08/11/2025
Gedanken über unseren Partner
Der moderne Gladiator
Bastian Schweinsteiger.
Blutverschmiert, erschöpft, unerschütterlich.
Im WM-Finale in Brasilien 2014 kämpft er bis zum Ende.
Ein Mensch, der sich aufreibt für ein Ziel, für ein Wir.
Ein moderner Gladiator.
Dieses Bild hat uns bewegt.
Weil es uns zeigt, was Hingabe bedeuten kann.
Was es heißt, sich selbst zu überschreiten,
weil es etwas in uns weckt:
den Stolz, das Durchhalten,
die Sehnsucht, über uns hinauszuwachsen.
Und doch – im Reitsport bedeutet Blut etwas anderes.
Hier ist Blut kein Zeichen von Mut,
sondern ein Zeichen, dass etwas zu viel geworden ist.
Kein Beweis für Stärke,
sondern ein Ruf nach Schutz
Die FEI hat versucht, diese Grenze zu zeichnen
mit Augenmaß, mit Differenzierung.
Ein wenig Blut? Vielleicht nur ein Zufall.
Eine kleine Wunde? Vielleicht kein Grund, ein Paar zu trennen.
Doch genau in dieser Grauzone beginnt das Rutschen.
Denn sobald wir anfangen, Blut zu bewerten,
beginnen wir, Schmerz zu verhandeln.
Und Schmerz darf nicht verhandelbar sein.
Die FN geht einen anderen Weg.
Sie sagt: Null Blut.
Nicht, weil sie hart ist.
Sondern weil sie sanft ist.
Weil sie das Pferd schützt,
wo es selbst keine Sprache hat.
Manche nennen das übertrieben.
Ich nenne es Haltung.
Weil es Mut braucht, so klar zu sein.
Weil Fürsorge manchmal bedeutet, Nein zu sagen.
Ich bin Turnierrichter.
Ich kenne den Moment,
wenn die Sonne über dem Viereck steht
und ein Pferd mit einer winzigen Blutspur zum Halten kommt.
Das Herz sagt: „Vielleicht war’s nur eine Fliege.“
Aber das Gewissen sagt: „Du weißt, was zu tun ist.“
Ich entscheide mich für das Pferd.
Für das, was still ist.
Für das, was nicht schreit,
aber alles sagt.
Null Blut.
Nicht als Strafe.
Sondern als Ausdruck von Achtung.
Vor dem Leben, das mit uns arbeitet.
Vor dem Vertrauen, das uns geschenkt wird.
Vor dem Blick, der fragt:
Bin ich sicher bei dir?
Diese Frage ist die eigentliche Prüfung.
Nicht die Note. Nicht der Sieg.
Sondern die Antwort,
die wir in unseren Händen tragen.
Pferdesport ist keine Bühne für Helden.
Er ist ein Raum für Beziehung.
Für Zartheit unter Druck.
Für Stärke, die in Fürsorge wurzelt.
Und vielleicht liegt wahre Größe genau dort,
wo wir die Hand senken,
das Herz öffnen,
und sagen:
Genug.
Heute reiten wir nicht weiter, sitzen ab und führen unser Pferd zum Stall, versorgen es und kümmern uns.
Ein Partner fürs leben.