22/09/2025
Podiumsdiskussion – Ausschnitt
Moderatorin:
„Das Thema heute: Die 8 Säulen zufriedener Abstinenz. Wir wollen beleuchten, wie tragfähig dieses Konzept ist – sowohl aus klinischer als auch aus sozialwissenschaftlicher Sicht. Herr Dr. M., Sie arbeiten in der Suchtmedizin. Wie schätzen Sie das Modell ein?“
Mediziner:
„Ich sehe die Idee mit Interesse, aber auch mit Skepsis. Das Modell wirkt auf den ersten Blick strukturiert: Heiliger Grund, Vision, Fokus, Disziplin, Lernen, Achtsamkeit, Individualität und Anerkennung. Doch aus medizinischer Sicht fehlt mir die harte Evidenz. Wir wissen, dass wirksame Interventionen durch Studien gestützt sein müssen – beim Coaching-Modell sehe ich bisher keine solchen Daten.“
Moderatorin:
„Herr Professor S., Sie forschen zu Resilienz und gesellschaftlichen Veränderungsprozessen. Wie bewerten Sie das?“
Sozialwissenschaftler:
„Evidenz ist wichtig, aber nicht das einzige Kriterium. Konzepte wie die 8 Säulen setzen auf Sinnstiftung, Identität und Selbstorganisation. Sie knüpfen an das Kohärenzgefühl an: Menschen bleiben stabil, wenn ihr Leben verstehbar, handhabbar und sinnvoll ist. Wir sehen, dass solche Modelle Lebenszufriedenheit und Alltagskompetenz stärken können – auch wenn die große Studienlage noch fehlt.“
Mediziner:
„Meine Sorge ist die Nachhaltigkeit. Wir erleben oft kurzfristige Motivationsschübe, die ohne Begleitung wieder verpuffen. Ohne strukturelle Integration bleibt das Risiko von Rückfällen hoch.“
Sozialwissenschaftler:
„Genau dort sehe ich Potenzial: Die 8 Säulen geben einen modularen Rahmen, der Alltagstauglichkeit und individuelle Sinnorientierung verbindet. Sie sind kein Ersatz für Therapie, aber ein Katalysator für nachhaltige Veränderung.“
Moderatorin:
„Vielen Dank. Nun möchte ich die Stimme einer Betroffenen einbeziehen. Frau K., Sie haben beides erlebt – den klassischen klinischen Ausstieg und die Arbeit mit den 8 Säulen. Wie ist Ihre Erfahrung?“
Betroffene Person:
„Ich bin vor über zehn Jahren über Entgiftung und stationäre Therapie ausgestiegen. Das hat mich stabilisiert – aber ich stand danach vor einer Leere. Abstinenz ja, aber wie gestalte ich ein gutes Leben? Die 8 Säulen haben mir geholfen, Struktur und Richtung zu finden: Mein Heiliger Grund hat mir Halt gegeben, die Vision Orientierung, und mit Fokus und Disziplin konnte ich Routinen etablieren. Lernen und Achtsamkeit verhindern, dass ich stagniere. Und Anerkennung – das Feiern von Erfolgen – hält mich lebendig.
Und ich möchte betonen: Ich bin kein Einzelfall. In den letzten Jahren sehe ich immer mehr Menschen, die sich bewusst für einen sogenannten sober lifestyle entscheiden – nicht aus Zwang, sondern aus Überzeugung. Wir sind eine stille, stetig wachsende Randgruppe. Viele berichten von mehr Energie, mehr Klarheit und mehr Lebensqualität. Die 8 Säulen sind für mich und andere eine Art Landkarte, um diese Haltung im Alltag umzusetzen.“
Mediziner:
„Das ist beeindruckend. Dennoch: Wir brauchen mehr als Einzelberichte. Als Arzt verlasse ich mich auf Daten zu Rückfallraten und Lebensqualität.“
Sozialwissenschaftler:
„Aber Frau K. zeigt, dass hier eine Brücke geschlagen wird: Klinik rettet, Coaching stabilisiert. Es geht nicht um Entweder-oder, sondern um Ergänzung.“
Betroffene Person:
„Genau so sehe ich das. Therapie hat mich befreit – aber die 8 Säulen haben mir beigebracht, wie ich frei bleibe. Und ich weiß, dass viele andere ähnliche Erfahrungen machen. Wir sind Teil einer Bewegung, die zeigt: Abstinenz kann nicht nur Verzicht sein – sie kann ein erfüllter Lebensstil werden.“
Moderatorin:
„Ein starkes Statement. Wir halten fest: Evidenz und Erfahrung, Klinik und Alltag schließen sich nicht aus – sie können einander ergänzen. Vielen Dank für diesen Austausch.