03/11/2025
Ob „zu dick“, „zu dünn“, „nicht weiblich/männlich genug“, sichtbare Narben, Hauterkrankungen – die gesellschaftlichen Schönheitsideale, sind oft eng, widersprüchlich und für viele unerreichbar. Bodyshaming, also das Abwerten von Menschen aufgrund ihres Körpers ist weitverbreitet und kann tiefgreifenden psychische Folgen haben.
Betroffene berichten häufig von geringerem Selbstwert, dem Gefühl, nicht dazuzugehören und Scham. Die Forschung nennt das „self-directed body shaming“ das Verinnerlichen abwertender Urteile und Selbstablehnung. Betroffene entwickeln häufiger psychische Erkrankungen wie Depressionen, Angststörungen oder Essstörungen, wobei Jugendliche besonders gefährdet sind, da sie sich in einer Phase der Identitätsentwicklung befinden.
Was hilft nun? Bodyshaming sollte als Form von Mobbing gemeldet werden; im sozialen Umfeld, in der Schule, am Arbeitsplatz oder online. Gespräche mit vertrauten Personen, therapeutische Hilfe oder Selbsthilfegruppen können unterstützen.
Präventiv kann Selbstakzeptanz geübt werden. Body Positivity betont, dass der Körper nicht perfekt sein muss, um wertvoll zu sein. Es geht darum, sich selbst mit Freundlichkeit und Respekt zu begegnen; unabhängig von Aussehen, Gewicht oder Form. Das Konzept Body Functionality lenkt den Blick auf die Fähigkeiten des Körpers, wie Atmen, Gehen oder Lachen, und fördert eine wertschätzende Haltung.
Wichtig ist auch, sich nicht ständig mit unrealistischen Schönheitsidealen aus den Medien zu vergleichen. Ein bewusster Umgang mit dem eigenen Feed und das Folgen von Seiten, die Vielfalt zeigen, kann Akzeptanz fördern.
Und nicht zuletzt: Achte auf deine Sprache; vermeide abwertende Kommentare über Körper, auch vermeintlich positive wie „Du hast aber abgenommen“, können Druck erzeugen. Stattdessen lohnt es sich, Menschen für ihre Fähigkeiten, ihren Charakter oder ihr Verhalten wertzuschätzen.
Bodyshaming ist kein harmloser Kommentar, sondern eine psychologische Belastung mit potenziell langfristigen Folgen. Ein gesellschaftlicher Wandel hin zu mehr Akzeptanz beginnt bei einem wertschätzenden Umgang mit dem eigenen Körper und dem der anderen.
Ihre Charlotte Heine, Psychologin
Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik
Psychiatrische Institutsambulanz