28/10/2025
„Ich habe an alles gedacht, aber nicht, dass ich einen Tumor haben könnte.“ Das hat Nicole Häuser-Jahn schon oft gehört. „Die nächste Überforderung entsteht dann, wenn der Tumor behandelt wird, man also offiziell Krebspatient ist“, erklärt die fachonkologische im Klinikum .
Sie weiß: Onkologische Patienten haben einen eigenen Betreuungsbedarf. Auch deshalb arbeitet sie eng mit Selbsthilfegruppen zusammen, führt Pflegevisiten durch und bietet eine spezielle Pflegeberatung für und Angehörige an. Am meisten schätzt sie an ihrem Job aber die Menschen, die sie dadurch kennenlernen darf.
Wer sich mit beschäftigt, stellt fest: Die „eine“ Pflege gibt es gar nicht – von OP-, über Altenpflege bis hin zur onkologischen Fachpflege ist ein breites Feld an Spezialisierungen entstanden. Warum braucht es das eigentlich? „Das habe ich mich vor Jahren auch gefragt“, sagt Häuser-Jahn. „Dann wird einem im Krankenhausalltag bewusst, dass z.B. eine stationäre Pflegekraft einen hohen Leistungsdruck hat und entlastet werden muss, damit sie ihre Ressourcen gezielter einsetzen kann. Es macht Sinn, dass es jemanden gibt, der speziell dafür da ist, um sich enger mit onkologischen Patienten zu beschäftigen.“
Der Rundum-Blick, den man vielerorts leisten müsse, sei neben Wundversorgung oder Visiten oft utopisch. Vor allem dann, wenn Patienten angesichts der Krebsdiagnose vermeintlich einfache Dinge als überfordernd wahrnehmen und Hilfe benötigen. „Ich habe ein Zeitfenster für administrative Dinge, etwa wenn jemand in die Reha soll, aber unsicher ist, welche Befunde er mitbringen muss. Oder wenn die Chemo ansteht und allein der Name dieser Therapie einem Angst macht“, so Häuser-Jahn. „Ich bin für die Patienten im Grunde der Wegweiser durch die Krankheit.“
An die habe sie ihr Herz verloren. „Ich wusste in meinem 2. Lehrjahr: Hier gehöre ich hin. Es ist etwas Besonderes, wenn man herausfinden darf, was für ein Leben die Patienten gelebt haben“, erklärt sie. Auch die Forschungs- und Studienlage findet Häuser-Jahn sehr spannend. „Vieles, was früher quasi ein Todesurteil war, lässt sich heute gut behandeln. Das gibt Hoffnung.“