15/11/2025
Die Verbindung zwischen Schilddrüse, Progesteron, Östrogen und Cortisol
Die Schilddrüse ist eines der zentralen Steuerorgane im Hormonsystem. Ihre Hormone, vor allem Thyroxin (T4) und Trijodthyronin (T3), beeinflussen nahezu jede Zelle im Körper. Sie steuern, wie aktiv der Stoffwechsel läuft, wie gut Energie gebildet wird und wie andere Hormondrüsen miteinander kommunizieren. Damit sie diese Hormone überhaupt bilden kann, braucht die Schilddrüse ein bestimmtes Eiweiß: Thyreoglobulin.
Thyreoglobulin ist ein großes Eiweißmolekül, das in den Schilddrüsenfollikeln gespeichert wird. Es dient als Baustein und Speicher für die Schilddrüsenhormone. Jod wird an das Thyreoglobulin gebunden, und aus diesem Verbund entstehen später T4 und T3. Man kann es sich vorstellen wie eine Art Vorratskammer: In den Follikeln lagert die Schilddrüse genügend Thyreoglobulin, um bei Bedarf schnell Hormone freisetzen zu können.
Wenn die Schilddrüse ausreichend Jod und andere Nährstoffe wie Tyrosin, Eisen, Selen und Zink bekommt, funktioniert dieser Prozess reibungslos. Bei Mangelzuständen, chronischer Entzündung oder Autoimmunprozessen (wie Hashimoto-Thyreoiditis) kann die Bildung oder Freisetzung von Thyreoglobulin gestört sein. Dadurch werden weniger aktive Hormone gebildet, was zu einer verlangsamten Stoffwechsellage führen kann, auch wenn die Schilddrüse an sich noch intakt ist.
Ein weiteres Thema ist das Thyreoglobulin als Antigen: Bei Autoimmunerkrankungen können sich Antikörper gegen Thyreoglobulin bilden (Tg-AK). Das stört die Hormonproduktion zusätzlich, weil der Körper sein eigenes Thyreoglobulin angreift und abbaut. Dadurch sinkt die Hormonverfügbarkeit, und das wirkt sich direkt auf den gesamten Hormonhaushalt aus.
Wenn die Schilddrüsenhormone (also T3 und T4) nicht in ausreichender Menge gebildet oder freigesetzt werden, verlangsamt sich der Stoffwechsel insgesamt. Das hat Folgen für andere Hormonsysteme, vor allem für Östrogen und Progesteron.
Eine träge Schilddrüse führt dazu, dass die Leber langsamer arbeitet. Da die Leber für den Abbau von überschüssigem Östrogen zuständig ist, kann sich dadurch ein Östrogenüberschuss entwickeln. Gleichzeitig sinkt das Verhältnis von Progesteron zu Östrogen – man spricht von einer Östrogendominanz.
Diese Hormonverschiebung kann sich durch verschiedene Beschwerden zeigen:
• PMS, Brustspannen, Stimmungsschwankungen
• Wassereinlagerungen, Gewichtszunahme, Zyklusstörungen
• Erschöpfung oder Schlafprobleme
Für die Bildung von Progesteron braucht der Körper eine aktive Schilddrüse, denn T3 unterstützt die Aktivität der Eierstöcke und die Umwandlung von Cholesterin in die Sexualhormone. Wenn Thyreoglobulin zu wenig oder fehlerhaft produziert wird, entsteht weniger T4 und T3 und damit indirekt auch weniger Progesteron. Das kann zu einer Gelbkörperschwäche führen, die sich z. B. durch eine verkürzte zweite Zyklushälfte, Schmierblutungen oder unerfüllten Kinderwunsch bemerkbar macht.
Aber auch umgekehrt wirken diese Hormone auf die Schilddrüse zurück
Ein hoher Östrogenspiegel kann z. B. die Bindung von Schilddrüsenhormonen an Transporteiweiße (wie TBG – Thyroxin-Bindendes Globulin) erhöhen. Dadurch steht weniger freies, also aktives, T3 und T4 zur Verfügung. Das kann zu Symptomen einer leichten Unterfunktion führen, obwohl die Schilddrüse selbst gesund arbeitet.
