04/12/2025
Man erzählt sich, dass in der Zeit der längsten Nächten des Jahres, dann wenn der Atem des Winters die Welt stiller macht, eine alte Hexe durch die kalte Schneeluft wandert. Niemand kennt so ganz genau ihren Namen. Manche nennen sie Befana, andere Perchta, manche sagen aber auch einfach nur Weihnachtshexe zu ihr. Doch all diese Namen tragen immer den gleichen wahren Kern in sich. Denn sie ist jene, die in der dunkelsten Zeit das Licht für uns bewahrt.
Ihr Mantel ist weich wie alter Nebel, und ihr Besen hebt sie leicht über die gefrorene Erde. Und wenn sie damit fliegt, dann tut die dies um die Menschen an diesen ganz besonderen Zauber zu erinnern.
In jener Nacht, von der ich dir erzählen möchte, landete sie vor einem kleinen Haus am Waldrand. Drinnen brannte ein Feuer, doch es erwärmte nur den Raum, und nicht das Herz des Kindes, das am Kamin saß. Das Mädchen hatte die Hoffnung verloren, dass es die Magie der Weihnacht finden würde.
So trat die Weihnachtshexe näher, stellte ihren Besen in den Schnee und lauschte in das Herz des Kindes. Und sie fand ganz viel Sehnsucht darin, leise Fragen, und ein großes Bedürfnis nach Licht.
So griff die in ihre Tasche und holte eine kleine Schale hervor, sie war gefüllt mit süßem Brot, einem Apfel, einem Zweig Rosmarin und einem winzigen Stern aus Bienenwachs. Danach nahm sie eine Prise Weihrauch, mischte ihn mit einem Tropfen Mondwasser und flüsterte alte Worte, die nur jene Herzen verstehen, die noch an Wunder glauben.
Das war ihr kleines und ganz persönliches Ritual, ein Geschenk, das nicht aus Gold besteht, sondern aus Wärme, Schutz und aus Hoffnung.
Sie stellte ihre Gabe ans Fensterbrett, hob ihre Laterne und ließ deren sanftes, goldenes Licht in den Raum fließen, doch nur so viel, dass es das Kind nicht weckte, jedoch die Seele berührte.
Dann strich sie mit den Fingern über die Fensterscheibe. Ein schlichtes und einfaches Zeichen. Ein Kreis mit einem Stern in der Mitte. Der Kreis für den Schutz und der Stern für das Licht in uns.
Und in diesem Moment geschah das Wunder, das nur jene bemerken, die mit dem Herzen sehen. Der Schmerz, die Sehnsucht des Kindes wurde leichter. Die Einsamkeit wurde weniger und die Dunkelheit war nicht mehr so schwer.
Denn die Weihnachtshexe bringt die Wahrheit, dass das Licht immer zurückkehrt, dass Wärme immer einen Weg findet, und dass wir selbst Träger dieses Lichts sind, mit sich.
Als die Weihnachtshexe sich wieder erhob, lächelte sie leise. Denn sie wusste, dass das Mädchen am nächsten Morgen nicht nur ihr Geschenk, sondern auch das Gefühl, wieder gehalten zu sein, finden würde.
Und genau das ist es, was wir in ihr erkennen dürfen. Denn die Weihnachtshexe ist nicht nur eine Figur aus alten Geschichten. Sie ist ein Spiegel, eine Erinnerung, und eine ganz besondere Schwingung.
Eine Schwingung die uns daran erinnert, dass wir jederzeit Licht verschenken können, selbst dann wenn wir im Schatten stehen. Dass wir Hoffnung entfachen können, selbst dann wenn wir selber frieren. Und dass wir Herzen berühren können, auch dann, wenn wenn wir selbst nicht immer genau wissen wie. Sie erinnert uns daran, dass jedes Ritual, so klein es auch sein mag, ein ganz besonderes Tor öffnen kann. Jenes zur Liebe, zum Frieden und zur wohligen Wärme die uns umfängt.
Wenn du also in dieser Zeit ein Licht entzündest, schicke einen stillen Gedanken mit hinaus in die Nacht. „Für jene, die jetzt ein Licht brauchen, für jene, die vergessen haben wie sie hoffen können. Und schicke auch ein Licht für dich und mich hinaus in die weite Welt.“
Denn die Weihnachtshexe wirkt nicht nur für die Kinder. Sie wirkt für uns alle. Sie erinnert uns daran, dass Magie immer dort beginnt, wo ein Herz bereit ist, das Licht weiterzugeben.
Und so wandert sie weiter, über Felder und Wiesen, durch Wälder, den Schnee und durch die Dunkelheit. Leise, still und friedvoll, nur mit einer Laterne deren Licht voller Liebe und einer Tasche die voller kleiner Wunder ist.
🖋️Maria Solva Roithinger