Sorge für die Seele

Sorge für die Seele Sorge für die Seele - Ein Angebot für alle Menschen, die gerne auch mal digital unterwegs sind. Vinzenz-Hospital Haselünne.

Ein Angbot in meiner Tätigkeit als Seelsorgerin im Ludmillenstift Meppen, im Hümmling-Hospital Sögel und im St.

09/11/2025
Drittletzter Sonntag des KirchenjahresDie Sehnsucht nach Erneuerung prägt den Drittletzten Sonntag des Kirchenjahres. Wo...
09/11/2025

Drittletzter Sonntag des Kirchenjahres
Die Sehnsucht nach Erneuerung prägt den Drittletzten Sonntag des Kirchenjahres. Woran erkennen wir, dass Gottes Reich angebrochen ist? Wann wird endlich Frieden sein? „Selig sind, die Frieden stiften; denn sie werden Gottes Kinder heißen“, heißt es im Wochenspruch. Die Erneuerung beginnt schon jetzt – und steht noch aus. In dieser Spannung leben wir.

Immer wieder müssen wir uns leider von Sternenkindern verabschieden - die nächste Bestattung ist am 10. November um 10:0...
07/11/2025

Immer wieder müssen wir uns leider von Sternenkindern verabschieden - die nächste Bestattung ist am 10. November um 10:00 h auf dem Friedhof Markstiege.

04/11/2025

Im Rahmen der Herzwoche der Deutschen Herzstiftung finden auch im Hümmling Hospital Sögel Vorträge statt. Dr. med. Norbert Bley und Sara Molanejad erläutern umfassend das Thema „Gesunde Gefäße – gesundes Herz: Den Herzinfarkt vermeiden“.

04/11/2025

Abschied von den Sternenkindern 🌟🌈

In einer Schwangerschaft freuen sich die werdenden Eltern auf das Neugeborene. Wenn dann plötzlich und unerwartet das ungeborene Kind verstirbt, bricht eine Welt zusammen. 💔 Ein wichtiger Teil des Abschiednehmens ist, einen Ort der Trauer zu schaffen. 🕊️

Vor rund 27 Jahren wurde dafür die Grabstelle für Sternenkinder auf dem Friedhof an der Markstiege hinter dem Kolumbarium geschaffen. Die Liebe zum Detail zeigt sich im Gedenkstein mit Regenbogen- und Sternensymbol – deutlich sichtbar: Die bestatteten Kinder werden niemals vergessen, unabhängig von religiösen Überzeugungen der Eltern und Angehörigen. 🪨🌈⭐

Wir möchten gemeinsam Abschied nehmen:
Montag, 10. November 2025 um 10 Uhr
📍 Ort: Grabstelle für Sternenkinder, Friedhof an der Markstiege (hinter dem Kolumbarium)

Programm:
- kurze Abschiedsandacht 🕯️
- Beerdigung der Sternenkinder an der Grabstelle 🪦
- Raum zum gemeinsamen Erinnern und Verabschieden 💬🤍

Eingeladen sind alle Eltern, Geschwister, Großeltern und Zugehörige, die an der gemeinschaftlichen Beisetzung teilnehmen möchten. Ihr sollt die Gelegenheit erhalten, euch noch einmal von euren Kindern zu verabschieden. 👪💞


Mutig! Klug! Selbstbewusst! Wichtig!
04/11/2025

Mutig! Klug! Selbstbewusst! Wichtig!

Die Queen’s Gambit sagte, sie habe „nie gegen Männer gespielt“. Doch sie hatte fünfzig Jahre lang männliche Großmeister besiegt. Mit 80 verklagte sie Netflix dafür, dass sie ihre Geschichte ausgelöscht hatten. Und sie gewann. Ihr Name ist Nona Gaprindaschwili.

