinem eigenen Erleben damit auseinanderzusetzen.
Meiner Meinung nach gibt es sowieso kaum jemanden, der nicht mit irgendeiner Sucht im Leben zu kämpfen hat. Der eine nimmt das weniger wahr, der andere hat damit stärker zu kämpfen.
Was mir auffällt ist, das sich bestimmte Illusionen bei Suchtthematiken immer wiederholen und auch das Loslassen oder Therapieren der Sucht extrem erschweren. Es spielt dabei keine Rolle, ob es ums Essen, Alkoholkonsum, Rauchen, Kiffen, Koksen, Ess-& Brechsucht, (Computer-)Spielsucht, Sexsucht oder den Konsum von Pornographie geht, die Mechanismen, Ausreden und Glaubenssätze sind immer die Gleichen. Und da möchte ich hier gerne mal etwas tiefer einsteigen und euch die meiner Meinung nach sechs wichtigsten Selbsttäuschungen im Suchtverhalten präsentieren.
1. „Ich bin gar nicht süchtig, ich bin ein Genießer der schönen Dinge des Lebens!“
Dieser Glaubenssatz wird einem oft entgegen gebracht, wenn es um die scheinbar harmloseren Substanzen wie Süßigkeiten, Fresssucht, Alkohol, Cannabis oder Sex/Pornographie geht. Eine Sucht erkennt man allerdings durch die mangelnde Fähigkeit auf den (kompletten!) Verzicht der jeweiligen Substanz ohne dabei Reue, emotionalen Downswing oder Verlust zu empfinden. Insbesondere wenn man auf Partys auf Diskussionen zu diesen Themen stößt, fühlt man sich schnell wie auf einer Werbeveranstaltung für Suchtmittel. Das es um die „schönen Dinge des Lebens“ geht, ist dabei eine bewusste, strategische selbstrechtfertigende Lüge. Ein wirklich glücklicher Mensch mit gesundem Bezug zur Lebendigkeit braucht nichts davon, schon gar nicht im Übermaß.
2. „Das ist echtes Erleben!“
Ein weiteres Argument das einem in der Debatte um das Thema „Süchte“ gern geliefert wird, ist die „besondere Erfahrung“ die man dabei sammelt. Den eigenen Körper, das eigene Erleben mal an die Grenzen bringen. Und diese Wahrnehmung ist deswegen so grausam trügerisch, weil in der Erfahrung ja scheinbar echtes erlebt wird, über das man dann ggf. ja auch berichtet. Ich habe bisher aber noch nicht einen einzigen Menschen erlebt, den das im akuten Prozess wirklich weitergebracht hätte. Aus gestalttherapeutischer Sicht passiert genau das Gegenteil: man bringt sich vom echten Erleben im Hier und Jetzt woanders hin, wo man sich geschützter, sicherer und lebendiger fühlt. Weil im Hier und Jetzt entweder eine Starre/Stagnation entstanden ist, aus der man sich herausbefreien will oder weil ein tiefer Schmerz sich ankündigt, vor dem man Angst hat, ihn zu fühlen. Sucht ist in der Regel Vermeidung von Schmerz. Der „Süchtling“ ist die Schattenseite des Archetyps „Liebhaber/in“. Dieser Archetyp, der eine Urkraft/Qualität in jeder unserer Seelen ist, zeichnet sich durch seine Hingabe und tief fühlende Verbindung zu sich selbst und seiner Umwelt aus. Es bedeutet echter Kontakt im Sein mit dem Hier und Jetzt. Sucht als Schattenseite bedeutet: ich vermeide den Kontakt im Hier und Jetzt und lenke meine Energie ins Illusorische.
3. „Damit befriedige ich echte Bedürfnisse!“
Daran schließt auch gleich die nächste Illusion an. Das es sich bei dem Verhalten um Befriedigung echter Bedürfnisse handeln würde. Bei vielen Süchtigen hat das regelmäßige Konsumieren von bestimmten Sachen dazu geführt, das sich das Verlangen nach Essen, Wi***en, Kiffen etc. bereits als echtes reelles Bedürfnis anfühlt. Das Traurige dabei ist, das darunter oft ein ganz anderes, echte Bedürfnis liegt, welches durch das Suchtverhalten permanent vernachlässigt, verdrängt und unterdrückt wird. Bei vielen Süchten steht der Hintergrund, dass man gar kein Wissen oder Gefühlsbezug dazu hat, was man eigentlich wirklich braucht. Ein wichtiger Therapieansatz ist deshalb insbesondere, diese Verbindung zu sich selbst wiederherzustellen. Mit dem Effekt, dass man plötzlich merkt, dass man den ganzen „Sh*t“ eigentlich gar nicht braucht.
