14/11/2025
Tagebuch…
Ja… hab geschlafen. War auch völlig am Ende. Mental und körperlich.
Gestern waren die Mama und ich beim letzten Geleit.
Ich weiß nicht, ob es eine gute Idee war, im Nachhinein wohl eher nicht. Ich dachte , ich behalte dich „ einfach so“ in Erinnerung. Aber dieses Gefühl, dass es nicht wahr ist, hat mich dann doch dazu bewegt, dich nochmal sehen zu wollen.
Keine Frage, das Pflegepersonal hat es wirklich „ schön“ gemacht. Du warst hübsch angezogen. Dein gehäkeltes Tuch und die Kette mit der Eule um. Und trotzdem… das warst du gar nicht mehr. Hab mich fürchterlich erschrocken, weil ich plötzlich dachte, du hättest „ geatmet „. Obwohl ich das alles weiß, was Pflege, Intensivpflege, Sterbebegleitung und Sterbeprozess angeht. Das will ja niemand wissen, wenn es um Familie, Freunde geht.
Gemeinsam mit deinen Kindern hab ich im Raum der Stille gewartet, bis du bereit für den letzten Gang warst. Hinterhergegangen…
Das alles ist nichts für Feiglinge… man steht es einfach nur durch.
Für mich persönlich hab ich es viel zu oft durchgemacht. Mein Baby, mein Papa, meine Freundin, mein Mann und mein Sohn.
Die Menschen, die man gar nicht loslassen will. Meinen Sohn zu verlieren, das hat mich zerbrochen. Ich bin nicht mehr die, die ich mal war. Ein großer Teil von mir ist mitgegangen und im Herzen weiß ich, dass es dieser Teil ist, der den Kontakt durch alle Welten ermöglicht. Allen, mit denen wir in Liebe und Freundschaft verbunden sind, die vorangehen müssen.. geben wir einen unterschiedlich großen Teil unserer… ich weiß es nicht .. vielleicht sowas wie „ Seele“ mit. Diese Anteile sprechen noch dieselbe Sprache. Wir können sie vielleicht riechen, hören oder sogar sehen. Das macht manchmal den „ Verlust“ etwas leichter.
Gestern hatte ich das innere Bedürfnis, möglichst viele Menschen aus meinem „ Dunstkreis „ zu umarmen… und ihnen zu sagen, dass ich sie liebhabe.
Man weiß ja nie… Hab sogar deinen Schwiegersohn umarmt , ähnlich wie mein Sohn… der verfällt auch immer in Schockstarre.. hihi. Ich weiß, du hättest dich „ weggeschmissen“. Das hat uns so verbunden.. das nicht mit der Herde mittraben.
Ich konnte nicht direkt nach Hause fahren, meine Puddingknie und mein Kreislauf waren dagegen.
Die Mama und ich haben in Jever einen Kaffee getrunken und ich musste was essen und meine Medis einwerfen.
Wir haben auf dem Rückweg auch mal was zum Essen eingekauft. Was ich jetzt mit Spitzkohl und Paprika soll….weiß ich zwar noch nicht… wird schon.
Ich habe noch im Hellen unsere Federlis und die Lila gefüttert und hatte hinterher das Gefühl, es müsste mindestens 23 Uhr sein…
Wir waren gerade schon alle draußen. … schnell wieder drinnen. Das da draußen ist wirklich November. Grau , regnerisch und bäh.
Ich habe heute ja keine Ladenzeit und werde die Zeit für mich nutzen… Ich sammle mich. Find ich sehr passend. Sich sammeln. Alles was gerade so gefühlt in Chaos geraten ist, versuchsweise wieder zusammenzubauen. Das wird in der nächsten Zeit eine Herausforderung sein