28/03/2020
Die gegenwärtigen Ausgangsbeschränkungen sind notwendig, um unsere eigene Gesundheit sowie die Gesundheit anderer Menschen zu schützen. Jedoch steigt hierdurch auch das Risiko für Depressivität. Warum dies so ist und was sich dagegen tun lässt möchte ich in diesem Beitrag aus psychologischer Sicht erläutern. Es ist wissenschaftlich nachgewiesen, dass es sich positiv auf das Wohlbefinden von Menschen auswirkt, wenn sie ein möglichst ausgewogenes Verhältnis zwischen Verpflichtungen und angenehmen Aktivitäten haben und wenn sie über zufriedenstellende soziale Beziehungen verfügen. Menschen, deren Alltag vorwiegend von Verpflichtungen dominiert ist, die sehr passiv sind und denen es an guten Beziehungen zu einem Partner, der Familie oder zu Freunden fehlt, erkranken mit höherer Wahrscheinlichkeit an einer Depression. In der aktuellen Situation können wir unseren Hobbys nicht mehr wie gewohnt nachgehen, können Freunde und Familie nicht mehr persönlich sehen, viele Menschen können ihre Arbeit nicht mehr ausüben, haben deutlich weniger Arbeit als gewöhnlich oder sind mit existenziellen Sorgen konfrontiert.
Im Folgenden möchte ich Ihnen einige Anregungen geben wie sich das Wohlbefinden trotz der Einschränkungen positiv beeinflussen lässt:
- Hilfreich ist eine geregelte Tagesstruktur mit festen Aufstehens-, Essens-, Arbeits- und Erholungszeiten.
- Tägliche Bewegung an der frischen Luft verbessert die Stimmung (Spaziergänge, Joggen, Radfahren, Inliner fahren etc.). Falls Sie sich in Quarantäne befinden oder das Wetter sehr schlecht ist, ist Bewegung im Haus wichtig, z.B. Gymnastik oder Tanzen.
- Zu Familie und Freunden sollte per Telefon, Skype, WhatsApp etc. Kontakt gehalten werden. Auch kann jeder überlegen, auf welche Art er oder sie anderen Menschen helfen kann, z.B. jemandem am Telefon zuhören, für ältere Menschen einkaufen.
- Wer aktuell viel Freizeit hat, sollte darauf achten diese aktiv und abwechslungsreich zu gestalten, um die äußeren Einschränkungen möglichst gut zu kompensieren und Langeweile vorzubeugen, z.B. Musizieren, sich handwerklich betätigen, Gartenarbeit, Malen, Basteln, Gesellschaftsspiele, Lesen, Schreiben, Handarbeit, Kochen, Backen etc.
- Grübeln, Zukunftssorgen oder Traurigkeit sollten im Alltag ihren Raum haben. Der Versuch sich negative Gefühle oder Gedanken zu verbieten führt meistens dazu, dass diese sich erst recht ins Bewusstsein drängen. Oft hilft es, sich feste Zeiten für diese Gefühle und Gedanken zu nehmen und diese klar zu begrenzen. Um wieder Abstand davon zu bekommen, ist eine akzeptierende Haltung gegenüber diesen Gedanken und Gefühlen förderlich, verbunden mit dem Ziel, die Aufmerksamkeit nun wieder auf etwas anderes z.B. einen Gegenstand oder eine Tätigkeit zu lenken. Da gerade vieles in der Zukunft liegende sehr ungewiss ist, kann eine Fokussierung auf das Hier und Jetzt entlastend sein.
- Zuletzt kann die Überlegung entlasten, was man persönlich aus der aktuellen Situation an Positivem ziehen kann wie z.B. mehr Zeit für Hobbys, mehr Zeit für die Kinder, Besinnung auf das Wesentliche, mehr Solidarität zwischen den Menschen, eine geringere Belastung für die Umwelt durch weniger Flug- und Autoverkehr.