03/11/2016
Was hat Parodontitis mit Herzerkrankungen zu tun?
Erst blutet das Zahnfleisch, dann lockern sich Zähne. Schlimm genug, aber die Entzündung im Mund hat noch dramatischere Folgen: Parodontitis gefährdet Herz, Gefäße, Gelenke und ungeborene Kinder.
Als Paradontitis bezeichnet der Mediziner die chronische Entzündung des Zahnhalteapparats.
Paradontitis steht in Zusammenhang mit Arteriosklerose, Diabetes, Rheuma.
Erkrankte Schwangere erleiden häufiger Frühgeburten.
Eine Parodontitis verläuft nämlich anfangs schmerzlos. Fast unbemerkt bilden sich Zahnfleischtaschen, und der Kieferknochen wird abgebaut. Das Zahnfleisch ist gerötet, es blutet, Zähne lockern sich, unangenehmer Mundgeruch kommt dazu. Auslöser sind Keime im Zahnbelag, auch Plaque genannt. Raucher haben ein besonders hohes Risiko, Parodontits zu entwickeln - und dann plötzlich Herzprobleme zu bekommen oder andere schlimme Folgekrankheiten.
Chronische Entzündungen gelten schon seit einiger Zeit als Hauptverdächtige für Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems und sogar für Krebs. In diesem Rahmen ist auch die Verbindung von Parodontitis, also der chronischen Entzündung des Zahnhalteapparats, mit Arteriosklerose, Diabetes, Rheuma oder Frühgeburten zu sehen. Zahlreiche Studien haben in den letzten Jahren einen Zusammenhang nahegelegt.
Es gibt aber tatsächlich keine Studie, die Parodontitis als (einzige) Ursache für Arteriosklerose beweist. Die Unterscheidung sei wichtig, damit nicht der Eindruck entstehe, eine Parodontitis-Behandlung allein könne den drohenden Herzinfarkt verhindern. Vermutlich kann die Sanierung des Zahnfleischs jedoch das Risiko dafür verkleinern.
Es ist bekannt das Schwangere mit einer chronischen Entzündung des Zahnhalteapparats erleiden drei- bis 7,5-mal so oft Frühgeburten wie Frauen mit gesundem Zahnfleisch.
Zwischen Diabetes und Parodontitis besteht eine deutliche Wechselwirkung: Zuckerkranke bekommen die Entzündung häufiger als Gesunde und sie schreitet bei ihnen schneller fort. Andererseits kann eine ausgeprägte Parodontitis den Diabetes verschlimmern. „Eine Behandlung der Parodontitis kann es dem Arzt erleichtern, entgleiste Blutzuckerwerte von Diabetikern wieder korrekt einzustellen.
Die selben Bakterien, die im entzündeten Zahnfleisch aktiv sind, finden sich auch in der Ablagerung verstopfter Gefäße, einem Risikofaktor für Herzinfarkt und Schlaganfall. Das spricht dafür, dass die Keime über den Blutkreislauf aus dem Mund in den ganzen Körper gelangen und ein Entzündungsgeschehen in Gang setzen oder verstärken können. Mit den Bakterien werden auch Botenstoffe freigesetzt, die die Immunabwehr stimulieren. So erklärt sich auch, dass Parodontitis einen Risikofaktor für Rheuma darstellt, das zu den Autoimmunerkrankungen gehört.
Zahnsteinentfernung sinkt das Risiko so um 24%. Patienten, die an der Zahnfleischerkrankung Gingivitis leiden, haben ein ca. um 53% höheres Infarktrisiko. Das Risiko einen Hirnschlag zu erleiden sinkt bei jährlicher Zahnsteinentfernung um 13%. Allgemein gilt: je weniger Zahnlücken und je gesünder das Zahnfleisch, desto seltener scheint ein Infarkt einzutreten.
Regelmäßiges Zähneputzen schützt vor Herzinfarkt. Wer sich weniger als einmal am Tag die Zähne putzt, hat ein um 70% erhöhtes Risiko einen Herzinfrakt zu bekommen.
Da die Bakterien die Ursache für die Entzündung sind, ist die notwendige Behandlung klar definiert: die Bakterien möglichst vollständig und dauerhaft vom Zahn zu entfernen. Neben einer guten täglichen Mundhygiene kann das nur mit professioneller Hilfe geschehen. Wenn das Zahnfleisch noch nicht erkrankt ist, bietet sich die Chance der Prophylaxe, der Vorbeugung einer Erkrankung. Die Gesunderhaltung ist immer der beste und auch wirtschaftlich der günstigste Weg. Das Gefühl von Gesundheit ist unersetzbar, auch wenn es von Gesunden kaum gewürdigt wird.
Die Prophylaxe muss regelmäßig, das heißt im Abstand von 3 bis höchstens 6 Monaten erfolgen und muss von professioneller Hand durchgeführt werden. Nur so können auch die kritischen Nischen gereinigt werden, die mit Zahnbürste, Zahnseide oder Zwischenraumbürste nicht erreicht werden können. Trotz des unstrittigen Nutzens der Prophylaxe erlaubt die Lage der gesetzlichen Krankenkassen nicht die Übernahme der Kosten.