Oktober 2020.
Eine 79-jährige georgische Frau setzte sich hin, um The Queen’s Gambit zu sehen – die erfolgreiche Netflix-Serie über ein fiktives weibliches Schachtalent namens Beth Harmon.
Die Serie war wunderschön. Das Schach war akkurat. Die Schauspielerei war hervorragend.
Dann kam Episode 6.
Die Stimme eines Kommentators: „Das einzig Ungewöhnliche an ihr ist eigentlich ihr Geschlecht. Und selbst das ist in Russland nichts Besonderes. Es gibt Nona Gaprindaschwili, aber sie ist die Frauenweltmeisterin und hat noch nie gegen Männer gespielt.“

Nona Gaprindaschwili – die gerade zusah – erstarrte.
Nie gegen Männer gespielt?
Sie hatte fünfzig Jahre lang gegen Männer gespielt und sie geschlagen. Sie hatte in zahllosen Turnieren gegen männliche Großmeister gekämpft. Sie hatte einige der stärksten Spieler der Welt besiegt.
Und Netflix hatte all das ausgelöscht.

Mit einem leichtfertigen Satz hatte eine Erfolgsserie ihre Geschichte umgeschrieben – sie in eine Frau verwandelt, die nur gegen andere Frauen spielte, und damit Jahrzehnte der Barrierebrechung zunichtegemacht.
Nona Gaprindaschwili beschloss: Nein.
Mit 80 Jahren verklagte sie Netflix wegen Verleumdung.

Nona wurde am 3. Mai 1941 in Zugdidi, einer Stadt im damaligen Sowjetgeorgien, während des Zweiten Weltkriegs geboren.
Die Sowjetunion hatte ein anderes Verhältnis zum Schach als der Westen. Schach war nicht nur ein Spiel – es war eine Frage des nationalen Stolzes. Die Regierung finanzierte Schachprogramme, bildete Meister aus und feierte ihre Siege.
Und im Gegensatz zu vielen westlichen Ländern wurden dort auch Mädchen gefördert.

Nona lernte mit 13 Jahren Schach. Sie war ein Naturtalent – aggressiv, taktisch, furchtlos.
Mit 20 Jahren war sie bereits eine der stärksten Spielerinnen der Welt.
1962, mit 21 Jahren, wurde Nona Frauenweltmeisterin im Schach – sie besiegte Elisaveta Bykova.
Diesen Titel behielt sie sechzehn Jahre lang und verteidigte ihn fünfmal erfolgreich. Sie dominierte das Frauenschach wie kaum jemand vor oder nach ihr.
Doch Nona war nicht zufrieden, nur gegen Frauen zu spielen.
Sie wollte gegen die Besten der Welt antreten – unabhängig vom Geschlecht.

In den 1960er Jahren war Schach stark nach Geschlechtern getrennt.
Es gab „Frauenturniere“ und „Herrenturniere“ – wobei die Herrenturniere offiziell als „offene Turniere“ bezeichnet wurden. Frauen durften theoretisch teilnehmen, doch kaum eine tat es. Das Vorurteil war überwältigend.
Männer sagten offen, Frauen könnten auf höchstem Niveau nicht mithalten. Man behauptete, Frauenhirne seien für Schach ungeeignet, sie hätten keinen „Killerinstinkt“ und seien zu emotional für den Druck.
Nona bewies ihnen allen das Gegenteil.

Sie nahm regelmäßig an „offenen“ (also Männer-)Turnieren teil. Sie schlug Großmeister. Sie sammelte Wertungspunkte. Sie bewies, dass Talent nichts mit Geschlecht zu tun hat.
1964 spielte sie beim Turnier in Hastings, England – einem der stärksten offenen Turniere der Welt. Sie nahm nicht nur teil, sie kämpfte erfolgreich mit.
In den 1960er- und 1970er-Jahren spielte sie gegen Topspieler wie Michail Tal, David Bronstein, Viktor Kortschnoi und viele andere. Sie gewann einige Partien, verlor andere, aber sie gehörte dazu.

1978, mit 37 Jahren, erreichte Nona etwas, was keine Frau zuvor geschafft hatte:
Sie erhielt den Titel Internationaler Großmeister – nicht „Frauengroßmeisterin“ (ein separater, niedrigerer Titel), sondern denselben Titel, den auch Männer tragen.
Sie war die erste Frau der Geschichte, die ihn erhielt.

