01/12/2025
Heute ist Welt-AIDS-Tag: „Wir können es uns nicht leisten, Präventionsangebote zu schwächen. Die Folgen werden uns einholen.“
Die Zahl der HIV-Neuinfektionen steigt wieder, in Deutschland wie weltweit. „Jede Infektion, die wir verhindern könnten, aber nicht verhindern, ist ein Versagen von Strukturen, die eigentlich schützen sollten“, bringt es Infektiologe Prof. Christoph Spinner, Leiter der Infektiologie am TUM Klinikum Rechts der Isar und Leiter unseres Interdisziplinären HIV Zentrums IZAR auf den Punkt.
„Dabei wissen wir, was funktioniert. Die HIV-PrEP kann Infektionen nahezu vollständig verhindern. Prävention ist eine der wirksamsten medizinischen Maßnahmen unserer Zeit. Aber sie ist fragil, denn durch weltweite Kürzungen finanzieller Mittel gerät sie massiv unter Druck. Weniger Mittel bedeuten weniger Zugang. Weniger Zugang bedeutet mehr Infektionen.“
ÜBER 2 MILLIONEN ZUSÄTZLICHE VERMEIDBARE TODESFÄLLE IN DEN NÄCHSTEN 5 JAHREN
Beim Süddeutschen Infektiologie Symposium fand Prof. Spinner kürzlich klare Worte: „Wir können es uns nicht leisten, Präventionsangebote zu schwächen. Die Folgen werden uns einholen.“ Er warnte eindringlich deutlich vor den globalen Einschnitten, deren Auswirkungen bereits jetzt spürbar sind. Wenn Prävention schlechter finanzierbar wird, trägt das Gesundheitssystem langfristig eine schwere Last. Und es kostet Millionen Menschenleben.
Allein durch den Ausstieg der USA aus dem President’s Emergency Plan for AIDS Relief (PEPFAR) drohen weltweit in den nächsten fünf Jahren zusätzliche zehn Millionen HIV-Neuinfektionen und über zwei Millionen zusätzliche, vermeidbare Todesfälle. „Wir haben alle Tools, um HIV zu bekämpfen und dieses Desaster zu verhindern. Wir setzen sie nur nicht wirksam genug ein“, mahnt er vor wenigen Tagen beim Tagesspiegel-Expertenforum.
DIE HIV-PREP IN DEUTSCHLAND: EINE CHANCE, DIE NOCH ZU WENIG GENUTZT WIRD
Für Menschen mit erhöhtem HIV-Risiko wird seit mehr als sechs Jahren die HIV-PrEP vollständig von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen, inklusive Beratung, Laborkontrollen und Medikamenten. Sie ist sicher, hochwirksam und wissenschaftlich sehr gut belegt.
Erst etwa 40.000 Menschen in Deutschland nutzen jedoch dieses Angebot, informiert das RKI. Warum? Weil Aufklärung fehlt, weil die Versorgung nicht flächendeckend gewährleistet ist, weil Stigma abschreckt, weil manche Menschen Angst vor dem Arztgespräch haben oder weil sie nicht wissen, wo sie die PrEP erhalten.
„Jede nicht genutzte Präventionsmöglichkeit erhöht das Risiko neuer Infektionen“, warnt Prof. Spinner. Er fordert: „Alle Menschen mit HIV-Risiko müssen Zugang zur HIV-PrEP erhalten, auch Menschen ohne Aufenthaltspapiere oder Krankenversicherung.“
HINTERGRUND: AKTUELLE ZAHLEN ZU HIV
- Weltweit lebten Ende 2024 rund 40,8 Millionen Menschen mit HIV. Etwa 1,3 Millionen Neuinfektionen wurden 2024 registriert.
- Auch in Deutschland ist die Lage alarmierend: Nach jüngsten Daten des Robert Koch-Institut (RKI) wurden 2024 etwa 2.300 neue HIV-Infektionen geschätzt. Das sind rund 200 mehr als im Vorjahr.
- Ende 2024 lebten in Deutschland circa 97.700 Menschen mit HIV.
