28/08/2013
Grausam... was der Mensch dem Pferd antut... :'(
Eingeschüchtert, isoliert, gequält ...
Leider ist es in deutschen Reithallen an der Tagesordnung Pferde zu unterwerfen und ihnen Lektionen mit Gewalt einzutrichtern.
Schlaufzügel gehören zur Standardausrüstung, Sporen und Peitsche, werden von feinen Hilfsmitteln, die sie sein sollten, zu Foltergeräten. Weiß der Reiter sich nicht mehr zu helfen, wenn das Pferd losstürmt, kommen sehr effektive Gebisse zum Einsatz, den Pferden Schmerz bereiten, um sie zu stoppen. Junge Pferde werden mit Beruhigungsmitteln gefügig gemacht, um sie anreiten zu können.
Die Reiter sehen das natürlich oft anders, schieben die Schuld dem nicht kooperierenden Pferd zu. Zugegeben, drastisch formuliert, aber wenn man sich ein normales Reitturnier ansieht und etwas in deutschen Reithallen unterwegs ist, sind solche Bilder leider keine Seltenheit.
Oft sind sich die Reiter aber nicht bewusst was sie da anrichten, da das Pferd sich meistens fügt. Sie schreien nicht, sie buckeln höchstens, steigen, oder rennen weg. Dafür gibt es aber wiederum effektive “Mittelchen und Wege”, dieses zu unterbinden. Es wird dann als Ungehorsam oder Widersetzlichkeit ausgelegt. Pferde haben sich nicht zu wehren. Nicht wenn ihnen per Schlaufzügel der Kopf auf die Brust gezogen wird. Nicht wenn von ihnen mehr verlangt wird, als sie leisten können. Was geht da im Kopf der Pferde vor? Beispiel Schlaufzügel, am besten mit einem fest zugezogenen Kinnriemen:
Studien haben ergeben, dass die Sauerstoffzufuhr, durch die erzwungene Haltung des Kopfes stark eingeschränkt ist.
Was passiert: Durch die erzwungene Haltung stauen sich Muskeln und Fettgewebe im Ganaschenbereich, der Kehlkopf wird gequetscht, die Atemwege verengen sich, das Pferd bekommt schlecht Luft. Sauerstoffmangel im Blut hat zur Folge, dass der pH-Wert im Blut abgesenkt wird. Man stelle sich vor, 5 km flott zu joggen und dabei nur durch einen Strohhalm atmen zu dürfen ...
Durch Sauerstoffmangel und zunehmendes Kohlendioxid, welches den pH -Wert im Gewebe, auch im Gehirn, senkt wird in den Mandelkernen das Gefühl der Angst erzeugt. Angst zu ersticken. Ein Schutzmechanismus, der es erlaubt, normalerweise schnell zu reagieren. Man kann sich vorstellen, wie ein Pferd sich fühlen muss, wenn es Angst hat zu ersticken, sich schützen möchte und nicht darf ...
Nicht nur Erstickungsängste, auch nicht artgerechte Haltung, also entziehen der Sozialkontakte, Isolationshaft in einer Box, Gewalteinwirkung durch den Reiter, wirken sich oft zur Qual aus. Die Amygdala(Angstzentrum) hat bei der Entstehung solcher Ängste den größten Anteil.
Halten diese enormen Ängste an, entsteht eine Rückkopplungssschleife, durch die wiederum immer mehr Stresshormone (Cortisol) oder Katecholamine (Adrenalin, Noradrenalin ) freigesetzt werden.
Adrenalin und Noradrenalin regeln, u. a. die Flight or Flight- Reaktion und setzten den Körper in Alarmbereitschaft. Über einen begrenzten Zeitraum ist diese Reaktion immer noch nützlich, jedoch über einen längeren Zeitraum, also unter Dauerbelastung, leidet das Gehirn (und das Herz).
Bestimmte Regionen im Gehirn verfügen über ein erhöhtes Maß an Rezeptoren für Stresshormone, sind also empfänglicher für diese. Unter extremen Bedingungen kann es zu einer erheblichen Angststörung kommen und nicht zuletzt sogar zu einer Schädigung des Hirngewebes.
Pferde mit solchen Haltungs - und Trainingsmethoden wird zwar der Wille gebrochen, das korrekte Abrufen von Gedächtnisinhalten, oder das Erlernen neuer Lektionen erschwert es aber erheblich. In die gelernte Hilflosigkeit getrieben, oft an Depressionen leidend, sind sie ihren Menschen schutzlos ausgeliefert.
Quellen:Cavallo.de/medizin/neue-Studien-zur-Rollkur-liefern-alarmierende-Ergebnisse
Text u. Idee: Michael Geitner/A.Schmid
www.pferde-ausbildung.de