Nonas Karriere war nicht nur von Titeln geprägt, sondern vom Mut, immer wieder aufzutreten.
Wenn Männer das Frauenschach belächelten, trat Nona an – und besiegte sie.
Wenn Veranstalter Frauen ausschließen wollten, trat Nona trotzdem an.
Wenn Kritiker sagten, Frauen könnten ihre Leistung nicht langfristig halten, spielte Nona auch noch in ihren 60ern und 70ern auf hohem Niveau.
Sie gewann mehrfach die Seniorenweltmeisterschaft der Frauen.
Mit 79 Jahren, 2021 – mitten in der COVID-19-Pandemie – gewann sie Gold bei der Senioren-Teamweltmeisterschaft.
Neunundsiebzig Jahre alt. Und immer noch siegreich.

Dann kam The Queen’s Gambit.
Die Serie wurde ein weltweites Kulturphänomen. Millionen sahen sie. Schachbretter waren überall ausverkauft. Mädchen auf der ganzen Welt begannen Schach zu lernen. Es war eine wunderbare Repräsentation.
Aber dieser eine Satz – „sie hat noch nie gegen Männer gespielt“ – war völlig falsch.
Und er tat weh.
Nicht nur Nona, sondern auch ihrem Vermächtnis. Die Serie stellte Beth Harmon als revolutionär dar, weil sie gegen Männer spielte. Gleichzeitig reduzierte sie die reale Nona Gaprindaschwili – die das alles Jahrzehnte zuvor getan hatte – zu einer Frau, die nur gegen Frauen spielte.
Sie löschte ihre bahnbrechenden Leistungen aus.
Sie schmälerte ihre Erfolge.
Sie log über ihre Geschichte.

September 2021.
Nona Gaprindaschwili reichte über ihre Anwälte eine Verleumdungsklage gegen Netflix ein.
Die Klage war eindeutig: Netflix hatte fälschlicherweise behauptet, sie habe nie gegen Männer gespielt. Diese Aussage war nachweislich falsch und schädlich für ihren Ruf.
Netflix verteidigte sich zunächst: „The Queen’s Gambit ist Fiktion. Die Aussage ist nur ein Dialog.“
Doch Nonas Anwälte hielten dagegen: Ihr habt ihren echten Namen benutzt. Ihr habt sie als reale Person dargestellt. Ihr habt eine faktische Behauptung über ihre Karriere gemacht. Und die war falsch.

Die Medien griffen die Geschichte auf. Die Schachwelt stellte sich hinter Nona. Selbst Menschen, die ihren Namen nie gehört hatten, lernten ihn nun kennen.
Netflix erkannte seinen Fehler.
Im September 2022 einigte man sich außergerichtlich. Die Bedingungen wurden nicht bekannt gegeben, doch Netflix entschuldigte sich öffentlich und zahlte eine beträchtliche Summe.
Wichtiger war jedoch: Durch die Klage wurde Nonas wahre Geschichte wieder bekannt.

Das sind Nonas tatsächliche Errungenschaften:
– Frauenweltmeisterin (1962–1978) – 16 Jahre, fünf erfolgreiche Titelverteidigungen
– Erste Frau mit dem Titel Internationaler Großmeister (1978) – derselbe Titel wie Männer, keine Sonderkategorie
– Teilnahme an zahlreichen offenen Turnieren und Siege über männliche Großmeister
– Mehrfache Seniorenweltmeisterin in ihren 60ern
– Gold bei der Senioren-Teamweltmeisterschaft mit 79 Jahren (2021)
– Noch immer aktiv über 80 Jahre alt – als Spielerin und Schachbotschafterin

Der Moment mit The Queen’s Gambit war symbolisch perfekt.
Eine fiktive Serie über eine Frau, die Barrieren bricht und gegen Männer gewinnt – und um die Hauptfigur beeindruckender wirken zu lassen, wurde die reale Frau, die all das tatsächlich getan hatte, klein gemacht.
Es ist, als würde man einen Film über die erste Frau drehen, die den Mount Everest bestieg, und sagen: „Anders als diese andere berühmte Bergsteigerin, die nur kleine Berge bestiegen hat“ – obwohl diese andere den Everest mehrmals bestiegen hatte.

Nona verlangte kein Geld oder Ruhm. Sie verlangte Wahrheit.
Und mit 80 Jahren stellte sie sich einem milliardenschweren Konzern entgegen – und gewann.