HIV KÖNNEN WIR NUR GLOBAL UND GEMEINSAM BEKÄMPFEN
Am Welt-AIDS-Tag möchten wir deshalb eindringlich erinnern:
- Kürzungen in der HIV-Prävention gefährden die Gesundheit von Millionen Menschen.
- PrEP rettet Leben, wenn sie für alle zugänglich bleibt bzw. wird.
- Innovationen wie Injectables müssen aktiv gefördert und genutzt werden.
Als IZAR München stehen wir dafür ein, dass Prävention nicht verhandelbar ist. HIV lässt sich eindämmen. Aber nur, wenn wir hinsehen und handeln. Gerade jetzt dürfen wir nicht nachlassen.
SEXUELLE GESUNDHEIT: GERNE SIND WIR AM IZAR FÜR SIE DA
Am Interdisziplinären HIV Zentrum IZAR am TUM Klinikum beraten wir Sie individuell, vertrauensvoll und kompetent.
Über unser Studienzentrum haben Sie außerdem die Möglichkeit, an Arzneimittel-Therapiestudien teilzunehmen und so aktiv an der medizinischen Forschung mitzuwirken und von ihr zu profitieren.
So erreichen Sie uns:
- Tel.: 089 / 4140-2451
- E-Mail: IZAR@mri.tum.de
Wir freuen uns auf Sie!
Ihr Team des IZAR
www.mri.tum.de/hiv-zentrum-izar
Fachschaft Medizin TUM IAS - International AIDS Society Deutsche Aidshilfe Deutsche AIDS-Stiftung Münchner Aids-Hilfe Schwul-Queeres Zentrum Sub e.V. Bayerisches Staatsministerium für Gesundheit, Pflege und Prävention ICH WEISS WAS ICH TU
Welt-AIDS-Tag 2025 – Wir dürfen nicht nachlassen!
📊 Aktuelle Lage:
• Steigende HIV-Neuinfektionen in 2024 laut RKI: ca. 2.300 neue Fälle (+9 %)
• Alarmierend: 30 % der Diagnosen erfolgen spät, oft erst bei opportunistischen Infektionen ➡️ Erstbehandlung erst bei AIDS-definierenden Diagnosen in der Klinik – vermeidbar durch frühzeitige Diagnostik!
🌍 Global:
• 1,3 Mio. Neuinfektionen und 630.000 Todesfälle
• Internationale Budgetkürzungen (USA -20 %, UK -40 %, NL -70 %, DE -8 %), alleine die der USA, könnten bis zu 10 Mio. zusätzliche Infektionen und etwa 2 Mio. vermeidbare Todesfälle verursachen
💡 Welche Maßnahmen fordern wir?
• Früherkennung stärken und niedrigschwellige Testangebote
• Mehr Prävention für alle Risikogruppen: inkl. PrEP-Aufklärung und -Zugang
• Aufklärung zum Infektionsrisiko, Präventionsmaßnahmen und zum Schutz durch Therapie, denn HIV kann nicht mehr übertragen werden, wenn die Therapie erfolgreich ist!
• Stigma abbauen: Diskriminierungsbekämpfung, Sensibilisierung der Gesellschaft
• Innovationsförderung: Unterstützung neuer Diagnostik- und Therapieverfahren und Sicherung des Zugangs auch in Deutschland!
📣 Unser Appell an die Politik:
Wir brauchen verstärkte Anstrengungen – national und global! Kürzungen gefährden Menschenleben. HIV darf nicht aus dem Fokus geraten.
Prof. Dr. Christoph Spinner, Leiter der Infektiologie am TUM Klinikum, erklärt: „HIV ist heute grundsätzlich gut behandelbar und Menschen mit HIV können eine normale Lebenserwartung haben. Auch in Deutschland braucht es weitere Anstrengungen: Um bislang nicht diagnostizierte Menschen mit HIV zu finden und den Zugang zu innovativer Therapie zu sichern, über das Infektionsrisiko aufzuklären und Prävention für Menschen mit Risiko in der Breite zugänglich zu machen!“
Interdisziplinäres HIV Zentrum IZAR am TUM Klinikum Rechts der Isar