08/08/2018
"Mein Pferd hat ISG!"😥
Oder "Mein Pferd hat sich das ISG ausgerenkt"
Mit dieser Diagnose von Pferdebesitzern werde ich wohl am häufigsten konfrontiert.
Das Kreuzbein- Darmbein- Gelenk oder Iliosakralgelenk (kurz ISG) ist anscheinend ein viel diskutiertes "Problem" in Reitställen.
Deshalb möchte ich dieses Thema einmal genauer aufgreifen und eventuelle Irrglauben aufklären.
Was ist das ISG und wo finde ich es ?
Das Kreuzbein-Darmbein-Gelenk stellt die Verbindung zwischen dem Kreuzbein (Sacrum) und dem Darmbein (Ilium)dar. Es ist sozusagen die Verbindung des Beckengürtels mit dem Rumpf und überträgt die Antriebskraft der Beckengliedmaße auf die Wirbelsäule.
Das ISG ist ein straffes Gelenk, welches durch einen starken Bandapparat gesichert wird und dadurch in seinen Bewegungen stark eingeschränkt wird. Die Gelenkflächen sind aufgerauht und passen aufeinander. Entsteht eine Verschiebung der Gelenkflächen ( "Blockade" ), so ist dies sehr schmerzhaft!
Anders als viele vielleicht denken, gibt es nicht DIE EINE ISG- Blockade ( man spricht erst recht nicht von ausrenken, denn in diesem Falle würden weder Pferd noch Mensch überhaupt noch stehen können und es wäre ein sicheres Todesurteil fürs Pferd), sondern der ISG- Komplex ist in der Lage in mindestens 10 unterschiedliche Richtungen zu blockieren, was natürlich die genaue Untersuchung eines guten Therapeuten bedarf.
Tatsächlich kommen ISG- Blockaden öfters vor, was sich zum Beispiel durch unklare Lahmheiten, Taktunreinheiten oder Rittigkeits- Problemen darstellen kann, jedoch sollte auch hier nach der eigentlichen Ursache gesucht werden und nicht nur die Blockade gelöst werden.
Eine Blockade kann natürlich durch ein Trauma ausgelöst werden, z.B. durch einen Sturz, viel öfter findet man allerdings andere Ursachen bzw. Ursprünge.
Ein wichtiger Grund für immer wiederkehrende ISG- Blockaden ist, neben reiterlichen Fehlern oder Schwächen im Exterieur des Pferdes, beispielsweise die Tatsache, dass das Sakrum eines Pferdes normalerweise erst im 5. bis 6. Lebensjahr verknöchert bzw. miteinander verwächst. Wird einem Pferd nun eine starke reiterliche Nutzung (z.B. Springen, Stoppen oder Drehen im Westernssport oder auch eine starke Beanspruchung im Dressursport) vorher zugemutet, kommt es sehr häufig zu späteren andauernden Instabilitäten oder auch Arthrose im ISG. Zudem führt die stärkere reiterliche Belastung vor diesem Alter automatisch zu Schonhaltungen, da das Pferd in der Regel noch nicht in der Lage ist, die viel Last mit der Hinterhand aufzunehmen.
Weitere Gründe für wiederkehrende ISG- Blockaden sind Probleme mit den Organen des kleinen Beckens oder auch des Darmes. Hier gibt es viele fasziale oder bindegewebige Verbindungen, die dafür sorgen, dass Spannungen von den Organen bis zum Sakrum übertragen werden.
Interessant ist auch, dass das Zwerchfell eine Ansatzstelle am Sakrum hat und somit auch eine gewisse Abhängigkeit zwischen der Atmung und der Stellung des ISG´s besteht.Pferde mit Atemwegserkrankungen haben sehr häufig wiederkehrende Blockaden im ISG.
Des weiteren kann auch das blockierte ISG des Reiters eine solche Problematik beim Pferd auslösen!