Heute, in ihren 80ern, gilt Nona Gaprindaschwili als eine der größten Schachspielerinnen aller Zeiten. Ihre Partien werden studiert. Ihr Vermächtnis ist gesichert.
Doch jahrelang war sie vergessen. Die Schachwelt zog weiter. Neue Meister kamen. Nonas Name verschwand aus den Schlagzeilen.
Dann kam The Queen’s Gambit – und erinnerte uns alle daran, dass wir eine Legende vergessen hatten.

Die Klage war nicht kleinlich. Sie war notwendig.
Denn wenn wir zulassen, dass Fiktion die Wahrheit verdrängt – wenn wir eine Serie Geschichte umschreiben lassen, nur weil es bequemer ist –, verlieren wir die Wirklichkeit.

Und Nonas Wirklichkeit ist diese:
Sie schlug Männer, als alle sagten, Frauen könnten es nicht.
Sie erwarb den höchsten Schachtitel, als alle sagten, Frauen sollten das nicht.
Sie spielte in ihren 70ern noch auf Weltklasseniveau, als andere längst aufgehört hatten.
Sie gewann mit 79, als viele kaum noch wissen, wie die Figuren ziehen.
Und mit 80 verklagte sie einen Streaming-Giganten – und gewann.

Merkt euch ihren Namen: Nona Gaprindaschwili.
Merkt euch, dass sie 16 Jahre lang Frauenweltmeisterin war.
Merkt euch, dass sie die erste Frau war, die den Titel Internationaler Großmeister erhielt – denselben wie Männer.
Merkt euch, dass sie jahrzehntelang gegen männliche Großmeister spielte und viele von ihnen besiegte.
Merkt euch, dass The Queen’s Gambit fälschlicherweise behauptete, sie habe „nie gegen Männer gespielt“.
Merkt euch, dass sie mit 80 Netflix verklagte und gewann.
Merkt euch, dass sie mit 79 Gold bei einer Weltmeisterschaft gewann.
Merkt euch, dass sie noch heute aktiv ist.
Und wenn jemand sagt, Schach sei ein Männerspiel – erzählt ihm von Nona.
Sie spielte nie für Applaus.
Sie spielte, um zu gewinnen.
Und sie gewinnt noch immer.

Nein heißt Nein - Ausrufezeichen
04/11/2025

Nein heißt Nein - Ausrufezeichen

Ben war fünf, als er zum ersten Mal Nein sagte. Es war kein lautes, trotziges Nein. Es war leise, fast schüchtern.
„Ich mag das nicht“, hatte er geflüstert, als sein Onkel ihn beim Abschied wieder zu fest drückte, zu lange festhielt.
Seine Mutter lachte nur. „Ach, Ben ist heute wieder empfindlich.“

Mit sieben versuchte er es nochmal.
„Bitte nicht mehr neben ihm sitzen.“
„Ben, hör auf, dich so anzustellen.“
Und da war es – das Ende seines Neins.

Er lernte, dass sein Unwohlsein niemanden interessierte. Dass seine Grenzen nicht zählten.
Dass Zuneigung weh tun kann.
Dass Nähe sich falsch anfühlen kann und trotzdem erlaubt wird – weil Erwachsene es entscheiden.

Mit elf hatte Ben oft Bauchweh. Schlafprobleme. Angst, zur Schule zu gehen, wenn der Onkel ihn abholen wollte.
Aber niemand fragte genauer nach.
„Vielleicht pubertiert er früh“, hieß es.
Er war elf. Und vollkommen allein.

Jahre später konnte er das Wort „Übergriff“ sagen. Dann „Missbrauch“. Später „Täter“.
Aber „Mama hat weggesehen“ – das dauerte am längsten.

Ben ist heute 28. Und ja – er ist wütend. Nicht nur auf den Täter. Auch auf die, die ihn nicht geschützt haben.
Die sein Nein nicht gehört haben.
Die es ihm aberzogen haben.

Er arbeitet mit einer Traumatherapeutin daran, sich das Recht auf Grenzen zurückzuholen.
„Ich darf Nein sagen“, steht an seinem Badezimmerspiegel.
Nicht für andere. Für sich.

Denn Heilung heißt nicht, zu vergessen.
Heilung heißt, sich selbst wieder glauben zu lernen.

