20/04/2021
Eine würdevolle Aufgabe ruft
von Delia Meister
Es steht fast alles still – eine Stille, die fast an eine Beerdigung erinnert. Lockdown. Es passiert nicht viel. Wir bedanken uns beim Krankenhauspersonal, bei den Supermärkten und einigen anderen wichtigen „Helfern“ in dieser unerwartet schweren Zeit. Aber wer bedankt sich bei den Sargträgern?
Leider wird auch jetzt gestorben. Für die würdevolle Aufgabe des letzten Weges in den Frieden wird händeringend Personal gesucht.
Ich habe mich selbst gefragt, ob ich mir jemals Gedanken über diese Tätigkeit gemacht habe. Die Antwort war „Nein“, denn irgendwie habe ich diese Aufgabe als selbstverständlich betrachtet. „Ja, das macht schon jemand vom Friedhof“, dachte ich, platt ausgedrückt. So ist es aber nicht.
In dieser Branche kommt es immer mehr zu Engpässen. Was wäre denn schlimmer, als jemandem die sogenannte „letzte Ehre“ zu verwehren? Daher ruft der „Trägerservice im Bestattungswesen“ aus Mönchengladbach dazu auf, sich zu trauen und sich zu bewerben.
Die Tätigkeit hat viele Aspekte, die sie zu einer nicht nur wichtigen, sondern auch bewundernswerten Aufgabe machen. Für den letzten Gang werden Verantwortungsbewusstsein, Teamfähigkeit, Flexibilität und Stärke gefragt. Wäre es nicht erstrebenswert, behaupten zu können, man übe eine wirklich wichtige und würdevolle Aufgabe aus? – Ich würde diese Frage mit einem klaren „Ja“ beantworten.
Gerade jetzt werden wir immer wieder dazu aufgerufen, „quer zu denken“. Maßnahmen werden aufgestellt, verändert, geschärft, gelockert, wieder aufgehoben und neu aufgestellt. Wir haben uns an Vieles gewöhnt, das für uns vor einem Jahr unvorstellbar gewesen wäre. Der Quereinstieg in einen würdevollen Beruf könnte während der Pandemie ein weiterer Schritt sein – dieses Mal im wahrsten Sinne des Wortes. Seien Sie mutig und tragen Sie dazu bei, dass in Würde gestorben werden kann! Sie werden gebraucht!