Progesteron dagegen unterstützt die Schilddrüsenfunktion, indem es die Hormonaufnahme in die Zellen verbessert und den Einfluss von Östrogen ausgleicht. Wenn zu wenig Progesteron vorhanden ist, gerät also auch die Schilddrüsenaktivität leichter aus der Balance.
Auch die Nebennieren hängen eng mit der Schilddrüse zusammen. Sie produzieren Cortisol, das wichtigste Stresshormon. Bei anhaltendem Stress steigt der Cortisolspiegel, und Cortisol hemmt wiederum die Umwandlung von T4 (das aus Thyreoglobulin entsteht) in das aktive T3. Das bedeutet: Je mehr Stress der Körper hat, desto weniger aktives Schilddrüsenhormon steht zur Verfügung.
Gleichzeitig wird durch dauerhaft hohen Cortisolspiegel die Ausschüttung von TSH (dem Steuerhormon der Schilddrüse) aus der Hypophyse gebremst. Die Schilddrüse reagiert also auf chronischen Stress mit einer Art Drosselung. Das kann sich zeigen durch Müdigkeit, Konzentrationsprobleme, Gewichtszunahme oder das Gefühl, „innerlich auf Sparflamme“ zu laufen.
Auch hier gilt: Die Beziehung funktioniert in beide Richtungen. Wenn die Schilddrüse zu wenig Hormone liefert, verlangsamt sich der Stoffwechsel, und der Körper gerät unter Druck, um genug Energie zu produzieren. Die Nebennieren reagieren darauf mit einer verstärkten Cortisolproduktion, was auf Dauer erschöpfend wirkt und das hormonelle Gleichgewicht weiter destabilisiert.
Schilddrüse, Eierstöcke und Nebennieren bilden ein fein abgestimmtes System, das sich gegenseitig beeinflusst. Wenn die Schilddrüse, etwa durch eine gestörte Thyreoglobulin-Produktion, weniger Hormone liefert, verändert das den Stoffwechsel und damit die Hormonbildung in anderen Organen. Umgekehrt wirken Östrogen, Progesteron und Cortisol wiederum auf die Schilddrüse zurück und bestimmen mit, wie aktiv sie arbeitet.
Dieses Wechselspiel erklärt, warum hormonelle Beschwerden selten isoliert betrachtet werden können. Zyklusstörungen, PMS, Stimmungsschwankungen, Haarausfall oder Gewichtszunahme können genauso Ausdruck einer Schilddrüsenfehlfunktion sein wie typische Unterfunktionssymptome oder umgekehrt durch ein Ungleichgewicht anderer Hormone die Schilddrüse selbst beeinflussen.
Thyreoglobulin ist ein zentrales Bindeglied in der Hormonproduktion der Schilddrüse. Es sorgt dafür, dass T3 und T4 überhaupt entstehen und verfügbar sind. Wenn dieser Prozess gestört ist, etwa durch Jodmangel, Stress, Entzündung oder Autoimmunreaktionen, wirkt sich das auf den gesamten Hormonhaushalt aus: auf Progesteron, Östrogen und Cortisol gleichermaßen.
Ebenso beeinflussen diese Hormone die Schilddrüse zurück: Östrogen verändert, wie Schilddrüsenhormone im Blut gebunden und transportiert werden, Progesteron unterstützt ihre Aufnahme in die Zellen, und Cortisol steuert ihre Aktivierung im Gewebe.
Eine gesunde Schilddrüse mit gut funktionierender Thyreoglobulin-Produktion und ein stabiles Gleichgewicht der übrigen Hormone, sind daher die Grundlage für Energie, emotionale Stabilität und hormonelles Wohlbefinden.
Praxis für ganzheitliche Naturheilkunde & Chiropraktik
Alexandra Nau
-Heilpraktikerin-