„𝗔𝗹𝘀 𝗡𝗲𝗶𝗻 𝗻𝗶𝗰𝗵𝘁 𝗲𝗿𝗹𝗮𝘂𝗯𝘁 𝘄𝗮𝗿“ von Melia Rosta

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𝗔𝗹𝗹𝗲 𝗺𝗲𝗶𝗻𝗲 𝗧𝗲𝘅𝘁𝗲, 𝗕𝗶𝗹𝗱𝗲𝗿 𝘂𝗻𝗱 𝗩𝗶𝗱𝗲𝗼𝘀 𝘀𝗶𝗻𝗱 𝘂𝗿𝗵𝗲𝗯𝗲𝗿𝗿𝗲𝗰𝗵𝘁𝗹𝗶𝗰𝗵 𝗴𝗲𝘀𝗰𝗵𝘂̈𝘁𝘇𝘁.
𝗞𝗼𝗽𝗶𝗲𝗿𝗲𝗻, 𝗩𝗲𝗿ä𝗻𝗱𝗲𝗿𝗻 𝗼𝗱𝗲𝗿 𝘄𝗲𝗶𝘁𝗲𝗿𝘃𝗲𝗿𝗯𝗿𝗲𝗶𝘁𝗲𝗻 𝗼𝗵𝗻𝗲 𝘃𝗼𝗹𝗹𝘀𝘁ä𝗻𝗱𝗶𝗴𝗲 𝗤𝘂𝗲𝗹𝗹𝗲𝗻𝗮𝗻𝗴𝗮𝗯𝗲 𝗶𝘀𝘁 𝗻𝗶𝗰𝗵𝘁 𝗲𝗿𝗹𝗮𝘂𝗯𝘁.
𝗠𝗲𝗹𝗶𝗮 𝗥𝗼𝘀𝘁𝗮
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04/11/2025

Sie warnte uns schon vor 70 Jahren und kaum jemand hat wirklich zugehört.

Hannah Arendt wusste, was passiert, wenn Menschen aufhören zu denken.
Nicht wenn sie böse werden, nicht wenn sie glauben, sondern wenn sie aufgeben, Wahrheit von Lüge zu unterscheiden.

Arendt, 1906 in Hannover geboren, war Jüdin. Sie floh vor den Nationalsozialisten, lebte in Frankreich, wurde dort interniert, konnte schließlich in die USA entkommen. Sie überlebte, aber sie vergaß nie, was sie gesehen hatte: wie ein gebildetes, kultiviertes Volk in die Dunkelheit rutschen konnte.
Und sie wollte verstehen, wie so etwas möglich war.

1951 veröffentlichte sie ihr Hauptwerk „Elemente und Ursprünge totaler Herrschaft“ (The Origins of Totalitarianism).
Darin schrieb sie etwas, das bis heute erschreckend aktuell klingt:

„Der ideale Untertan totalitärer Herrschaft ist nicht der überzeugte N**i oder der überzeugte Kommunist, sondern Menschen, für die die Unterscheidung zwischen Fakt und Fiktion, zwischen wahr und falsch, nicht mehr existiert.“

Lies das zweimal.
Das Ziel totaler Macht ist nicht, dass Menschen glauben, sondern dass sie zweifeln, bis sie gar nichts mehr glauben.

Wenn alles gleich wahr und gleich falsch erscheint, wenn jede Nachricht eine Meinung ist, wenn man nicht mehr weiß, wem man trauen kann, dann gibt man auf.
Man wird müde. Zynisch. Gleichgültig.
Und genau dort beginnt das, was Arendt fürchtete: eine Gesellschaft, die aufhört zu denken, weil sie nicht mehr weiß, was real ist.

In ihrem späteren Essay „Wahrheit und Politik“ (1967) erklärte sie, dass Lügen nicht nur falsche Geschichten verbreiten. Sie zerstören etwas Tieferes: das Vertrauen in die Möglichkeit von Wahrheit selbst.
Wenn jede Tatsache bestritten wird, wenn jedes Argument „nur Meinung“ ist, dann verliert die Wahrheit ihre Kraft.
Und mit ihr verschwinden auch Gerechtigkeit, Moral und Würde.

