10/12/2025
Ein neues Miteinander entsteht dort, wo Paare beginnen, ihre eigenen Muster bewusst wahrzunehmen und den Mut entwickeln, ihre Gefühle klar und respektvoll auszudrücken. In meiner Arbeit erlebe ich immer wieder, wie entlastend es für Paare ist, wenn sie verstehen, dass viele Konflikte nicht aus dem Verhalten selbst entstehen, sondern aus dem, was im Inneren dabei berührt wird.
Ein Beispiel aus der Praxis verdeutlicht das gut:
Ein Paar gerät immer wieder in Streit, sobald er nach der Arbeit zur Tür hereinkommt. Sie fühlt sich zurückgesetzt, wenn er direkt sein Handy in die Hand nimmt. Er wiederum zieht sich innerlich zurück, weil er Angst hat, etwas falsch zu machen und dadurch noch mehr Spannung zu erzeugen. Auf der sichtbaren Ebene entsteht ein Streit. Auf der emotionalen Ebene versuchen beide, sich zu schützen.
In dem Moment, in dem dieses Muster erkennbar wird, beginnt Veränderung.
Sie formuliert zum ersten Mal offen: „Mir ist es wichtig, dass du mich wahrnimmst, wenn du heimkommst. Das gibt mir das Gefühl, dir nah zu sein.“
Er kann darauf antworten: „Ich gehe nicht ans Handy, weil du mir unwichtig bist. Ich fühle mich oft unsicher und weiß nicht, wie ich dir das zeigen kann, was du brauchst.“
In diesem Augenblick entsteht echter Kontakt. Statt Anspannung zeigen sich Bedürfnisse, Wünsche und Verletzlichkeit. Und genau dort öffnet sich der Raum für ein neues Miteinander. Ein Raum, in dem Nähe wieder spürbar wird und Verständnis wächst.
Solche Schritte wirken oft klein, haben aber eine große Wirkung. Denn Beziehung vertieft sich dort, wo zwei Menschen sich wieder trauen, einander zu zeigen, was in ihnen lebendig ist.