28/08/2025
*** Lust auf erneutes Kopfschütteln? Arztpraxis darf Preis für Medikament (hier: Mounjaro) nicht mehr wissen - könnte aber bei Verordnung Gefahr laufen, unwirtschaftlich verordnet zu haben - und in Regress genommen zu werden ***
Worum geht es? Wenn wir ein Medikamente verordnen, so können wir die Kosten, die der Krankenkasse bei Verordung des Medikaments entstehen, immer einsehen. Somit ist es für uns möglich (und sicherlich auch wichtig), Preise vergleichen und wirtschaftlich verordnen zu können - denn hierzu ist man als Arztpraxis verpflichtet.
Achtung: Jetzt kommt es:
Die Ampel-Regierung sorgte dafür, dass es die Möglichkeit für Pharmafirmen gibt, mit den Krankenkassen "vertrauliche Erstattungsbeträge" für Medikamente zu verhandeln. Vertraulich heißt: Niemand sieht den Preis, den die Krankenkasse der Pharmafirma für eine Verordnung bezahlt. Nicht der verordnende Arzt, nicht die Apotheke. Niemand! Lediglich der Ursprungspreis - nennen wir ihn mal UVP - ist für uns einsehbar.
Die Firma Lilly hat nun für das Medikament "Mounjaro" einen vertraulichen Erstattungspreis verhandelt. Das heisst ab sofort für uns:
Wenn ein Diabetespatient aktuell eine Indikation für die Therapie mit einem GLP-1-Analogon (aktuelle Präparate Ozempic und Mounjaro) hat, so ist es für uns überhaupt nicht möglich, die Preise beider in Frage kommenden Medikamente zu vergleichen.
Die ist gleichbedeutend mit der Situation, in einen Supermarkt zu gehen, bei dem keinerlei Preise ausgezeichnet sind. Man füllt den Einkaufswagen, bezahlt per Karte einen unklaren Betrag und muss sich irgendwann vorwerfen lassen, man habe viel zu teuer (=unwirtschaftlich) eingekauft.
Nur dass diese Nachfrage für uns Ärzte real ist, und zwar dann in Form von Regressen - wegen Unwirtschaftlichkeit! Denn diese sind aktuell für Mounjaro weiterhin möglich! Glaubt ihr nicht? Lest Euch gerne den verlinkten Artikel des Deutschen Ärzteblatts durch.
Alle angehenden Ärzte für die Niederlassung: Viel Spass im zukünftigen Arztberuf unter den gegebenen Bedingungen.
Unsere Empfehlung für den Berufseinstieg: Erstmal Geld auf die hohe Kante legen, bevor ihr euer erstes Rezept ausstellt. Eine einzige Verordung Mounjaro wäre schonmal ein denkbarer Regress von ca. 800Euro - aus privater Tasche.
PolitikRegressrisiko bei vertraulichen Erstattungsbeträgen bleibt unbekanntMittwoch, 27. August 2025/pachaileknettip, stock.adobe.com1Berlin – Die erstmalige Vereinbarung eines vertraulichen Erstattungsbetrags für den GLP1- und GIP-Rezeptoragonisten Tirzepatid führt zu bisher ungeklärten Frage...