Arendt sah das in den 1930er Jahren:
Die N**is logen nicht einfach – sie überschwemmten die Welt mit so vielen Lügen, dass Menschen irgendwann aufhörten, nach Wahrheit zu suchen.
Nicht aus Bosheit, sondern aus Erschöpfung.

Sie schrieb das nicht, um Schuld zu verteilen, sondern als Warnung.
Denn sie wusste: Das kann überall passieren.
Nicht mit Panzern am Anfang, sondern mit der langsamen Erosion unseres Denkens.
Mit Sätzen wie „Man kann ja eh keinem trauen“ oder „Alle lügen doch“.
In diesem Moment, so Arendt, beginnt das, was sie „die Zerstörung der Urteilskraft“ nannte und das ist gefährlicher als jede Propaganda.

Was also tun?

Arendt glaubte, dass das Gegenmittel Denken ist.
Nicht das Sammeln von Meinungen, nicht das Wiederholen von Parole, sondern echtes, selbstständiges Denken.
Fragen stellen. Widersprüche aushalten.
Nicht aufhören, sich zu wundern.

Sie schrieb:

„Der radikalste Revolutionär wird am Tag nach der Revolution ein Konservativer sein.“

Damit meinte sie: Wer aufhört, kritisch zu denken – selbst über das, was er liebt oder glaubt – hat schon verloren.

Totalitarismus beginnt leise.
Nicht mit Gewalt, sondern mit Müdigkeit.
Mit der Versuchung, einfach wegzusehen.

Hannah Arendt starb 1975 in New York.
Doch ihre Stimme klingt heute lauter denn je:
Hüte deine Fähigkeit zu denken.
Frage. Prüfe. Unterscheide.
Denn in dem Moment, in dem du aufhörst, dich um die Wahrheit zu kümmern, verlierst du alles, was zählt.

04/11/2025

Kleiner Veranstaltungshinweis! 🎥

Beeindruckend!
04/11/2025

Beeindruckend!

1905 traf der Finanzier J.P. Morgan eine bahnbrechende Entscheidung: Er stellte Belle da Costa Greene als seine persönliche Bibliothekarin ein. Klug, selbstbewusst und sprachgewandt wurde sie zu einer der einflussreichsten Frauen ihrer Zeit. Sie handelte mit europäischen Händlern und Adligen, erwarb seltene Manuskripte und verwandelte Morgans Privatsammlung in eine der bedeutendsten Bibliotheken der Welt.

Geboren 1879 als Belle Marion Greener, war sie die Tochter von Richard Theodore Greener, dem ersten schwarzen Harvard-Absolventen. In einer Zeit strikter Rassentrennung traf sie eine mutige Entscheidung: Sie änderte ihren Namen und ließ andere glauben, sie habe portugiesische Wurzeln. So erhielt sie Zugang zu gesellschaftlichen Kreisen, die sie sonst ausgeschlossen hätten.

Mit ihrem Wissen und feinem Gespür schuf sie das Fundament der heutigen Morgan Library – mit Schätzen wie der Gutenberg-Bibel und kostbaren Handschriften aus Mittelalter und Renaissance. Als sie 1948 in den Ruhestand ging, war Belle da Costa Greene selbst zu einer Institution geworden – ein Beweis dafür, dass Talent und Mut stärker sind als Vorurteile.

Ihre Geschichte erzählt von Intelligenz, Mut und stiller Revolution. Sie zeigte, dass wahrer Fortschritt dort beginnt, wo Menschen ihren Platz einfordern – und beweisen, dass sie schon immer dorthin gehörten.

Quellen:
Ardizzone, H. (2007). An Illuminated Life: Belle da Costa Greene’s Journey from Prejudice to Privilege. W. W. Norton & Company.
Morgan Library & Museum. (2024). Belle da Costa Greene: A Librarian’s Legacy.
Cohen, R. (2024). The Hidden Story of J. P. Morgan’s Librarian. The New Yorker.
Time-Redaktion. (2016). The Mysterious Woman Behind J. P. Morgan’s Library. Time.
Redaktion der Washington Post. (2025). Belle da Costa Greene’s Complicated Life and Legacy. The Washington Post.

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04/11/2025

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