03/09/2025
Ich bin nicht, was ich tue. Und auch nicht, was ich falsch mache.
In meiner Arbeit als Heilpraktikerin für Psychotherapie erinnere ich meine Klient:innen oft daran: Du bist nicht dein Fehler. Du bist nicht dein Versagen.
Wir alle erleben Momente, in denen wir scheitern. Wir treffen schlechte Entscheidungen. Wir sagen Dinge, die wir später bereuen. Aber: Gute Menschen tun manchmal schlechte Dinge. Fehler machen ist menschlich – sie definieren uns nicht.
Diese Erkenntnis ist nicht nur zentral in der Therapie, sondern war für mich persönlich auch essenziell. Denn auch ich habe gezweifelt. An mir. An meinem Weg. An meiner Fähigkeit, durch schwierige Zeiten hindurchzukommen. Und doch war da immer eine Idee in mir – eine Vision, die unabhängig von meinen Unsicherheiten existiert hat.
Und dann, als hätte das Leben genau diesen Moment gewählt, wurde mir nach fünf Jahren – mitten in einer meiner herausforderndsten Zeiten – ein europäisches Patent erteilt.
WER? Ich?
Ja. Ich.
Wie alles begann: mit einem Kinderlachen
Die Idee kam nicht aus einem Labor. Sie entstand an einem Frühstückstisch in einem Restaurant – durch einen Moment mit meiner vierjährigen Tochter, der alles verändert hat.
Sie saß am Tisch, trank aus einem Glas und plötzlich lachte sie laut, frei und voller Freude. Sie hatte durch das Glas, durch Licht und Sonnenstrahlen, ihr eigenes Spiegelbild entdeckt – und war fasziniert.
Ich schaute ebenfalls hinein. Und sah – mich. Ein stiller Moment, ein Aha-Effekt, ein Impuls, der mich nicht mehr losließ.
Ich begann zu recherchieren, zu suchen, zu fragen. “Gibt es so etwas? Kindergeschirr mit einem integrierten Spiegel?” Die Antwort nach fast einem Jahr: Nein. Es gab es nicht.
Doch genau das war der Anfang. Was es nicht gab, haben wir entwickelt. Und jetzt gibt es das.
Ein Spiegel im Teller: Eine therapeutische Idee wird ein Produkt
Was zunächst als kreative Idee im Kontext meiner therapeutischen Arbeit entstand, wurde ein konkretes Produkt: Kindergeschirr mit integriertem Spiegel – “Tableware with a Mirror for Treating Eating Disorders”.
Was auf den ersten Blick verspielt oder dekorativ erscheinen mag, basiert auf fundierten Erkenntnissen aus der kognitiven Verhaltenspsychologie und Neuroforschung.
Was zeigen Studien? Die neuronale Reaktion auf das eigene Spiegelbild unterscheidet sich signifikant von der Reaktion auf fremde oder bekannte Gesichter. Die visuelle Selbstwahrnehmung aktiviert Hirnareale, die mit Selbstakzeptanz, Motivation und emotionaler Regulation in Verbindung stehen. Gerade bei Kindern – in sensiblen Entwicklungsphasen – kann der gezielte Einsatz von Selbstspiegelung positive Effekte auf das Selbstbild und die Beziehung zum eigenen Körper und zum Essen haben.
Essen sehen. Sich selbst sehen. Gesund wachsen.
Das Geschirr ist mehr als funktional oder dekorativ. Es motiviert Kinder auf natürliche Weise: “Iss auf – dann kannst du dich sehen!” Ein Satz, der lächeln lässt – und gleichzeitig psychologisch wirkt.
Die wiederkehrende Begegnung mit dem eigenen Spiegelbild fördert langfristig eine gesündere Selbstwahrnehmung und stärkt die Entwicklung einer positiven Beziehung zum Essen. Ein Spiegel im Teller – ein Spiegel fürs Selbst.
Wir brauchen mehr Spiegel. Die richtigen.
Natürlich begegnen wir im Alltag unzähligen Spiegeln – im Bad, im Fahrstuhl, im Smartphone. Aber es gibt auch andere Spiegel: Menschen, Reaktionen, Urteile. Doch diese sozialen Spiegel sind verzerrt. Sie zeigen nicht, wer wir wirklich sind, sondern oft nur, wie andere uns sehen wollen – oder können.
Wirkliche Selbstwahrnehmung braucht mehr. Sie braucht den Blick auf sich selbst – ehrlich, direkt, unzensiert. Und je öfter Kinder diesen echten Spiegel sehen – nicht als Kontrolle, sondern als Begegnung –, desto eher entwickeln sie ein stabiles, gesundes Selbstbild.
Vom therapeutischen Raum auf den Esstisch
Diese Idee ist nicht aus einem Designstudio entstanden – sondern aus einem Moment zwischen Mutter und Tochter. Sie verbindet Wissenschaft, Alltag, Intuition und therapeutisches Wissen.
Sie entstand aus Liebe, wurde durch Zweifel geprüft und ist jetzt durch ein Patent geschützt.
Ich bin stolz auf dieses Produkt. Und auf den Weg, der mich hierhergeführt hat – mit all seinen Unsicherheiten, Fehlern und dem wertvollsten aller Impulse: Ein Kinderlachen.
Denn ich habe gelernt: Ich bin nicht meine Fehler. Und meine Ideen verdienen es, zu leben.