4. „Ich schade doch damit niemandem!“
Als Spezialisten für Psychosomatik liegt für mich auf der Hand, das dieser Spruch kompletter Bu****it ist. Denn die erste Person, der man damit schadet, ist man natürlich selbst. Bei dieser Illusion kommt ein zweischneidiger Mechanismus unseres Körpers zum Tragen. Nämlich, das unser Körper ganz schön viel Aushalten und Kompensieren kann. Das beste Beispiel dafür ist die Leber, die ja generell für die Entgiftung und Reinigung/Regeneration unseres Körpers zuständig ist. Diese funktioniert noch gut, selbst wenn 80% des Lebergewebes (z.B. durch Suchtverhalten) zerstört sind. Und auch bei allen anderen Körperfunktionen gibt es Sicherheitsmechanismen, die die Funktionalität z.B. des Gehirns oder Blutkreislaufs/Sauerstoffversorgung sicherstellen. Bis man wirklich ernsthafte Beschwerden merkt, ist es in der Regel zu spät. Dann hat man den Krebs, den Leberschaden oder den ersten Herzinfarkt. Eben weil der Körper das alles kann, fühlt man sich trotz seines schädigenden Verhaltens immer noch gesund.
Als nächstes schadet man auch anderen damit. Insbesondere mit der Arroganz und Selbstverständlichkeit mit man scheinbar sogar offensiv mit seinem Suchtverhalten andere anstecken will, um sich selber besser zu fühlen. Ich erinnere damit an die Gruppendynamiken an den Schulen wenn es insbesondere um Trinken und Rauchen geht. Des Weiteren, jetzt wird es ganz persönlich, geht mir z.B. die Anmaßung der Raucher tierisch auf den Sack. Mit einer demonstrierten Coolness quarzen sie jede Haltestelle und Bürgersteig voll und scheren sich einen Dreck darum, ob andere davon einen Schaden tragen. Ein weiteres wichtiges Argument ist der Generationenkonflikt oder unser Sozialsystem. Das ist nämlich darauf ausgerichtet, moralisch unbewertet jede Krankheit zu behandeln, egal welche Kosten dem Beitragszahler dabei entstehen. Und persönlich bin ich davon überzeugt, dass ca. dreiviertel der gesellschaftlichen Krankheiten und Gesundheitskosten Wohlstands- und damit Suchtkrankheiten sind (was sich auch durch Statistiken und Todesursachen bestätigen lassen wird). Und damit liegt man quasi auch auf der Tasche der nachfolgenden Generation. Denn irgendwer muss den ganzen Scheiß ja bezahlen.
5. „Ich kann das kontrollieren!“
In der therapeutischen Arbeit ist das fast sowas wie meine Lieblings-Illusion beim Klienten. Und gleichzeitig ist es eine derjenigen, von denen sich der Klienten am schwersten befreien kann. Der Wunsch die Kontrolle zu haben ist ein wichtiger Überlebensmechanismus. Wenn wir das Gefühl von Kontrollverlust haben, geht uns der A***h richtig auf Grundeis. Deswegen ist es auch dem Süchtigen ganz wichtig, sich einzureden sowas wie „wenn ich will, kann ich jederzeit aufhören!“ oder „ich kann das immer mal paar Tage sein lassen, das ist doch Kontrolle!“. Echte Kontrolle über sein Leben zu haben, bedeutet zu verstehen was man tut, warum man es tut und welche Konsequenzen es für einen selbst und andere hat. Sobald irgendwann der Moment kommt, wo man, aus einem illusorischen Gefühl von Kontrolle heraus, sich der Sucht wieder hingibt, diesem unreflektierten Impuls wieder folgt und glaubt es hätte KEINE (großen) Konsequenzen, ist man der Lüge zum Opfer gefallen und hat die Kontrolle verloren.
6. „Ich habe kein ernstes Problem und brauch keine Hilfe!“
Dieser Satz ist eine Fortsetzung von Punkt 5, soll hier aber aus gutem Grund gesondert aufgeführt werden. OK, bei meinen Klienten bspw. ist dieser Satz nicht mehr ganz so stark vertreten, weil sie sind ja zu mir gekommen, um Unterstützung zu erfahren. D.h. primär gilt dieser Satz für alle, die den Schritt, sich helfen zu lassen, noch nicht gemacht haben.
Das dieser Satz gelogen ist, erkennt man oft daran, mit welcher unterschwelligen Aggressivität er geäußert wird.
JA, Eigenverantwortung ist wichtig. Der Betroffene kann nur sich selbst aus seinem Leid, in dem Fall der Sucht und den Illusionen befreien. Das kann ich nicht tun. Es braucht die eigene Entscheidung dafür. Und gleichzeitig gehört zur Eigenverantwortung, seine Grenzen und Fähigkeiten genau zu kennen und zu wissen, wann man professionelle Unterstützung in seinem Prozess braucht.
Wenn du in all dem Geschriebenen etwas Persönliches von dir wiederfindest und bereit bist, dich von diesen aufgezählten Illusionen zu lösen, dann komm gerne zu mir in die Praxis oder per Zoom zu einem kostenlosen Kennenlernen. Darin kannst du dann abchecken ob ich dich dann in deinem Suchtproblem unterstützen kann.
Meine Kontaktdaten findest du hier und auf der Website auch weitere Veranstaltungen und Aktionen:
https://www.jediqi-institut.de/kontakt/
Möge die Wahrheit mit dir sein!
In Liebe, Ronny🙏💜